Anpassungsmeister

Schnecken-Gene reagieren rasch auf neue Bedingungen

Wissenschaft
01.05.2011 15:06
Von wegen Schneckentempo: Schnecken können sich offenbar ganz besonders schnell genetisch auf neue Umweltbedingungen einstellen. Das hat jetzt ein internationales Forscherteam bei der Auswertung von historischen und aktuellen Daten über Gehäusefarben und -muster von über einer halben Million Exemplare der in Europa weit verbreiteten Schwarzmündigen Bänderschnecke (Cepaea nemoralis, Bild) entdeckt.

Erhoben wurden die Daten im Rahmen des Mitmach-Projektes "Evolution MegaLab" durch 3.000 freiwillige Helfer in 15 Ländern Europas, darunter auch Österreich. Es wurde dadurch zur größten Datenerhebung dieser Art, über die die Forscher in der Wissenschaftszeitschrift PLoS One berichteten.

"Das war eine der größten Studien zur Evolution, die es jemals gegeben hat", erklärte Jonathan Silvertown von der Open University in Großbritannien, der die Idee zu dem Projekt hatte. Die Beteiligung der österreichischen Laienforscher wurde von Helmut Sattmann vom Naturhistorischen Museum Wien koordiniert.

In nur 50 Jahren genetisch verändert
Die Forscher fanden heraus, dass sich die Schwarzmündige Bänderschnecke innerhalb von 50 Jahren genetisch verändert hat. "Das ist eine kurze Zeit in der Evolution", sagte Christian Anton, Koordinator des Forschungsprojektes für Deutschland. Denn, das seien gerade einmal 15 bis 20 Schnecken-Generationen. "Wir wissen nur nicht, was die genauen Gründe für die Veränderungen sind, und ob nur das Klima eine Rolle spielt", sagte der Wissenschaftler.

Nach Angaben der Forscher hatten die gelben Gehäuse, die sich in der Sonne am wenigsten erwärmen, im "Lebensraum Düne" zugenommen. Zudem sei die Zahl der Schnecken mit nur einem Streifen auf dem Gehäuse europaweit angestiegen. Eine genaue Erklärung dafür haben die Experten noch nicht, sie gehen aber davon aus, dass die Farbe der Schalen in Wechselwirkung mit der Umgebungstemperatur steht.

In kaltem Klima können Tiere mit dunkler Schale die Sonnenstrahlung besser aufnehmen, in warmen jene mit hellen Schalen besser reflektieren. Tatsächlich sind die hellen Varianten im Süden des Verbreitungsgebietes häufiger, doch die durch die globale Klimaerwärmung erwartete Zunahme der hellen Varianten konnte im Rahmen der Studie nicht festgestellt werden.

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