Bei dem anschließenden Mittagessen waren auch Kronprinz Akishino und Prinzessin Kiko - die im Mai Österreich besucht hatten - anwesend. Begleitet wurde das Essen von einem klassischen Orchesterkonzert. Das Ehepaar Fischer erwiderte im Zeichen des 140-jährigen Bestehens diplomatischer Beziehungen den Besuch des Tenno und seiner Frau im Jahr 2002. Der verstorbene Bundespräsident Thomas Klestil hatte 1999 Japan einen Staatsbesuch abgestattet. Die Visite Fischers gilt als offizieller Arbeitsbesuch, da in der Regierungszeit eines Tenno gemäß den sehr strengen japanischen Protokollregeln pro Land nur ein Staatsbesuch in Japan vorgesehen ist.
Bescheidener Tenno als Symbol der Einheit des Landes
Kaiser Akihito, geboren 1933, bestieg 1989 den Chrysanthementhron. 1990 wurde er offiziell zum 125. Tenno ausgerufen. Seine Regierungszeit trägt den Namen "Heisei" (Frieden überall). Er ist der Sohn von Kaiser Hirohito (1901 bis 1989). Akhito ist der erste japanische Kaiser, der studierte, nämlich Volkswirtschaft und Politologie. Zudem ist er Spezialist auf dem Gebiet der Fischkunde. Er gilt als zurückhaltend und bescheiden.
Traditionell hat der Kaiser keine politische Macht in Japan, er gilt als Symbol der Einheit des Landes. In der Vergangenheit lag die Macht in den Händen von hohen Militärs, den Shogunen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde im Zuge der sogenannten Meiji-Restauration Kaiser Mutsuhito (1852 bis 1912) formell zum Herrscher eingesetzt. In dieser Zeit begann die radikale Modernisierung Japans und der Aufstieg des Landes zur Großmacht.
USA verpassten Japan nach WK II demokratische Verfassung
Nach dem Zweiten Weltkrieg oktroyierte die Besatzungsmacht USA den Japanern eine demokratische Verfassung auf. Sie beließen Kaiser Hirohito im Amt, er musste aber auf seinen göttlichen Anspruch, hergeleitet durch die angebliche Abstammung des Kaiserhauses von der Sonnengöttin Amaterasu, verzichten. Die Mitglieder der kaiserlichen Kriegsregierung wurden dagegen vor ein Militärgericht gestellt und zum Teil zum Tode verurteilt.
Österreich durch seine kaiserliche Vergangenheit sehr beliebt
Die kaiserliche Vergangenheit Österreichs bringt - neben klassischer Musik und Kultur - der Alpenrepublik viele Sympathien in Japan ein. Besonders populär ist Kaiserin Elisabeth, "Sisi", die Ehefrau von Franz Joseph I. Eine Ausstellung in Tokio soll dem japanischen Interesse für das österreichische Kaiserhaus Rechnung tragen. Am Donnerstag besuchte das Ehepaar Fischer gemeinsam mit Prinz Akishino und Prinzessin Kiko im National Art-Center die Ausstellung des Kunsthistorischen Museums "Schätze der Habsburger". Erläutert wurden die wertvollen Gemälde und Kunstschätze von Generaldirektorin Sabine Haag.
Fischer und Delegation reisen weiter nach Osaka und Kyoto
Am Abend fand im Akasaka-Gästehaus der Regierung, in dem Fischer und seine Delegation untergebracht sind, ein Konzert eines Quintetts der Wiener Philharmoniker mit Stücken von Mozart statt. Der Akasaka-Palast, Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet, ist deutlich von klassischen Wiener Gebäuden wie Hofburg und Belvedere inspiriert.
Am Freitag reist der Bundespräsident dann mit dem "Shinkansen Nozomi 9"-Hochgeschwindigkeitszug nach Osaka. Dort wird in Anwesenheit des Bundespräsidenten ein Kooperationsabkommen zwischen Schloss Osaka und Schloss Eggenberg unterzeichnet. Danach geht es weiter nach Kyoto zum Sitz des japanischen Unternehmens Kyocera, wo Fischer und seiner Delegation das Solarenergiegeschäft erläutert werden soll.
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