Blutsauger-Biester

Gelsenplage steht bevor

Österreich
18.06.2008 07:24
Eine doppelte Gelsen- bzw. Mückenplage steht uns diesen Sommer bevor: Das ungewöhnlich heiße Wetter im Mai und die regenreichen letzten Tage haben ideale Bedingungen für Gelsenlarven geschaffen, die uns in den nächsten Wochen eine regelrechte Invasion bescheren werden. Indes begünstigt die steigende Wasserqualität unserer Flüsse die Rückkehr von so genannten Kriebelmücken ins nicht-alpine Gebiet. Die „Beißmücken“ sind besonders lästig, da sie keinen Rüssel haben und zum Blutsaugen beißen, was besonders schmerzhaft ist.

Zu einer genauen Inspektion von Garten, Terrasse oder Balkon auf kleine Wasseransammlungen mahnt deshalb der Gelsen-Experte Bernhard Seidel. Aufgrund der hohen Temperaturen schon im Mai und den darauffolgenden häufigen Regenfällen braut sich nach Ansicht des Forschers vor allem bei den Hausgelsen eine "Invasion" zusammen.

Einmal saugen = 300 neue Gelsen
Regentonnen, mit Wasser gefüllte Gießkannen und Autoreifen sowie selbst dauerhafte Pfützen in einer feuchten Ecke des Gartens sind beliebte Brutstätten für Gelsenlarven. In solchen Gewässern gedeiht der Stechmückennachwuchs sogar besonders gut, da hier natürliche Feinde wie Fische oder räuberische Insektenlarven fehlen. Daher: Regentonnen abdecken oder ganz wegstellen, Pfützen trockenlegen und keine ungewollten Wasseransammlungen an Gartenmöbeln oder herumliegenden Gegenständen im Garten zulassen.

Unachtsamkeit kann sich beim nächsten Grillfest rasch rächen, denn ein einziges Weibchen legt nach einer Blutmahlzeit bis zu 300 Eier ab. Je nach Witterung dauert es dann ein bis zwei Wochen bis aus Eiern über im Wasser lebende Larven und Puppen die neue Generation an geflügelten Blutsaugern schlüpft. Bis zum Spätsommer kann so aus den Hausgelsen Generation für Generation eine echte Invasion werden.

„Beißmücken“ kehren ins Flachland zurück
In den vergangenen Jahrzehnten waren Kriebelmücken (lat. Simuliidae) hauptsächlich in den alpinen Gebieten ein Problem, nun erobern die Blutsauger auch wieder zunehmend die Ebenen Ostösterreichs. Die Hauptursache für diesen Trend ist die Tatsache, dass unsere Flüsse immer sauberer werden, sagt Seidel. Die im Wasser lebenden Larven der Insekten bevorzugen nämlich halbwegs klare Fließgewässer – und von denen haben wir ja wieder mehr…

Die meisten Arten der Kriebelmücken werden nicht größer als zwei bis drei Millimeter. Sie erinnern vom Aussehen her eher an Fruchtfliegen als an die Blutsaugerkollegen aus der Gruppe der Stechmücken oder Gelsen. Auch die Mundwerkzeuge der Kriebelmücken sind anders gebaut als die der Gelsen. Mangels eines speziellen Stechrüssels beißen sie eine kleine Wunde in die Haut des Opfers und lecken bzw. trinken dann das sich ansammelnde Blut. Der Biss ist daher ungleich schmerzhafter als ein Gelsenstich.

Beißende Biester können sogar Rinder töten
Massenhafte Überfälle von Kriebelmücken sind vor allem für Weidevieh nicht ungefährlich. So gab und gibt es immer wieder Berichte über verendete Rinder nach extremen Attacken. 2005 berichtete die Lebensmittel- und Veterinärbehörde in Lettland über 500 verendete Nutztiere durch Kriebelmücken. In Tirol fielen bei der letzten Kriebelmücken-Invasion 1996 22 Rinder den beißenden Biestern zum Opfer, in Südtirol waren es im gleichen Jahr 100 Rinder.

Wieder nennenswerte Vorkommen an Kriebelmücken
Die Larven der Kriebelmücken leben im Wasser. Im Gegensatz zur Stechmückenbrut können die Kriebelmückenlarven keinen Luftsauerstoff atmen. Sie sind ausschließlich auf ihre Kiemen angewiesen und brauchen halbwegs sauberes, sauerstoffreiches fließendes Wasser. Durch die positiven Entwicklungen bezüglich der Reinhaltung der Gewässer finden die Kriebelmücken nun auch in großen Flüssen wie der Donau wieder einen geeigneten Lebensraum. Seidel hat bei seinen Feldforschungen bisher etwa im Wiener Prater, in der Krieau, in Wagram im Tullner Feld, am Fuß des Hundsheimer Berges und im Leithagebirge wieder nennenswerte Vorkommen von Kriebelmücken entdeckt. „Allerdings geht die Wiederbesiedlung nicht so rasch, ich rechne dennoch damit, dass die Tiere in fünf bis zehn Jahren nicht nur lokal zu einer echten Plage werden können.“

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