Es wird eng an Bord

Erstmals sechsköpfige Langzeitbesatzung auf ISS

Wissenschaft
29.05.2009 15:37
Langsam wird es eng an Bord der Internationalen Raumstation ISS: Am Freitag sind drei weitere Astronauten an Bord des Hightech-Moduls 350 Kilometer über der Erde eingetroffen - damit verdoppelt sich die Zahl der Langzeitbewohner an Bord. Um 14.34 Uhr MESZ dockte die Sojus-Kapsel mit den neuen Besatzungsmitgliedern erfolgreich an der ISS an, wie ein Sprecher des Kontrollzentrums in Moskau mitteilte. Das Manöver wurde automatisch gesteuert. Das russische Fernsehen zeigte Livebilder des Vorgangs.

Neben dem Russen Roman Romanenko waren der Belgier Frank de Winne und der Kanadier Robert Thirsk an Bord der Sojus-Kapsel. An Bord der ISS traffen sie auf den Russen Gennadi Padalka, den US-Astronauten Michael Barratt und den Japaner Koichi Wakata. De Winne wird im Oktober erster europäischer ISS-Kommandant. Mit den drei Neuankömmlingen hat die ISS erstmals eine sechsköpfige Langzeitbesatzung.

Zum ersten Mal werden nun Raumfahrer aller an der ISS beteiligten Partner in der Raumstation forschen und arbeiten. Die länderübergreifende Zusammenarbeit im All und auf der Erde sei ein Beispiel dafür, dass gemeinsam "unglaubliche Sachen" erreichbar seien, sagte De Winne kurz vor seinem Abflug.

An Bord der ISS ist Romanenko mit 37 Jahren der Jüngste sein. Für ihn ist es die erste Reise ins All. Doch in der ISS kann er gewissermaßen auf vertrauten Spuren wandeln: Sein Vater Juri war noch zu Sowjetzeiten Kommandant der Raumstation. Auch für den 55-jährigen Thirsk ist der Flug zur ISS etwas Besonderes: Länger als 18 Tage war ein kanadischer Astronaut bisher nie im All - Thirsks Einsatz dauert nun gleich ein halbes Jahr.

Astronauten wünschen sich größeren Tisch
Anders als bei bisherigen Missionen hat die Mannschaft an Bord diesmal ganze vier Monate Zeit, den Neuankömmlingen die Neuerungen und den Stand der Arbeiten zu zeigen. Damit hat die höhere Besatzungszahl auch ihr Gutes. Dass es aber mindestens zum Teil Platzprobleme geben wird, lässt sich nicht leugnen.

Im Vorfeld wünschten sich die Astronauten bereits einen größeren Tisch in der ISS, "an dem wir alle zusammen essen und reden können", wie Romanenko sagte. Wenn die Raumfahrer dann gemeinsam an der Tafel sitzen, können sie diesmal auch kanadische Spezialitäten kosten: Thirsk kündigte an, unter anderem Rentierfleisch mit ins All zu nehmen.

Der Flug zur ISS ist für die Astronauten aber natürlich nicht nur ein Vergnügen - die Arbeit steht für sie im Mittelpunkt. So wird Thirsk unter anderem Medikamente für eine Studie einnehmen, die Mittel gegen Knochenschwund in der Schwerelosigkeit untersuchen soll. Im vergangenen Jahr wurde an der ISS das europäische Columbus-Labor montiert, das drei Forschern Platz für Versuche zu Biotechnik, Medizin, Material- und Flüssigkeitenforschung bietet. Das japanische Forschungslabor Kibo wiederum soll Platz für vier Astronauten bieten. Weil dies alles einen höheren Energieverbrauch bedeutet, brachten Astronauten in diesem Jahr bereits ein viertes Solarmodul zur Stromgewinnung an der ISS an.

Besatzung schlürft "ihr" Trinkwasser
Hightech bestimmt auch das Alltagsleben der Astronauten an Bord der ISS. Seit kurzem ist eine Anlage in Betrieb, die den Urin der Besatzung zu Wasser wieder aufbereitet (siehe Infobox). Während das Team im All die knapp 183 Millionen Euro teure Anlage bereits einige Tage testen konnte, wird dies eines der Dinge sein, mit denen sich die Neuankömmlinge erst einmal vertraut machen müssen.

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