Notstand ausgerufen

“Irma”: Warnung vor Monsterwellen in Florida

Ausland
11.09.2017 08:50

Der Hurrikan "Irma" hat Florida mit voller Wucht erfasst. Der Tropensturm der zweithöchsten Kategorie 4, mittlerweile auf 1 herabgestuft, brachte mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometern massive Überflutungen in den US-Sonnenstaat, auch die Millionenmetropole Miami stand unter Wasser. Drei Menschen kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben, rund 5,7 Millionen Haushalte waren in der Nacht auf Montag ohne Strom. An der Westküste der Halbinsel zittert man nun vor Monsterwellen, denn vorerst wurde das Meerwasser aus den Häfen weggedrückt - Meteorologen warnen aber vor dessen "Rückkehr".

Das Wasser könnte in einer gewaltigen Schaukelbewegung zurück an die Westküste kommen, während es im Osten dann abfließen würde, hieß es. Von Fort Myers bis hoch nach Tampa bereiteten sich die dort verbliebenen Menschen auf bis zu 4,5 Meter hohe Sturmfluten vor. "Das Schlimmste kommt erst, wenn das Auge durchgezogen ist - dann kommt das Wasser", sagte ein Meteorologe bei CNN.

Eine der größten Evakuierungsaktionen in US-Geschichte
In Florida waren zuvor mehr als 6,5 Millionen Menschen aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen und sich vor dem Sturm in Sicherheit zu bringen. Das entspricht rund 30 Prozent der Bevölkerung des Bundesstaates - es war eine der größten Evakuierungsaktionen in der Geschichte der USA. Weit über 100.000 Menschen harrten in Notunterkünften aus.

Vor allem die vielen mitunter hilflosen Senioren in dem als Pensionistenparadies bekannten Bundesstaat stellen den Katastrophenschutz vor große Herausforderungen. Viele ältere Menschen weigerten sich nämlich, ihre Häuser zu verlassen.

Plünderungen und Einbrüche durch junge Banden
Erschwerend hinzu kamen Fälle von Plünderungen. In mehreren Städten an der Ostküste Floridas hätten Diebe das Chaos genützt, um verlassene Geschäfte zu plündern und in Wohnungen einzubrechen, berichteten lokale Medien. In der Stadt Weston wurde ein 17-jähriger Dieb von einem Sicherheitsbeamten angeschossen. Auch bei anderen Vorfällen seien die beobachteten Täter jung oder in Gruppen organisiert gewesen, hieß es. Mehrere Verdächtige wurden festgenommen.

Trump ruft Katastrophenfall für Florida aus
US-Präsident Donald Trump rief den Katastrophenfall für Florida aus. Mit der Ankündigung vom Sonntagabend ist der Weg frei für Notfallhilfen des Bundes. Damit sollen unter anderem Reparaturen bezahlt werden sowie Unterkünfte für Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten.

Trump kündigte an, er werde "sehr bald" nach Florida reisen. Er hatte sich am Wochenende vorübergehend in Camp David aufgehalten, wo er laufend über die Lage im Sturmgebiet informiert wurde. Erst kürzlich hatte Trump die Bundesstaaten Texas und Louisiana besucht, in denen der Hurrikan "Harvey" Ende August eine Spur der Verwüstung hinterlassen hatte.

Drei Tote bei Verkehrsunfällen auf den Florida Keys
Am Sonntag gegen 14 Uhr MESZ hatte "Irmas" Auge die Inselkette Florida Keys südlich des Festlandes erreicht. Wie der Sender ABC meldete, starben drei Menschen, zwei Männer und eine Frau, bei vom Wetter mitverursachten Verkehrsunfällen. In Turkey Point an der Südostspitze Floridas wurde vorsorglich ein Atomkraftwerk abgeschaltet.

Video: "Irma" in Florida auf Land getroffen

Schwere Überflutungen in Millionenmetropole Miami
"Irma" zog dann weiter aufs Festland, wo innerhalb kurzer Zeit große Teile der Millionenmetropole Miami unter Wasser standen. Auf Twitter gepostete Videos zeigen gewaltige Wassermassen, die sich durch die Straßen der Stadt wälzen. Der internationale Flughafen von Miami wurde bis mindestens Dienstag geschlossen. Mehr als 12.000 Flüge wurden insgesamt abgesagt.

Die Evakuierungsanordnung betraf auch das Zentralkommando (Centcom) der US-Streitkräfte. Auch das Kennedy-Space-Zentrum in Orlando wurde geschlossen. Weil während des Sturms kein Krankenwagen kommen konnte, half in Miami ein Mitarbeiter der Notrufzentrale per Telefon einer Frau, ihr Kind zur Welt zu bringen, wie ein Feuerwehrsprecher dem "Miami Herald" schilderte.

Alligator spaziert durch die Stadt
Wie schon in Texas nach "Harvey" wurden auch in Florida Tiere aus ihrem natürlichen Lebensraum in Ortskerne gespült. So geistert derzeit ein kurzes Video von einem Alligator in sozialen Medien herum, der in der Stadt Melbourne die Fahrbahn einer Hauptstraße quert.

Außerdem wurde auch mindestens eine gestrandete Seekuh an der Küste entdeckt.

Sturm zieht an Westküste weiter nordwärts
Nach jüngsten Prognosen sollte der Hurrikan weiter westlich vor der Küste Floridas nordwärts ziehen, allerdings nicht so weit westlich wie zuletzt angenommen. So stieß das Auge des Sturms am Sonntagnachmittag (Ortszeit) südlich der Stadt Naples aufs Festland. Am Flughafen der Stadt sei eine Böe mit 229 Stundenkilometern gemessen worden, teilte das US-Hurrikanzentrum mit. Zudem stieg der Spiegel des Ozeans vor Naples innerhalb von nur 90 Minuten um mehr als zwei Meter an. Mittlerweile wurde "Irma" auf Kategorie 1 herabgestuft. Die Winde hätten sich auf rund 135 Stundenkilometer abgeschwächt, teilte das US-Hurrikanzentrum am Montagmorgen mit.

Auch in Nachbarstaaten Floridas wurde der Notstand ausgerufen. Für einige Gebiete im Süden von Georgia galten Hurrikanwarnungen. In Alabama mobilisierte Gouverneur Kay Ivey vorsorglich die Nationalgarde. Auch mehr als 600 Kilometer vom Auge des Sturms entfernt sorgte "Irma" noch für tropensturmartige Winde.

Alle österreichischen Touristen in Sicherheit
Wie das Außenministerium in Wien am Sonntagabend mitteilte, dürfte sämtlichen Österreichern, die sich zuletzt im "Sunshine State" befunden hatten, rechtzeitig die Flucht gelungen sein. "Wir gehen davon aus, dass bei allen die Evakuierung funktioniert hat", sagte Sprecher Thomas Schnöll. Man habe bisher auch keine Anrufe besorgter Angehöriger erhalten - ein gutes Zeichen, dass kein Österreicher vermisst wird.

Die Inselgruppe Florida Keys war schon Stunden vorher von ersten orkanartigen Böen getroffen worden - das Video unten zeigt einen fotografierenden Mann, der am Southernmost Point in Key West die Wellen sträflich unterschätzt hat.

Zahlreiche Todesopfer auf Karibikinseln
Der Wirbelsturm hatte in den vergangenen Tagen bereits auf mehreren Karibikinseln schwere Verwüstungen angerichtet und mindestens 25 Menschen getötet. Kuba, wo das Zentrum von "Irma" in der Nacht auf Samstag auf den Camagüey-Archipel an der Nordküste getroffen war, kam relativ glimpflich davon.

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