Kritik an Ärzten

Freund von Drogentoter beging Suizidversuch

Österreich
13.09.2008 20:22
Nach dem Drogentod der 16-jährigen Natalie in Oberösterreich am vergangenen Wochenende - wir berichteten - landete jetzt ihr 18-jähriger Freund Daniel mit Atemlähmungen in der Welser Intensivstation. Er hatte eine Überdosis von einem starken Schlafmittel eingenommen, um sich umzubringen. An die Tabletten dürfte er durch eine Ärztin gelangt sein, die ihm ohne viel nachzufragen per Rezept die mörderisch hohen Menge von 360 Stück Pillen zugänglich gemacht haben dürfte. Jetzt ermitteln die Welser Amtsärztin und die Ärztekammer gegen die Kollegin. Daniel gab indes der Oberösterreich-"Krone" ein Interview und erzählt darin über sein durch die Drogen zerstörtest Leben - und wie er davon wegkommen will.

Nach dem erschütternden Tod von Natalie - sie starb letzten Sonntag nach einer Drogenparty an einer Überdosis - wollte auch Daniel auf die gleiche Weise sterben: Der depressive Drogenpatient mehrerer Entziehungskuren schwindelte seiner Ärztin vor, dass er für eine längere Reise eine größere Ration des Mittels "Somnubene" benötige, um sich mit 30 Tabletten täglich zudröhnen zu können. Und es funktionierte! Der 18-Jährige erhielt ein Rezept für 36 Zehner-Packungen - zum Spottpreis von 1,70 Euro.

Der Verkauf der selbstmörderischen Billig-Schlafmittel wurde in einigen Apotheken noch halbwegs gewissenhaft auf drei Packungen limitiert. Doch von einer Apothekerin bekam der Drogenkranke dann gleich 26 Tablettenschachteln, nachdem sich die Pharmazeutin bei der Ärztin telefonisch vergewissert hatte: "Passt schon!" Ihr "Kunde" schrieb darauf einen Abschiedsbrief und schluckte eine Überdosis der Pillen. Daniel wurde zum Glück rechtzeitig gefunden und im Spital gerettet - zum zweiten Mal in seinem jungen Leben.

Drogentherapeut: "Ein Wahnsinn!"
Die empörten Eltern appellieren jetzt an Politiker, Polizisten und Staatsanwälte, eine derart "sträfliche Beihilfe zum Drogentod" in den Ordinationen und Apotheken zu stoppen. Die beschuldige Ärztin ist offenbar kein Einzelfall: Auch ein Linzer Arzt soll Drogenpatienten kiloweise berauschende Beruhigungsmittel verschrieben haben.

"Einen Wahnsinn" nennt der Linzer Drogentherapeut Dr. Bernhard Lindenbauer diese ärztlichen Rezepte für unberechenbare Schlafmittel-Rauschgift-Cocktails, an denen heuer schon 14 junge OberösterreicherInnen gestorben sind.

Die Familie von Daniel gibt jedoch Ärzten und Gesetzgebern die Hauptschuld an dem Drama: "Eine Frechheit, dass man das Gift wie Hustenzuckerln verteilt! Im Wahlkampf wird über alles diskutiert, nur über nichts wirklich Wichtiges."

"Nach  30  Pillen weiß man nicht mehr, was man tut!"
Der 18-jährige Daniel will indes aus seinem zweiten Beinahe-Tod eine Lehre ziehen: "Ich bin jetzt trocken und will wieder in eine Therapie", dankt er seiner Schwester  und seiner Mutter, die ihm helfen. "Krone"-Reporter aus Oberösterreich sprachen mit Daniel:

Du hast einen Brief geschrieben und eine Überdosis geschluckt...
Daniel: "Ja, ich wollte sterben wie Natalie. Und weil mein Leben hinten und vorn nicht mehr passt."

Warum hast du nicht versucht, von Drogen wegzukommen?
Daniel: "Ich war eh schon öfter auf Entzug beim Point, im Wagner-Jauregg und beim Grünen Kreis, ich bin aber immer wieder rückfällig geworden."

Warum?
Daniel: "Das ist die Million-Euro-Frage! Und die Antwort ist: aus Dummheit!"

Somnubene wirkt angstlösend - wie viel nimmst du?
Daniel: "Die Dosis ist wie beim Alkohol unterschiedlich: Ich brauch 30 Tabletten pro Tag und Alkohol dazu. Dann weiß man nicht mehr, was man tut: Dann rennst mit verdrehten Augen herum wie ein Zombie. Es ist erschütternd!"

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