"Helikoptergeld"

Bank will jedem Bürger in Eurozone 1300 € schenken

Wirtschaft
01.04.2016 22:16

Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte nach Einschätzung eines schwedischen Bankhauses zur Ankurbelung der nur langsam wieder auf die Beine kommenden Wirtschaft jedem Einwohner der Eurozone direkt 1300 Euro überweisen. Für die EZB würde dies Verluste von 444 Milliarden Euro bedeuten, was sie aber verkraften könne, teilte die Bank Nordea unter Berufung auf eigene Berechnungen mit.

"Das ist die Obergrenze, falls die EZB entscheiden sollte, an die Bürger direkt Schecks auszustellen", sagte Jan von Gerich, Chef-Anleihenanalyst bei der Nordea. Falls die EZB bereit sei, mit negativem Eigenkapital zu arbeiten, könne sie demnach noch größere Summen bewegen. Dann würde allerdings ihre Unabhängigkeit bedroht. Die Regierungen der Euroländer müssten in diesem Fall womöglich für die EZB Kapital nachschießen. Die Zentralbanken von Chile oder Tschechien hatten jedenfalls in der Vergangenheit mit negativem Eigenkapital operiert.

EZB schließt direkte Geldgeschenke aus
Die Führung der Europäischen Zentralbank schließt solche direkten Geldgeschenke - auch "Helikoptergeld" genannt - derzeit jedoch aus. "Das ist aktuell kein Bestandteil der Diskussion im EZB-Rat", sagte Zentralbank-Direktor Benoit Coeure am Mittwoch. Er sehe nicht, wie das ohne Risikoteilung mit den Regierungen geschehen könne, was auch rechtlich problematisch sei. EZB-Chef Mario Draghi hatte den Vorschlag von Nordea zuvor zwar ein "sehr interessantes Konzept" genannt, allerdings habe man "solche Ideen bisher nicht genauer erörtert".

Experte: "Helikoptergeld" nur kurzfristig hilfreich
Das "helicopter money" tauchte zuletzt vor allem in ökonomischen Fachdebatten auf. Der Schweizer Wirtschaftswissenschaftler Mathias Binswanger etwa sagte, kurzfristig gesehen könne "Helikoptergeld" durchaus einen gewissen Einfluss haben: "Geld, das man kurzfristig bekommt, wie einen Lottogewinn zum Beispiel, gibt man leichter wieder aus als Geld, das man tatsächlich verdient hat." Aber in längerfristiger Betrachtung "würde das vor allem zu Inflation führen, weil nicht tatsächlich die produktive Kapazität in der Wirtschaft ausgeweitet wird".

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