Mediziner skeptisch

Steirische “Krebs-Suchhunde” haben Ausbildung beendet

Wissenschaft
04.03.2010 13:42
Schnuppern, erkennen und bellen - was bei Rettungsorganisationen längst Alltag ist, soll nun auch zur Erkennung von Krebs praktiziert werden. In der Steiermark hat am Mittwoch die weltweit erste "Lungenkrebs-Suchhundestaffel" ihre Ausbildung (siehe Video) beendet. Die Tiere würden laut ihrem Trainer bei speziellen Stoffen, die nur in der Atemluft von Patienten mit Lungenkrebs vorkommen sollen, "anschlagen".

Hunde sind für ihre Spürnasen bekannt, doch dass sie auch Karzinome und andere Krankheiten erkennen können, ist erst seit wenigen Jahren Thema einiger Studien. Wolfgang Gleichweit, ehemaliger Hundeführer-Ausbildner bei der steirischen Exekutive, erfuhr 2003 in seiner Pension erstmals von Vierbeinern, die angeblich Hautkrebs erschnuppern. So kam er auf die Idee, dass man Hunde auch zur Erkennung von Lungenkrebs einsetzen könnte, und ließ Testpersonen in Röhrchen blasen - ähnlich wie beim Alko-Test.

Tatsächlich stellte sich bei den Versuchen heraus, dass die Vierbeiner Stoffe wie Benzol und alkalische Gerüche, die nur bei Lungenkrebspatienten in der Atemluft vorkämen, erkennen konnten. 2009 ließ Gleichweit sein Verfahren patentieren und gründete das Unternehmen "Darwin", das sich nun um die Vermarktung der Tests kümmert.

Interessenten können ihre Atemluft nunmehr von den Hunden prüfen lassen. Dazu müssen sie auf der "Darwin"-Website ein Test-Röhrchen bestellen, das sie mit ihrer Atemluft befüllen und zurückschicken. Zeigt der Hund an - also setzt er sich davor hin, bellt oder legt seine Pfote darauf -, hat er Substanzen in der Atemluft erkannt, die mit Krebs in Zusammenhang stehen. Die Trefferquote seiner Suchhundestaffel liege bei 70 bis 90 Prozent und das auch bei Lungenkrebs der Stufe 0 und 1, also zu Beginn der Krankheit, erklärt Gleichweit.

Mediziner bleiben skeptisch
Hellmut Samonigg, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin in Graz, kann sich hingegen nicht vorstellen, dass der "beste Freund des Menschen" bald zum Diagnoseinstrument in der Früherkennung von Lungenkrebs wird. Dass ein Unternehmen nun Tests anbietet, obwohl es aus seiner Sicht keine ordentlichen Studien gebe, hält er für "nicht seriös". Die Arbeit mit Tieren ist seiner Meinung nach für die medizinische Diagnostik außerdem zu unsicher.

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