Filmemacher Joe Johnston bekam einen Oscar für die besten visuellen Effekte ("Raiders of the Lost Ark", 1981), als Regisseur war er für "Jurassic Park III" zuständig. "Wolfman"-Kostümbildnerin Milena Canonero ist fast schon ein Dauergast bei Oscar-Galas: Bei acht Nominierungen bekam sie dreimal die begehrte Trophäe, unter anderem für "Marie Antoinette" (2006) und "Barry Lyndon" (1975). Die Meriten von Johnston und Canonero deuten es an: "Wolfman" ist ein Kostümspektakel - mit Lust an der Verwandlung vom Mensch zum Tier.
Wo im Original noch die Schatten eines Schäferhundes einen Werwolf-Angriff andeuteten, heißt es nun visuell klotzen statt kleckern: Riesige, zähnefletschende Bestien, die Menschen die Gliedmaßen abbeißen und umherschleudern. Längst vergangen sind die Zeiten, in denen das Grauen durch minimale technische Mittel erzeugt werden musste: In der Version von 1941 entdeckt Talbot den Beginn seiner Werwolf-Verwandlung daran, dass an seinen Füßen unnatürlich viele Haare gewachsen sind. Dann folgt ein Schnitt. Im Remake trügt kein Schatten das Bild, wenn Benicio Del Toro sich im Gefängnis vor hundert Wissenschaftlern und Aufsehern in einen Werwolf verwandelt. Als hungrige Bestie findet er dann einen reich gedeckten Tisch vor.
Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Wenn der Wolf im Manne erwacht und sich der Mensch verabschiedet, bleibt nur noch die Tier gewordene Wut und die Gier nach Blut zurück: Vor dem Hintergrund viktorianischer Düsternis nimmt sich Regisseur Joe Johnston auf atemberaubend packende Weise des Werwolf-Mythos an und er kann sich bei seinem Monster-Remake ganz auf das Charisma zweier Leinwandgötter mit Biss verlassen. So wird Benicio Del Toros tierische Raserei elegant von einem großartig zurückgenommenen, aber nicht minder verstörenden Anthony Hopkins darstellerisch austariert. Horror ohne Maulkorb!
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