Couture-Ikone

Audrey Tautou ist “Coco Chanel”

Kino
12.08.2009 13:06
„Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft“ umreißt die Metamorphose der jungen Coco Chanel auf dem Weg zum Mode-Olymp. Audrey Tautou spielt die Stilikone mit großem Ernst und voll innerem Glühen. Schwarze Röcke, weiße Blusen - das war die Uniform der Waisenkinder im Kloster Aubazine, in dem Gabrielle Chanel und ihre Schwester in entbehrungsreichen Kindheitstagen Zuflucht fanden. Dieser schwarz-weiße Aspekt, gepaart mit der rigorosen Strenge des klerikalen Umfelds, sollte später die graphische Eleganz ihres unvergleichlichen Modestils unterstreichen.

Die Stationen ihres Aufstiegs bis zur Couture-Ikone waren hart. Als kleine Näherin stichelte sie Säume in Provinzschneidereien. Ein Broterwerb aus der Not. In Varietés vor betrunkenen Soldaten zu singen war auch nicht ihr Ding. Allein der kokette Künstlername Coco blieb ihr erhalten. Etienne Balsan wird die fragile Dunkelhaarige mit den kohlrabenschwarzen Augen und dem energischen Zug um den Mund in sein ausschweifendes und dem Luxus zugetanen Leben - und in sein Bett holen. Und Coco, der talentierte Trotzkopf, weiß ganz genau, worauf sie sich da einlässt.

Coco Chanel also. Was sie auszeichnete, war ihr intensiver Blick, mit dem sie alles wahrnahm, jedes noch so kleine Detail, Dinge, die sie sich zu eigen machte, indem sie sie durch ihre schon in jungen Jahren außergewöhnliche Persönlichkeit filterte. Der Film „Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft“, zeichnet Werdegang und Lehrjahre einer brillanten Autodidaktin nach - als ihr Familienname noch nicht Synonym für Haute-Couture-Finesse war.

Atemberaubende Präsenz von Tautou
In der Titelrolle überzeugt die zarte Französin Audrey Tautou („Die fabelhafte Welt der Amélie“, „Sakrileg“), und sie spielt Coco Chanel mit atemberaubender Präsenz. Regisseurin Anne Fontaine: „Der Film musste vor allem ein Abbild von Coco Chanels Temperament sein und wurde nahezu ausschließlich aus ihrem Blickwinkel, dem einer Künstlerin auf Fährtensuche, die kurz davor stand, sich selbst zu erfinden, gedreht.“

Audrey Tautou hat in der Tat etwas von einem „kleinen schwarzen Stier“, so wie Paul Morand Coco Chanel in seinem Werk „L’Allure de Chanel“ beschreibt. Wie hat sie sich der Rolle, der Inkarnation dieser charismatischen Frau angenähert? Tautou: „Als ich mir ihre Fotos ansah, fiel mir Chanels vornehme Kopfhaltung  auf. Zudem war sie wohl eine extrem klarsichtige Person. Mich interessierte die Modernität ihrer Figur, ihr Esprit und die Position, die sie den Frauen gab. Der Film zeigt, was ihr Schaffen beeinflusst hat, welche Männer sie vorangebracht haben. Im Mittelpunkt steht aber ausschließlich ihre Kreativität, ein Ansatz, der sich dem traditionellen biographischen Erzählkino verweigert.“ 

Tautou über Coco: „Sie wollte sich einen Traum erfüllen“
Was waren Cocos Ziele? Tautou: „Ganz sicher nicht nur ein Maitressendasein im Schatten betuchter Männer zu führen. Sie wollte sich einen Traum erfüllen, peu à peu. Und sie wollte als Frau all die Freiheiten besitzen, die für Männer selbstverständlich sind! Ja, und sie flunkerte ganz gern. Besonders ihre triste Kindheit beschönigte sie. So soll sie gesagt haben: 'Ich habe mein Leben erfunden, weil ich mein Leben nicht mochte!' Ein Satz, der mir unheimlich gut gefällt.“ 

Was bewundert Audrey Tautou an Coco? Tautou: „Dass sie ihr Naturell an Schicksalsschlägen härtete. Sie überwand jeden Lebensschmerz durch Arbeit, selbst den tragischen Verlust ihrer großen Liebe Boy Capel.“ Können Sie nähen, Mademoiselle Tautou? „Ich kann mit Nadel und Faden ganz gut umgehen. Das Schneiderhandwerk hat etwas Kontemplatives. Auch das wollte ich auf der Leinwand zeigen!“ Was ist Chanel für Sie? Ein Mythos? Eine Luxusmarke? Tautou: „Chanel ist für mich Symbol eines unglaublichen Erfolges. Der einer Frau! Zu wissen, man kann aus dem Nichts kommen und trotzdem an die Spitze gelangen, c'est formidable!“      

von Christina Krisch, Kronen Zeitung

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