Als gelernte Zahnarztassistentin wusste eine in Tirol lebende Kroatin nur allzu gut, dass sich in den unscheinbaren Spendenboxen mit der Aufschrift „Kinderkrebshilfe“ wertvolles Zahngold befindet. In vier Praxen griff die 26-Jährige beim angeblichen Schnuppern frech zu. Nun stand sie dafür am Innsbrucker Landesgericht.
„Ich bin schuldig und entschuldige mich“, murmelte die gepflegte blonde Frau unter Tränen. Schulden bei den Eltern in Höhe von 1400 € und eine geplante kostspielige Heirat hätten sie zum angeklagten schweren gewerbsmäßigen Diebstahl getrieben. Unter falschem Namen hatte die Kroatin zwischen Jänner und März zur Probe einen einzigen Tag in Praxen im Raum Innsbruck gearbeitet. Einer anderen Assistentin war bald aufgefallen, dass sich das Interesse der 26-Jährigen vor allem darauf richtete, wo denn das Zahngold gelagert sei.
Spenden für die Kinderkrebshilfe
Gemeint waren jene durchaus gängigen Spendenboxen, in denen gezogene Zähne samt Füllungen, Zahnbrücken usw. aufbewahrt werden. Die gefüllten Boxen werden in unregelmäßigen Abständen eingesammelt, der Erlös des Goldes kommt der Kinderkrebshilfe zugute.
Schadenshöhe schwer zu beziffern
Ein Problem beim Prozess war die Bezifferung des Schadens. „Wenn die Dose voll ist, bringt das um die 10.000 € ein“, glaubte eine betroffene Zahnärztin eine Größenordnung zu kennen. Die einschlägig vorbestrafte Angeklagte beteuerte hingegen, sie habe sämtliche Zähne bei einem Goldhändler schätzen lassen, er habe ihr aber nur 1200 € geboten. Sogar inklusive ihres Eherings, den sie nach der Scheidung verwerten wollte.
Geldstrafe und bedingte Haft
Mehr als 16.000 € Schaden machten die Zahnärzte bzw. die Kinderkrebshilfe insgesamt geltend. Die Richterin ging jedenfalls von mehr als 5000 € aus. Urteil: 1200 € Geldstrafe und fünf Monate bedingte Haft. Die Angeklagte nahm dies sofort an, der Vertreter der Kinderkrebshilfe gab vorerst keine Erklärung ab - daher nicht rechtskräftig.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB).