36 Jahre nach Mord

Chilenischer Sänger Victor Jara feierlich beerdigt

Ausland
06.12.2009 13:07
Mehr als 36 Jahre nach seiner Ermordung unter der Diktatur von Augusto Pinochet ist der chilenische Gitarrist und Sänger Victor Jara in seinem Heimatland feierlich beerdigt worden. Rund 3.000 Menschen begleiteten am Samstag den Sarg in einem Trauermarsch durch die chilenische Hauptstadt Santiago zum Friedhof Cementario General. Viele trugen Nelken, rote Fahnen und Bilder des Sängers und riefen "Victor lebt im Herzen seines Volkes".

Die Bestattung in Santiago war der Höhepunkt des dreitägigen Gedenkens an den 1973 ermordeten Sänger, der damals heimlich begraben worden war. Nun sollte er auf würdevolle Weise offiziell bestattet werden.

Auftakt des Gedenkens war am Donnerstag eine Zeremonie in Santiago in Anwesenheit von Jaras britischer Witwe Joan Turner, ihrer beiden Töchter Manuela und Amanda sowie Persönlichkeiten aus Politik und Kultur. Die Angehörigen hatten sich um den exhumierten und restaurierten Sarg des Sängers versammelt, in dem er am 18. September 1973 heimlich begraben worden war. Der Sarg war im Juni zu gerichtsmedizinischen Untersuchungen von Jaras Überresten ausgegraben worden.

Nach mehrtägiger Folter erschossen
Der damals 39 Jahre alte Jara war wenige Stunden nach dem Militärputsch vom 11. September 1973 verhaftet und in das zum Folterlager umgewandelte Zentralstadion der Hauptstadt gebracht worden. Dort wurde der linksgerichtete Liedermacher, der auch Schauspieler und Theaterregisseur war, nach mehrtägiger Folter erschossen.

Jara wurde zum Symbol für die Brutalität der Pinochet-Diktatur. Das Stadion, in dem Jara zusammen mit 5.000 Gefangenen inhaftiert war, wurde 2003 offiziell nach ihm benannt. Unter Pinochets Herrschaft zwischen 1973 und 1990 wurden in Chile nach offiziellen Angaben mehr als 3.000 Menschen getötet oder verschwanden spurlos.

"Er lebt immer noch unter uns"
An der am Donnerstag begonnenen Totenwache und der Beisetzung nahmen Hunderte Künstler, Hochschullehrer, Arbeiter und Menschenrechtler teil. "Er lebt immer noch unter uns und ich fühle, dass diese Ehrung notwendig war, auch 36 Jahre später", sagte die Vorsitzende der Vereinigung der Angehörigen von verschleppten Verschwundenen des Pinochet-Regimes, Viviana Diaz.

Jaras Lieder wie "Te recuerdo Amanda", "Plegaria del Labrador" oder "El cigarrito" wurden durch den kubanischen Sänger Silvio Rodriguez, die argentinische Sängerin Mercedes Sosa und ihre spanischen Kollegen Joan Manuel Serrat und Ana Belen unsterblich. Jaras Witwe sagte bei einer Gedenkfeier am Freitag: "Chile hat mir das Schönste im Leben gegeben und genommen."

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