Tiroler verurteilt

126 Anleger fielen auf „Luftschlösser“ herein

Tirol
11.09.2018 14:26

Mit ernsten Mienen verfolgten etliche von insgesamt 126 (!) Geschädigten einen Betrugsprozess am Landesgericht: Dort musste sich ein Unterländer ausgerechnet an seinem 50. Geburtstag verantworten. Er soll bei Immobiliengeschäften mindestens 4,4 Millionen Euro der Investoren in den Sand gesetzt haben. Dafür gab es in erster Instanz drei Jahre Haft.

Der Vermögensberater und Versicherungsmakler steckt selbst in der Misere, er gab knapp 400.000 Euro persönliche Schulden bei 850 Euro verbliebenem Monatseinkommen an. 2011 gründete er mit einem Kompagnon eine Firma, die im Unterland Grundstücke kaufen, darauf Immobilien bauen und diese gewinnbringend verkaufen wollte. Als Finanzverantwortlicher überzeugte er insgesamt 126 Investoren von diesem Geschäftsmodell. Der Gewinn sollte geteilt werden, Verluste wurden ausgeschlossen!

Verlockendes Angebot
Die Folge: Viele „Normalbürger“ vertrauten dem Angeklagten ihr Erspartes an, ein vermögender Kunde stellte eine Million Euro zur Verfügung. Insgesamt flossen 8 Millionen Euro für Projekte in Kitzbühel, Ellmau, Scheffau, Wörgl, Wildschönau, Bad Häring und in der Wachau (NÖ). Leider blieb es oft bei „Luftschlössern“: „Nur drei der sieben Projekte wurden überhaupt realisiert“, trug der Staatsanwalt zu Prozessbeginn vor. Teils scheiterten die Ideen nach diversen Kosten schon beim Grundstückskauf, teils bei Genehmigungen oder am Denkmalschutz. Trotzdem, so der Betrugsvorwurf, soll der 50-Jährige den Investoren Renditen von bis zu 20 Prozent vorgegaukelt haben.

Laut Abrechnungen bis zu 20 Prozent Rendite
Dazu wurden auch vermeintliche Abrechnungen vorgelegt. „Viele Kunden investierten daher gleich in das nächste Projekt“, rekapitulierte der Staatsanwalt die Zeit bis ins Jahr 2015. Ein Opfer am Randes des Prozesses zur „Krone“: „Er hat uns immer hingehalten, belogen und mit neuem Geld alte Löcher gestopft.“ Zugute gehalten wurde dem Angeklagten, dass er sich nicht selbst bereichert hatte und zu Beginn wohl keine Betrugsabsicht bestand. Daran knüpfte auch die Verteidigung an und plädierte auf Freispruch. Der Angeklagte bezeichnete sich eingangs als „nicht schuldig“, die Idee zum Geschäftsmodell habe sein Kompagnon (der im Verfahren nur Zeuge ist) gehabt.

Anonyme Anzeige, dann Hausdurchsuchung
Eine anonyme Anzeige rief dann die Staatsanwaltschaft auf den Plan, die nach Hausdurchsuchungen in dreijährigen Ermittlungen die gesamten Unterlagen und Konten penibel durchforstete. Letztlich soll kein einziges Projekt je einen Gewinn abgeworfen haben.

Drei Jahre Haft
Eher unerwartet für alle Beteiligten kam es schon am Montag zu einem Urteil, nach fast 13-stündiger Verhandlungsdauer. Der Immobilien-Geschäftsmann erhielt vom Schöffensenat drei Jahre Haft. Er erbat sich Bedenkzeit, das Urteil ist daher noch nicht rechtskräftig.

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