"Krone"-Interview

Jesper Munk: “Blues ist ein tabuloser Ausdruck”

Musik
13.10.2015 17:00
Er ist 23 Jahre jung und gilt für viele schon als das Wunderkind, der Heilsbringer der Blues-Musik. Der Müncher Jesper Munk hat auf seinem neuen Album "Claim" Herz und Seele perfekt mit rauer Stimme und professioneller Attitüde vermischt. Im Zuge des Waves-Festivals trafen wir den sympathischen und gesprächigen Blondschopf zum Talk im Wiener Porgy & Bess, um mit ihm über die Essenz des Blues, Unsicherheiten in der Schulzeit und das harte Los der Unselbstständigkeit zu reden.
(Bild: kmm)

"Krone": Jesper, die Medien bezeichnen dich gerne als einen "Punk-Blues-Rabauken". Du siehst tatsächlich aus wie ein junger Billy Idol und spielst leidenschaftlich gerne Blues. Fühlst du dich in dieser Rolle wohl?
Jesper Munk: Rabauke klingt so lausbubig und das war ich eigentlich nie wirklich. (lacht) Offensichtlich habe ich mir das aber für jetzt aufgehoben. Ich versuche mich aber schon zu entwickeln.

"Krone": Interessant ist natürlich, wie man in deinem Alter den Blues entdeckt, denn du bist jetzt erst 23. Deine Klassenkollegen pendelten sicher eher zwischen Metallica, Lady Gaga und Mumford & Sons.
Munk: Der Blues entstand mit meinen Freunden. Einer davon hat mich heute erstmals hierher nach Wien gefahren, Matteo, der damals Rhythmusgitarre spielte in der Band, in der ich begann Bass zu spielen. Da war ich 16 und die hieß Lila's Riot. Auch mein Schlagzeuger Clemens war damals schon dabei. Wir konnten alle nicht besonders spielen und haben uns daher an rudimentären 60er-Jahre-Klängen gehalten. Wir wurden immer experimenteller und alternativer, übrig blieb aber stets das Interesse am Blues. Mein Vater Rainer Germann war mehr im Punk/New Wave angesiedelt und ich habe Blues-Platten geshoppt. Ich habe gemerkt, was Lieder schreiben für Probleme lösen kann. Bei meinem Dad konnte ich das genauso beobachten. Wenn er Musik machte, formte sich bei ihm etwas. Der Blues hat mir ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt, die man sich aber selbst erschaffen kann, was auch relativ selten ist. Es ist ein ehrliches Ventil, darin kann man ganz tabulos seine Meinung sagen. Ich würde mich auch nicht als genregebunden beschreiben, sondern eher sagen, dass die Grundlage eines jeden Songs und jedes Instruments von mir dort entstand, was ja auch tatsächlich geschichtlich so passierte. Ich sehe Blues aber eher als Freund oder Lehrer.

"Krone": Kann man seine ehrliche Meinung nur durch Musik ausdrücken, die nicht zwingend kommerziell ausgerichtet ist?
Munk: Kommerzielle Musik ist prozentual mehr danach ausgerichtet, Geld zu verdienen als sich wirklich auszudrücken. Das kann ich nicht wirklich wertschätzen, auch wenn ich es aus wirtschaftlichen Gründen verstehen kann. Als Kunstbegriff müssen die Reflektion und die Gier nach dem Erschaffen größer sein als der kommerzielle Hintergedanke. Das eine muss das andere aber nicht ausschließen.

"Krone": Einerseits ist interessant, dass dein Vater eher die wildere Form der Musik mochte als du, andererseits, dass du offensichtlich nicht gegen ihn rebelliert hast, was normalerweise ja üblich wäre.
Munk: Lustig, ich ging nämlich einst nur aus einer Trotzreaktion heraus zu ihm mit in den Proberaum. Die vier Jungs von Lila's Riot haben mich damals zum Bassspielen eingeladen, aber eigentlich konnte ich das nicht, sondern nur mein Dad. Anfangs habe ich mich dagegen gewehrt, aber irgendwie habe ich mich dazu hinreißen lassen. Vielleicht war ich auch zu schüchtern, es auszuprobieren und ich habe niemandem widersprochen. Anfangs wurden die Basslines vom Leadgitarristen geschrieben, bis ich reinkam und selber kreativ an der Band teilnahm. Nach dem ersten Mal im Proberaum kam ich aber nie wieder raus.

