„Black Labyrinth“

Korn-Mastermind Jonathan Davis auf Solopfaden

Musik
24.06.2018 07:00

Nach langer Arbeitszeit hat Korn-Mastermind Jonathan Davis nun endlich seine Soloplatte veröffentlicht. Auf „Black Labyrinth“ legt er persönliche Gedanken frei und experimentiert gewohnt selbstsicher mit unterschiedlichsten Soundwelten. Im Interview ließ er uns an seiner Gedankenwelt teilhaben.

(Bild: kmm)

Mehr als zehn Jahre hat Korn-Mastermind Jonathan Davis gebraucht, um endlich seine lang angekündigte und heiß ersehnte erste Soloplatte „Black Labyrinth“ zu veröffentlichen. Immer wieder kamen ihm seine Hauptband oder andere Projekte dazwischen, zudem ist er Familienvater und allerorts umtriebig. „Es ist schon toll, endlich etwas rausgebracht zu haben und den Leuten präsentieren zu können“, erzählt er uns im Interview nach seinem Auftritt beim Nova Rock, „zudem ist das Gefühl ganz anders als bei Korn. Ich spüre einen völlig anderen Vibe.“

Weltmusik statt Nu Metal
Davis gilt mit seiner Stammband gemeinhin als Brutstätte für den einstigen Nu-Metal-Boom, doch die wilden Zeiten lässt er außen vor. Wer steil auf die 50 zugeht, der kanalisiert seine Gefühle nicht mehr ausschließlich in Aggression. Zudem hat Davis seine schwierige Kindheit ohnehin bis zum Exzess verarbeitet und muss nicht mehr bis ins letzte Detail in den eigenen Wunden stochern. Da die Songs nicht alle taufrisch sind und mache Ideen schon einige Jahre auf dem Buckel haben, klingt das Album auch dementsprechend vielseitig. Die harschen Nu-Metal-Stellen werden auf ein Minimum zurückgefahren, vielmehr ergießt sich seine markante Stimme in Balladen, im Gothic-Pop oder - besonders ungewohnt, aber nach mehrmaligem Durchlauf eindringlich - Weltmusikzitaten.

„Ich wollte niemals ein Soloprojekt machen, um dann wie Korn zu klingen - das macht keinen Sinn. Ich habe auch nie verstanden, warum Steve Perry auf seinen Soloscheiben klingt wie bei Journey.“ Angst vor dem Anderssein hatte Davis nie. Schon bei Korn tobte sich der 47-Jährige in allen Stilrichtungen aus. Frei nach dem Motto „Stillstand bedeutet Rückschritt“ suchte er stets nach dem Neuen, ohne dabei seine Wurzeln zu verleugnen. „Ich bin nicht dafür da, um Musik für jedermann zu machen und liebe es, die Leute zu fordern und zu verstören. Das beste Beispiel war das Korn-Album ,The Path Of Totality‘, wo wir mit Dubstep experimentierten. Viele waren entsetzt, andere dafür begeistert. Wir waren mit dem Album unserer Zeit voraus und das wurde erst später akzeptiert. Auch ,Follow The Leader‘ hat die gesamte Musikszene nachhaltig geprägt.“

Weitere Songs folgen
An Bescheidenheit mangelt es dem passionierten Videospiele-Nerd nicht, doch Grenzen sind für Davis zum Einreißen gedacht. „Ich habe mich auch schon im Jazz versucht und total abgedrehten Dschungel-Black-Metal gemacht. Nur weil auf ,Black Labyrinth‘ ein paar World-Music-Einflüsse zu hören sind, muss man mich nicht gleich in diese Kategorie packen. Ich habe keine Angst vor dem Neuen und Ungewohnten und es kann auch sein, dass ich bald eine Gothic- oder Black-Metal-Platte veröffentliche.“ An weiterem Material mangelt es Davis nicht, denn in mehr als einer Dekade wurden viele Songs und Songideen zusammengesammelt. „Vielleicht bringe ich ein paar davon auf einer Streamingplattform raus, vielleicht auch irgendwo extra auf Vinyl. Das muss ich mir noch überlegen.“

Mit den modernen Musikkonsumationsmöglichkeiten hat selbst ein progressiv denkender, junggebliebener Mensch wie Davis so seine Probleme. „Meine Kids konfrontieren mich immer mit diesen Soundcloud-Rappern, aber es gibt da auch gutes Zeug. In Zeiten, wo es so viel generierte und seelenlose Musik gibt, ist es umso wichtiger, deinen Kindern eine ordentliche Musikerziehung zukommen zu lassen. Als ich ein Kind war, war eines meiner erster Alben eine Platte von Styx. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie genau ich mir das Vinyl ansah, das Booklet studierte und die Platte förmlich absorbierte. Heute habe ich meine ganze Soundbibliothek hier auf meinem iPhone. Ich bin selber um nichts besser, aber die alte Magie des Musikhörens ist einfach dahin.“

Neues Korn-Album kommt
Für die nähere Zukunft hat Davis jedenfalls so einiges geplant. Auch ein zweites Soloalbum soll keinesfalls weitere zehn Jahre in Beschlag nehmen, sondern dürfte sogar schon recht bald realisiert werden. „Mein Label lässt mich tun und lassen, was ich will. Das nutze ich gut aus. Musik zu kreieren ist für mich noch immer wie Zauberei. Oft entsteht aus dem Nichts ein Song für die Ewigkeit, das ist einfach genial. Heute ist es mir am Wichtigsten, Vater zu sein und daheim an Musik zu basteln.“ Außerdem steht ja auch ein neues Studioalbum mit Korn vor der Tür, aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

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