Mehr Feuerkraft

US-Militär setzt erstmals Panzer in Afghanistan ein

Ausland
19.11.2010 10:26
Mehr als neun Jahre nach Beginn des Afghanistan-Krieges schicken die USA erstmals Panzer in das zentralasiatische Land - eine Taktik, die aufgrund der negativen Erfahrungen der Sowjetunion in den 1980er-Jahren bisher höchst umstritten war. Die vorerst 16 "M1 Abrams" sollen dabei den Kampf gegen die Taliban unterstützen, der in den letzten Monaten immer erbitterter wurde. "Wir haben die Glacéhandschuhe ausgezogen, und es zeigt Erfolg", drückte es ein Offizier aus.

Bereits im Frühjahr 2009 hatten die in Afghanistan stationierten Truppen laut einem Bericht der US-Zeitung "Washington Post" den Einsatz von Panzern gefordert. Der damalige Befehlshaber, General David D. McKiernan, wies dies allerdings mit der Begründung zurück, dass die Bevölkerung dadurch zu stark an die sowjetische Besatzung von 1979 bis 1989 erinnert würde. 

USA setzen vermehrt auf Feuerkraft
Nach der Kommandoübernahme von General David Petraeus im Juli 2010 setzten die USA aber stärker auf Feuerkraft, um die Taliban zurückzudrängen. Allein im Oktober wurden etwa durch US- und NATO-Flugzeuge mehr Bomben abgeworfen als in irgendeinem anderen Monat des Krieges. Gegen potentielle Minenfelder wurden neuartige Sprengsätze verwendet, die einen 90 Meter langen Krater in die Landschaft reißen, der breit genug ist, um einen Truck darin fahren zu lassen. Dabei wird aber auch alles zerstört, was noch im Weg steht - Bäume, Pflanzen und auch Häuser.

Gegen die verstärkte Taktik der Zerstörung hatte erst vergangene Woche Afghanistans Präsident Hamid Karzai protestiert, weil seiner Meinung nach die Zivilbevölkerung - etwa auch durch nächtliche Hausdurchsuchungen - davon zu stark betroffen sei. Das US-Militär meldet hingegen, dass der Schaden unter der Zivilbevölkerung bedeutend minimiert werden konnte, weil Militäroperationen besser vorbereitet seien.

Zerstörung "bringt Menschen mit Politikern zusammen"
Generell können einige Offiziere der Zerstörung von Häusern und Agrarflächen der Zivilbevölkerung aber auch durchaus etwas Positives abgewinnen. Die Betroffenen müssen dann nämlich zum nächsten Lokalpolitiker reisen, um den Schaden zu melden und Entschädigung einzufordern. "Dadurch bringt man die Menschen auch mit den Politikern zusammen", berichtete ein höherer Militär der "Washington Post".

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