Mini-Kameras ab Herbst

Verstärkung für die Polizei vom „großen Bruder“

Steiermark
27.07.2018 06:30

„Big brother is watching you“, schrieb George Orwell in seinem Roman „1984“ - der „große Bruder“ schaut zu, zumindest, wenn man sich nicht zu benehmen weiß. Immer mehr Institutionen - von der Polizei bis zu den ÖBB - schaffen Bodycams, also Körperkameras, an, um ihr Personal vor Übergriffen zu schützen. Den kleinen Kameras wird eine abschreckende Wirkung nachgesagt.

Die Grazer Polizei hatte ein Jahr lang vier Bodycams im Einsatz. Seit Februar 2018 ist die Testphase abgeschlossen. Laut dem Innenministerium werden jetzt für ganz Österreich mehrere hundert Bodycams angeschafft, demnächst („im dritten Quartal“) sollen sie quasi zur Standardausrüstung gehören. Man habe die Erfahrung gemacht, dass die Mini-Kameras beim Gegenüber eine „beruhigende Wirkung“ haben, berichtet Christoph Pölzl, der Sprecher des Innenministeriums. Außerdem sei das Videomaterial eine Absicherung - falls hinterher jemand sagt, die Polizei hätte sich nicht korrekt verhalten.

Justizminister will Körperkameras testen
Auch Justizminister Josef Moser (VP) will Bodycams für die Justizwache, und das lieber heute als morgen. Denn die Situation in den Gefängnissen, auch jenen in der Steiermark, ist mehr als angespannt: Die Häftlingszahlen sind hoch, es gibt immer mehr Insassen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und einen Personalmangel. Reibereien stehen an der Tagesordnung. Der Minister erhofft sich durch die Körperkameras eine „deeskalierende Wirkung“.

Seit 11. Juni haben die Bundesbahnen in der Steiermark die kleinen Kameras im Einsatz. Sechs Stück stehen den Zugbegleitern zur Verfügung. „Bevor sie aktiviert werden, müssen die Passagiere darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie gefilmt werden“, erklärt ÖBB-Sprecher Christoph Posch, „das passiert nur in Situationen, in denen es erforderlich ist“ - also wenn Leute durchdrehen oder gar handgreiflich werden.

„Subjektives Sicherheitsgefühl“
Die erste Bilanz fällt positiv aus: Seit der Einführung seien derartige Vorfälle „auf Null zurückgegangen“, sagt Posch. Für ein abschließendes Urteil sei es aber noch früh - „wir werden das weiter beobachten“. Die Rückmeldungen der Fahrgäste seien durchwegs positiv: „Das subjektive Sicherheitsgefühl wurde gestärkt“, meint der Sprecher.

In Tirol wurde heuer der Sicherheitsdienst in den Landesspitälern mit Bodycams ausgestattet, weil immer wieder Patienten und Angehörige „auszucken“ würden, wie es damals hieß. Bei der steirischen KAGes sei das derzeit aber „kein Thema“, wie Sprecher Reinhard Marczik betont.

Attacken auf Grazer „Park-Sheriffs“
Nach Problemen mit aggressiver „Kundschaft“ hat man auch beim Grazer Parkraumservice (GPS) überlegt, ob man die „Park-Sheriffs“ mit Bodycams ausstatten soll. Diese Pläne sind - zumindest vorerst - vom Tisch. Alexander Lozinsek, Chef des GPS, sagt: „Beleidigungen und Beschimpfungen unserer Mitarbeiter kommen zwar öfter vor, sie deswegen mit Kameras auszustatten, wäre aber aus meiner Sicht übertrieben.“

Mit körperlichen Übergriffen habe man derzeit kaum Probleme: „Das passiert vielleicht einmal im Jahr“, wiegelt Lozinsek ab. Sollten es aber in Zukunft wieder vermehrt zu solchen Vorfällen kommen, „sind Bodycams für uns sicher ein Thema“, stellt er klar.

Ein Interview mit Datenschützer Hanz Zeger lesen Sie in der Freitagausgabe der „Steirerkrone“.

Gerald Richter
Gerald Richter
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