Christen morden

Amnesty: Ethnische Säuberungen in Zentralafrika

Ausland
12.02.2014 11:39
Muslime in der Zentralafrikanischen Republik sind nach Angaben von Amnesty International Ziel von ethnischen Säuberungen durch christliche Milizen. Die ausufernde Gewalt gegen die Muslime könne auch von den internationalen Einsatzkräften im Land nicht verhindert werden, konstatierte die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch.

Seit Anfang Jänner komme es vor allem im Westen von Zentralafrika zu ethnischen Säuberungen. Amnesty dokumentierte nach eigenen Angaben die Tötung von mindestens 200 Muslimen durch Christenmilizen (im Bild der Lynchmord eines angeblichen muslimischen Rebellen durch Hunderte zentralafrikanische Soldaten). "Die gesamte muslimische Bevölkerung wurde zur Flucht gezwungen. Und Hunderte muslimische Zivilisten, denen die Flucht nicht gelang, wurden getötet", erklärte Amnesty International.

Wegen der Gewalt sind nach UNO-Angaben bereits Zehntausende Menschen ins benachbarte Kamerun geflohen (kleines Bild), die meisten von ihnen Muslime. Sie werden von der christlichen Mehrheit in der Zentralafrikanischen Republik mitverantwortlich gemacht für die Gewalt der mehrheitlich muslimischen Seleka-Rebellen.

Brutale Milizen lösten Krise aus
Diese hatten das Land mit Morden, Vergewaltigungen, Entführungen und Plünderungen überzogen und vielfach Kindersoldaten eingesetzt. Im März 2013 stürzten sie den Präsidenten Francois Bozize, seither ist die - durch jahrzehntelange Korruption ohnehin brüchige - Wirtschaft zusammengebrochen, viele Bauern mussten flüchten. Es droht eine Hungerkatastrophe, die dadurch verschlimmert werden könnte, dass viele Hilfsorganisationen das Land wegen der anhaltenden Gewalt inzwischen ebenfalls verlassen haben (siehe Infobox).

Der Putsch der Seleka stürzte das Land in eine Spirale der Gewalt zwischen muslimischen und christlichen Milizen. Dem neu eingesetzten Präsidenten Djotodia, Ex-Chef der Rebellen, gelang es nicht, die Seleka aufzulösen und die Lage in den Griff zu bekommen. So trat er im Jänner auf Druck der Nachbarstaaten ab, woraufhin Catherine Samba Panza neue Übergangspräsidentin wurde. Doch auch sie ist machtlos ob der ausufernden Gewalt, zumal viele Beamte ihre Ministerin verlassen haben, nachdem sie monatelang nicht bezahlt worden waren.

EU plant Entsendung von Truppen
Die Lage im Land soll nun verstärkt durch ausländische Truppen unter Kontrolle gebracht werden. Die bisher rund 5.000 afrikanischen und 1.600 französischen in Zentralafrika stationierten Soldaten stehen dem Chaos bisher oft hilflos gegenüber, sie konzentrieren sich darauf, wenigstens im Großraum der Hauptstadt Bangui die Ordnung wiederherzustellen. Nun sollen weitere EU-Truppen helfen: Die EU-Außenminister haben die Vorbereitungen hierfür am Montag weiter vorangetrieben.

Sie beschlossen in Brüssel die Rechtsgrundlage für die Operation "EUFOR RCA". Der Startschuss für den Einsatz der 600 Mann starken EU-Truppe soll Anfang März fallen, hieß es zuletzt in diplomatischen Kreisen. Die Mission soll vier bis sechs Monate ab Erreichen ihrer vollen Stärke in dem afrikanischen Land bleiben, das bedeutet in der Praxis mindestens bis Jahresende. "Die absolute Priorität liegt im Schutz der Zivilbevölkerung vor weiterer Gewalt" und in der Sicherstellung von humanitärer Hilfe, sagte die EU-Außenpolitikbeauftragte Catherine Ashton.

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