Saß in Thailand fest

Vor Zwangsehe geflohen: „Familie wird mich töten“

Ausland
07.01.2019 16:52

Eine 18-Jährige aus Saudi-Arabien ist gegen ihren Willen am Flughafen von Bangkok festgehalten worden. Die junge Frau hatte sich zuvor in einer Videobotschaft verzweifelt gezeigt. Sie war vor ihrer Familie geflohen, um einer Zwangsehe und Misshandlungen zu entgehen. „Wenn sie mich zurückschicken, werden sie mich töten. Ich kenne meine Familie“, erzählt Rahaf Mohammed M. Alkunun in einem Video, das sie am Sonntag ins Netz stellte. Die Behörden in Thailand erklärten schließlich am Montag, man werde die junge Frau nicht zur Ausreise zwingen. Nun konnte der Teenager das Flughafengelände verlassen.

Rahaf Mohammed M. Alkunun war auf Bangkoks Flughafen von Botschaftsvertretern gestoppt worden. Man habe ihr den Pass abgenommen, teilte Human Rights Watch der Nachrichtenagentur AFP mit. Wie der Chef der thailändischen Einwanderungsbehörde, Surachate Hakparn, erzählte, habe die junge Frau keine Papiere besessen, kein Rückflugticket und kein Geld.

Sie sei von zu Hause geflohen, um einer Zwangsehe zu entgehen. Jetzt habe sie Angst, dass „sie Schwierigkeiten bekommen könnte, wenn sie nach Saudi-Arabien zurückkehrt“. Nachdem ihr der Pass weggenommen wurde, hielt sie sich in einem Flughafenhotel auf. „Das sind Familienprobleme“, fügte er hinzu. Nach Angaben von Human Rights Watch hatte die junge Frau einen Ausflug mit der Familie nach Kuwait genutzt, um sich von ihrer Familie abzusetzen. Wie sie sich das Ticket für eine Maschine der Kuwait Airways nach Bangkok sowie ein Visum für Australien beschaffen konnte, ließ sich zunächst nicht klären.

„Werden sie nicht zur Ausreise zwingen“
Alkunun hätte am Montagmorgen nach Saudi-Arabien zurückgeschickt werden sollen, durch das enorme internationale Medieninteresse wurde eine das jedoch verhindert. Die 18-Jährige hatte am Wochenende ein Twitter-Konto eingerichtet, um laufend über ihr Schicksal zu berichten. Bis Montagabend zählte dieser bereits 50.000 Follower. Sogar die deutsche Bundesregierung setzte sich für die junge Frau ein. Die thailändischen Behörden teilten schließlich mit, man werde sie „nicht zur Ausreise zwingen“. In Begleitung von Mitarbeitern des UN-Flüchtlingshilfswerks traute sich die junge Frau mittlerweile, das Flughafengelände zu verlassen.

18-Jährige will nach Australien
Die 18-Jährige hatte zuvor betont, sie habe gar nicht nach Thailand einreisen wollen, sondern habe sich auf dem Weg nach Australien befunden, wo sie Asyl beantragen wolle. Sie wolle den körperlichen und seelischen Misshandlungen durch ihre Familie in Saudi-Arabien entgehen.

„Werden mich töten, sobald ich aus der Haft komme“
„Meine Familie ist sehr streng“, erklärte die 18-Jährige. So sei sie ein halbes Jahr lang in ihrem Zimmer eingeschlossen worden, weil sie sich die Haare habe schneiden lassen. Sie sei sich sicher, dass sie ins Gefängnis kommen werde, sollte sie nach Saudi-Arabien zurückkehren. „Und ich bin mir hundertprozentig sicher, dass sie mich töten werden, sobald ich aus der Haft komme.“ Sie habe Angst und habe alle Hoffnung verloren, erzählte sie, nachdem man ihr die Reisedokumente weggenommen hatte.

Familien können „ungestraft“ weibliche Mitglieder misshandeln
Der Vizechef von Human Rights Watch Asia, Phil Robertson, kritisierte das Verhalten der thailändischen Behörden. „Welches Land erlaubt es Diplomaten, im geschlossenen Flughafenbereich herumzuspazieren und die Pässe von Passagieren zu beschlagnahmen?“, meinte er gegenüber der AFP. Er verwies darauf, dass Familien in Saudi-Arabien „ungestraft“ weibliche Mitglieder misshandeln könnten.

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