Triumphales Konzert

ZZ Top – der bärtige Wahnsinn aus Texas live in Wien

Musik
13.10.2009 11:16
"Tres Hombres" aus Texas, der bärtige Boogie-Wahnsinn oder einfach nur drei Sechzigjährige, von denen sich zwei seit 40 Jahren nicht rasiert haben - egal, wie man ZZ Top umschreibt, man kommt darüberhinaus nicht um Attribute wie "genial", "legendär" oder "einzigartig" herum. Das traf am Montagabend auch in der Wiener Stadthalle zu, wo das kultige Trio vor rund 6.000 Zusehern triumphierte.
(Bild: kmm)

1969 feierten Billy Gibbons (guit), Dusty Hill (ba) und der Rauschebart-lose Frank Beard (dr) ihr Studiodebüt. 40 Jahre später halten es die drei Texaner immer noch miteinander aus und beglücken ihre Fangemeinden rund um den Globus als weltweit älteste Rockband in Originalbesetzung. Die Ingredienzen einer ZZ-Top-Show sind dabei seit Jahren dieselben: Blues, Rock, Boogie, Party, Girls und Hot-Rods.

Schon allein der Auftritt von Gibbons und Hill ist eine Attraktion für sich: Glitzer-Jacketts, Anzughosen, Doc Martens und Cowboy-Stiefel, Ketten-behängt und mit Totenkopf-Ringen an die Fingern; dazu die Rauschebärte, die obligatorischen "Cheap Sunglasses" und abgetragene Farmerhüte, die sich Gibbons und Hill von zwei Schönheiten auf die Bühne bringen lassen. Bei Schlagzeuger Frank Beard macht das "custom designed" Drumset die Mode. Das Kit ist knallbunt lackiert, mit dreidimensionalen Totenköpfen an den Frontfellen und Cadillac-Stoßdämpfern an den Rackbeinen. Auch das übrige Inventar ist nach den Wünschen der Musiker gestaltet: In Wien gab es im Partnerlook goldig glitzernde E-Gitarren und Bässe mit pinker Rückseite sowie die kultigen Plüschklampfen zu sehen.

Als Mikrofonständer dienten den beiden Frontmännern abgesägte Truck-Auspuffrohre, wohl ein Überbleibsel aus Zeiten, in denen ZZ Top noch komplette Lkws samt Tankstelle als Bühnen-Dekoration benützt hätten. Die "Special effects" kamen in Wien von drei Videowänden, über die meistens die frivolen Musikvideos flimmerten, mit denen ZZ Top in den Achtzigern auf den MTV-Zug aufsprangen, als viele andere noch keine Ahnung hatten, was man mit dem neuen Medium anstellen soll.

ZZ Top lieferten in Wien einen superben Sound, angenehm laut und mit viel Schmalz. Die Faszination, wie drei Instrumente ein derartiges Klangfeuerwerk abfeuern können, wurde nur noch durch die Trick-Show während der Songs überboten. Billy Gibbons benützt Pesos als Plektren, Nasentropfen-Fläschchen als Bottlenecks und scheint jedes Soli neu zu erfinden, während er sich mit Dusty Hill im Gleichschritt tanzend Frage-Antwort-Spielchen liefert; mit einer Dynamik, die man in einem derart rauen Sound nicht für möglich gehalten hätte. Schlagzeuger Frank Beard tunkt dabei lässig in die Trommeln und kocht sein eigenes Süppchen, während drei Meter weiter vorne der Bär steppt. Den gefährlichsten Job hatte übrigens Gibbons Gitarrenjunge, der dem hageren Gitarristen beim letzten Song die Zigarre anzünden musste - Zippo in den drahtigen Bart!

Die Setlist für das zweistündige Konzert in der "Medium-Stadthalle" ohne Oberränge schlug voll in die Blues-Wüstenrock-Boogie-Kerbe. "Jesus Just Left Chicago", "Mexican Blackbird", "My Head's In Mississippi", Hendrix' "Foxy Lady" und "I'm Bad, I'm Nationwide" waren noch die "kleineren" Hits im Set. Die Kracher "Cheap Sunglasses", "Gimme All Your Lovin'", "Sharp Dressed Man" und "Legs" gab es vor, "La Grange", "Tush" und "Tube Snake Boogie" nach dem regulären Ende. Ein "Kam, sah und siegte"-Konzert, wie man es selten erlebt.

von Christoph Andert

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