Besser als "Borat"

“Brüno” macht die Show-Welt unsicher

Kino
08.07.2009 16:38
„Hallo, ich bin Brüno!“, heißt es ab 10. Juli in unseren Kinos, wenn Skandal-Komiker Sasha Baron Cohen mit seinem neuesten Hit „Brüno“ auf der Leinwand zu sehen ist. Bereits die Premieren-Partys rund um den Globus, bei denen der Kult-Blödler in schrägen Outfits gleichsam für Begeisterung und Kopfschütteln sorgte, ließen vermuten, was uns in Cohens Mockumentary (Mischung aus Doku und Spielfilm) erwartet. „Brüno“ ist ein bisschen wie „Borat“, aber noch schräger und geschmackloser. Und auf jeden Fall witziger, wenn man schlechten Geschmack zu würdigen weiß...

Der österreichische Modejournalist Brüno (Cohen) moderiert die Fernsehsendung „Funkyzeit“ und entscheidet, was „In“ und „Out“ ist. Auf einer großen Modeschau in Mailand sorgt er mit seinem Auftritt auf dem Laufsteg für mächtig Chaos und Ärger. Das war's für Brüno, er muss sich einen neuen Job suchen. Sein kleinwüchsiger thailändischer Lover, der ihm immer die Stange gehalten hat, verlässt ihn. 

Deprimiert und tief verletzt macht sich Brüno auf den Weg in die USA. Doch er ist nicht allein. Sein neuer Assistent Lutz begleitet ihn bei seinem Comeback-Versuch. Schließlich will der Modeprofi in den Staaten ganz groß rauskommen. Egal wie und mit welchen Mitteln, Brüno will ein Superstar werden. Nicht irgendeiner, sondern „der größte österreichische Superstar seit Hitler“.

Borat war gestern, jetzt rockt Brüno
Vor drei Jahren reiste Sasha Baron Cohen alias Borat als rassistischer und antisemitischer Reporter aus Kasachstan durch die USA, entlockte den Menschen mit seiner scheinbar naiven Art haarsträubende politische Ansichten. Nun gibt der Brite den schwulen Modejournalisten Brüno und bringt seine Interviewpartner scharenweise in Verlegenheit. „Brüno benutzt provokante Comedy, um ein Licht auf die Absurdität von Intoleranz und Ignoranz wie der Homophobie zu werfen“, lautet das offizielle Statement der Produktionsfirma Universal. 

Ob es Brüno tatsächlich nach ganz oben schafft, wird hier natürlich nicht verraten. Die Versuche, ein Superstar zu werden, sind jedenfalls breit gefächert. Ob als Statist in der US-Mysteryserie „Medium“, als Gast einer Talkshow oder gar als „Cage Fight“-Kämpfer: Der eitle Möchtegern-Promi mit Vorliebe für ausgefallene Sex-Spielchen lässt keine Möglichkeit aus, endlich ins Fernsehen zu kommen. 

Anstand bewies Sasha Baron Cohen kurz nach dem Tod von Michael Jackson: Eine Szene, in der Brüno ein Interview mit LaToya Jackson, der Schwester von Michael, führt und sich dabei die Telefonnummer des „King of Pop“ erschleicht, wurde nach dem Tod Jacksons aus Pietätsgründen herausgeschnitten.

Meister des schlechten Geschmacks
Man muss kein Moralapostel sein, um über Cohens Brüno-Darstellung und das Spiel mit Vorurteilen „not amused“ zu sein - es gar schlicht und einfach dumm und geschmacklos zu finden. Der 37-Jährige mag zwar nicht der einzige sein, der mit niveaulosem Geblödel Lacher am Fließband erntet, aber er macht es eindeutig am besten. Cohen ist der Meister des schlechten Geschmacks. 

Bei Schwulen- und Lesben-Organisationen hat der Film bei ersten Testvorführungen für gemischte Reaktionen gesorgt. Die einen finden den Versuch, die US-amerikanische Homophobie satirisch aufzuzeigen, „wohlmeinend“, andere jedoch „problematisch und geradewegs beleidigend“. Cohen bewegt sich in seiner Darstellung auf einem schmalen Grat. Ein nächtlicher Ausflug mit harten Jungs inklusive Zelt-Techtelmechtel, ein Besuch beim Swinger-Club, Liebes-Outing beim „Cage Fight“ vor Schwulenhassern - Cohen hält der Gesellschaft den Spiegel hin, wobei der Betrachter selbst entscheiden muss, ob ihm das Gesehene gefällt oder nicht.

Fazit: „Brüno“ ist verrückt, rüde und lüstig. Wer „Borat“ mochte, wird „Brüno“ lieben!

von Ingemar Pardatscher
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