Wetter spielt mit!

Heute Abend: Rekord-Mondfinsternis und naher Mars

Wissenschaft
27.07.2018 05:30

Wenn die Meteorologen recht haben, dann wird die längste totale Mondfinsternis des gesamten 21. Jahrhunderts, die heute Abend stattfindet, bei optimalem Wetter über die Bühne gehen. „Das wird etwas ganz Feines“, freut sich Star-Physiker Werner Gruber auf ein nächtliches astronomisches Doppel, denn nicht nur der Vollmond tritt in den Schatten der Erde ein und färbt sich durch deren Streulicht rot (man spricht daher auch von einem „Blutmond“), auch unser Nachbarplanet, der Mars, wird mit freiem Auge und so gut sichtbar sein wie nur alle 15 Jahre.

Um 20.30 Uhr wird der Vollmond bereits partiell verfinstert aufgehen. Vom linken Rand aus breitet sich die Verfinsterung dann bis zur um 21.30 Uhr beginnenden Totalität aus, die mit einer Dauer von einer Stunde und 43 Minuten die längste Mondfinsternis im 21. Jahrhundert sein wird. Mondfinsternisse gibt es nur bei Vollmond, dabei tritt der Erdtrabant in den Schatten der Erde. Dieses Himmelsphänomen kann ohne Fernrohr betrachtet werden, wenngleich der Blick durch das Teleskop einen besseren dreidimensionalen Einblick liefert.

Streulicht der Erde macht Mond zum „Blutmond“
Ab etwa 22 Uhr wird es in Mitteleuropa dunkel genug sein, dass der Mond als rötliche Scheibe im Südosten gut sichtbar wird. Die rote Färbung - man spricht in diesem Zusammenhang von einem „Blutmond“ (Bild unten) - kommt übrigens vom Sonnenlicht, das von der Erdatmosphäre in Richtung des Erdtrabanten gestreut wird. Kurz vor Ende der Totalität um exakt 23.14 Uhr wird der Blick auf den dunkelroten Vollmond voraussichtlich am lohnendsten, weiß Alexander Pikhard, der Chef der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA).

Zusätzlich gute Sicht auf nahen Mars
Zusätzlich zur Mondfinsternis gibt es auch noch gute Sicht auf den Mars. Er wird - vorausgesetzt es gibt keine störenden Wolken - als ungewöhnlich heller Lichtpunkt senkrecht unter dem roten Mond zu sehen sein. Der Rote Planet steht nicht nur in „Opposition“ - also exakt auf der anderen Seite der Erde als die Sonne -, sondern befindet sich zu diesem Zeitpunkt auch noch an einem der sonnennächsten Punkte (dem sogenannten Perihel) seiner Bahn um das Zentralgestirn unseres Sonnensystems.

Was zur Folge hat, dass die Distanz zwischen Mars und Erde bei der sogenannten Perihelopposition besonders gering ist - in astronomischen Dimensionen natürlich. Denn der Abstand am Freitag beträgt immer noch rund 60 Millionen Kilometer. Am 31. Juli sind es dann gar „nur“ knapp 58 Millionen Kilometer. Zum Vergleich: Der geringste Abstand des Mars zur Erde beträgt 54 Millionen Kilometer, die größte Entfernung 401 Millionen Kilometer.

Mars kommt Erde erst wieder 2035 so nahe
In den Genuss einer Perihelopposition kommen Himmelsbeobachter nur alle 15 bis 17 Jahre. Zuletzt kamen sich die beiden Planeten 2003 mit 55,8 Millionen Kilometern so nahe, nächstes Mal wird es erst 2035 wieder so weit sein. In dieser aus Erdperspektive besonderen Position ist der Mars nicht nur die ganze Nacht über zu sehen, er leuchtet „sogar heller als der Riesenplanet Jupiter, und das in seinem typischen, auffälligen Rot“, erläutert WAA-Experte Pikhard.

Unter diesen Umständen lässt sich der Rote Planet theoretisch besonders gut beobachten: „Bei 60-facher Vergrößerung erscheint Mars im Fernrohr so groß wie der Vollmond mit bloßem Auge“, heißt es seitens der WAA, die am Abend an mehreren Orten in und rund um Wien zum Public Viewing lädt. Damit die Mars-Oberfläche aber tatsächlich gut zu sehen ist, bräuchte es neben möglichst wenigen irdischen Wolken auch ein wenig kosmisches Wetterglück. Doch danach sieht es nicht aus, da auf dem Mars seit einigen Wochen ein Staubsturm tobt (krone.at berichtete), der von der NASA seit Ende Juni als „planeten-umspannendes Staubereignis“ eingestuft wird, das noch lange Zeit anhalten könnte.

Marsopposition und Mondfinsternis extrem selten
Das sehr seltene und rein zufällige Zusammentreffen von Marsopposition und Mondfinsternis bringt einen ganz besonderen Anblick mit sich - so man nicht auf eine Wolkendecke schaut: Senkrecht unter dem roten Mond erscheint nämlich der ebenfalls rote Mars als heller Lichtpunkt. „Das ist in der Tat ein extrem seltener und sicherlich beeindruckender Himmelsanblick“, erläutert Pikhard, der sich „zu unseren Lebzeiten“ so nicht wiederholen werde.

 krone.at
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