Der Niederösterreicher kam als einer der Letzten in die Ankunftshalle. "Als ich das erste Mal nach meinem WM-Titel 2003 nach China gekommen bin, war es genauso", erklärte Schlager. Er, der in seiner Heimat trotz seiner Erfolge nicht viel mehr als ein Sportler von vielen ist, genoss das Interesse an ihm. Man bekam einen Eindruck, welche Popularität der Wiener Neustädter in China hat.
Es dauerte allerdings, bis sich die mediale Lawine in Richtung von Österreichs "Sportler des Jahres 2003" in Bewegung setzte. Sein Umfeld hatte in den vergangenen Jahren etliche chinesische Anfragen nach seiner Ankunftszeit in Chinas Hauptstadt unbeantwortet lassen. Ansonsten wäre vermutlich noch um einiges mehr los gewesen.
Blitzlichtgewitter am Flughafen
Im Nu bestimmten TV-Kameras, Foto- und Text-Redakteure die Szenerie, ein Blitzlichtgewitter ging auf Schlager nieder. Und als er das TV-Interview beendet hatte, ging es erst richtig los. Der Weg über die Rolltreppe zu dem ein Stockwerk tiefer wartenden Shuttle-Bus ins Olympische Dorf glich einem Spießrutenlauf. Von vorne und hinten wurde Schlager abgelichtet, von der parallel laufenden zweiten Rolltreppe wurden ihm Mikrofone unter die Nase gehalten.
Welche Erwartungen er für das Tischtennis-Turnier habe, wurde Schlager von einem chinesischen Reporter gefragt. "Ich möchte bestmöglich spielen. Wir werden sehen, was dann rauskommt." Ob ihn die Luftverschmutzung beunruhige? "Ich kenne das, ich war schon öfter in China." Ein Volunteer schlüpfte in die Rolle eines Fans und ließ sich stolz von einem österreichischen Redakteur mit dem Doppel-Europameister 2005 ablichten.
"Wo ist Bettina?"
"Wo ist Bettina?", vergaß Schlager im Tohuwabohu nicht auf seine Lebensgefährtin. Sie stand hinter ihm, überblickte das Geschehen interessiert. Bettina Müller wohnt auch im Olympischen Dorf, ab dem Einsteigen ins Shuttle waren die beiden für sich allein. Noch davor hatte ein Journalist eine Schlager-Stellungnahme zur Meinung von Olympiasieger Ryu Seung-min eingeholt, wonach Schlager gut in Form sei. "Er hat recht", kam die Antwort.
Ob es tatsächlich so ist, können die Medien erst ab Donnerstag beurteilen, wobei die erste Übungseinheit in der Trainingshalle am Donnerstagvormittag unter Ausschluss der Journalisten ablaufen wird. Bis dahin behilft man sich mit Bildern Schlagers aus früheren Matches, so wie der Sport- und Olympia-Sender CCTV 5. Der Kanal brachte am Dienstabend ein mehrminütiges Schlager-Special mit Interview.
Aufgenommen wurde es Anfang März im Rahmen der Mannschafts-WM in Guangzhou. Sonst sah man Ausschnitte von Schlagers Semifinale und Finale auf seinem Weg zum WM-Titel 2003 in Paris und vom Out gegen den Deutschen Timo Boll bei Olympia 2004. Ab sofort kann auch Chinas Teamführung neues Material von Schlager sammeln. Denn ab nun steht einer der größten Gefahren für den totalen chinesischen Tischtennis-Erfolg unter Beobachtung.
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