Krankhaft dick

Seltener Gendefekt führt zu starkem Übergewicht

Wissenschaft
04.02.2010 10:25
Schweizer Forscher haben einen genetischen Defekt entdeckt, der das Risiko für starkes Übergewicht vervielfacht. Die Mutation ist aber sehr selten: Betroffen sind 0,7 Prozent der krankhaft fettleibigen Menschen. Der Defekt liegt auf dem Chromosom 16 des menschlichen Erbguts, wie die Universität und das Universitätsspital Lausanne am Mittwoch mitteilten. Betroffenen Personen fehlen ungefähr 30 verschiedene Gene.

Die genaue Funktion dieser Gene ist noch unbekannt, doch ihr Fehlen hat fatale Auswirkungen. Schon früher hatte sich nämlich gezeigt, dass viele Kinder mit diesem Defekt Probleme mit der geistigen Entwicklung haben oder Anzeichen von Autismus aufweisen. Zudem fiel einem Team um Sebastien Jacquemont am Unispital Lausanne in einer Studie mit 33 Betroffenen auf, dass alle Träger des Defekts auch stark fettleibig waren.

Gemeinsam mit britischen und französischen Kollegen untersuchten die Lausanner Forscher, ob wirklich ein Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und der Anomalie auf dem Chromosom 16 besteht. Sie analysierten zuerst das Erbgut einer Gruppe von übergewichtigen Personen und dann von 16.000 zufällig ausgewählten Personen aus der Bevölkerung.

Gendefekt führt meist zu Fettleibigkeit
Insgesamt fanden die Forscher den Gendefekt bei 50 Personen, wie sie im Fachmagazin "Nature" berichten. Die meisten von ihnen waren fettleibig. Nur ein einziger Betroffener hatte Normalgewicht, wie Jacquemont auf Anfrage sagte. Allerdings habe diese Person unter anderen Krankheiten gelitten.

Die Forscher folgern aus den Daten, dass die Träger des Erbdefekts ein etwa 50-mal höheres Risiko haben, krankhaft fettleibig zu werden. Laut einer Mitteilung des beteiligten Imperial College in London sind Betroffene als Kleinkinder zwar normalgewichtig. In der Kindheit werden sie aber übergewichtig und als Erwachsene dann fettleibig.

Suche nach weiteren Genvarianten
Die Forscher glauben, dass es noch weitere Genvarianten gibt, die für erhöhtes Übergewichtsrisiko verantwortlich sind. Die einzelnen Mutationen seien wohl sehr selten, sagte der Erstautor der Studie, Robin Walters vom Imperial College. Insgesamt könnten genetische Effekte aber die Gewichtsprobleme vieler Fettleibiger erklären.

Auch andere verbreitete Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck sind vielleicht zum Teil auf Genveränderungen zurückzuführen, wie Jacques Beckmann von der Universität Lausanne im Communiqué zitiert wird. Die Entdeckung solcher genetischer Ursachen ermögliche es, gezielte Therapien zu entwickeln.

Die Forscher betonen, dass die meisten Fälle von Übergewicht auf diverse Ursachen zurückzuführen sind. Als wichtigste Gründe werden ungesundes Essen und Bewegungsmangel angesehen. Die Studie zeige aber, dass es Fälle von Übergewicht gebe, in denen Umweltfaktoren kaum eine Rolle spielten.

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