"Krone": Der Gedanke, von Kind weg Musiker zu werden kann bei dir nicht vorhanden gewesen sein. Warst du anfangs eher ziellos oder anderweitig ausgerichtet?
Munk: Ich hatte anfangs gar kein Ziel und war sehr ungefunden. In meiner Kindheit und der frühen Jugend war ich sehr schwimmend. Da sind ein paar blöde Sachen passiert, mit denen ich nicht klarkam und ich hatte kein Ventil. Wenn ich reflektiere, brauche ich entweder jemandem zum reden, wo ich meine Gedanken ordne, während ich spreche, oder ich muss schreiben. Das können deutsche Gedichte oder auch Kurzgeschichten sein. So entstand das mit den Songs und Songschreiben war für mich wie eine Therapie. Ich muss einfach Songs schreiben und das wurde mir schnell klar. Ich hatte mal ein halbes Jahr damit pausiert und da ging mir etwas ab, das ich nie wieder verlieren wollte.

"Krone": Während sich andere Jugendliche ihre Probleme weggesoffen oder weggeprügelt haben, hast du also geschrieben?
Munk: Natürlich blieb auch das andere nicht ganz aus. Ich war sicher nicht der reifste Jugendliche, der durch die Schule stolperte. Lausbub klingt aber immer nach den coolen Kids aus der Schule, so etwas war ich nicht. Ich hatte eher Probleme mit anderen Schülern, aber ich bin dann in eine Familie von vier Freunden und Co-Musikern eingetreten und habe kapiert was es heißt, eine Band zu sein. Sasse etwa stieg nach den Konzerten mit Eric Burdon ein und hat sich unfassbar schnell entwickelt. Ich könnte mit dieser Band nicht glücklicher sein.

"Krone": Dein Debütalbum "For In My Way It Lies" war wirklich noch ein Familienprojekt. Daran waren Vater, Mutter und Ex-Freundin beteiligt.
Munk: Meine Mum und meine Ex haben bei einem lustigen auf einem Song Backing Vocals gesungen. Ich glaube das war bei "Drunk On You". Ansonsten hat das mein Dad mit mir produziert und mir extrem viel beigebracht in punkto Arrangements. Ich fand es immer schon schwierig an Songs zu arbeiten, sobald sie real wurden. Ich habe Texte immer genauso gelassen, wie ich sie geschrieben hatte. Das ganze erste Album blieb so, dadurch haben sich auch Sinnfehler eingeschlichen oder gekreuzte Ebenen werden nicht erklärt, warum sie eben gekreuzt wurden. Es ist einfach ein ungefilterter Gedankenshit.

"Krone": Musik transportiert sich ja ohnehin mehr durch Emotion als durch Perfektion. In deinem Alter sind die Entwicklungsphasen oft noch etwas radikaler, kannst du dich daher mit alten Texten immer noch identifizieren?
Munk: Wenn ein Song einmal draußen ist, konzentriere ich mich auf die Essenz dieses Songs, sobald ich ihn live spiele. Viele Songs spiele ich ohnehin nicht mehr live, weil ich ihnen damit auch nichts Gutes tun würde. Ich sehe die alten Songs aber als Entwicklungsschritte und finde es unsinnig, unzufrieden zu sein oder sich für etwas zu schämen. Ich wollte einfach etwas in meiner Lieblingssprache Englisch auf die Beine stellen und den Versuch kann ich wertschätzen. Er hat mich schließlich hierhingebracht, wo ich jetzt bin.

"Krone": Angefangen hast du als Straßenmusiker.
Munk: Meine Mutter hat in der Gasto als Spülerin angefangen und mein Vater als Schankkellner, dort haben sie sich kennengelernt und dort habe auch ich im Service meine ersten Schritte gemacht. Im Frühjahr war ich mal eine Woche in New York und sah, wie dort jeder auf der Straße spielte. In München geht das aber nicht so leicht, dort kannst du nur in der Fußgängerzone spielen und das nur mit Lizenz. Da ist die Bürokratie viel stärker ausgeprägt. Mich hat dieser vorbestimmte Zeitrahmen aber gelangweilt, ich wollte spielen, wenn ich Lust dazu hatte und eben so kurz oder lange ich mochte. In den Ferien bin ich einfach irgendwo hin und habe dann sporadisch gespielt, davon habe ich Bier und Zigaretten bezahlt. Im Sommer habe ich dort richtig Geld verdient, auf diese Selbstständigkeit habe ich immer viel Wert gelegt. Es war ein sehr angenehmer Weg für mich, der mich auch fortgebildet hat.

"Krone": Du kommst also aus der Gastro, viele andere Musiker haben ihr ganzes Leben nur der Kunst gewidmet. Hast du durch deinen Weg einen anderen Blick auf das ganze Geschäft?
Munk: Das Abitur habe ich mit Ach und Krach überstanden, war nur ganz selten in der Schule und bin auch oft unentschuldigt ferngeblieben. Schule und ich, das passte einfach nicht zusammen. Im Endeffekt habe ich dann die Platte aufgenommen und seitdem nichts wirklich anderes mehr gemacht. Ich sehe bei Freunden von mir schon eine andere Art von Selbstständigkeit, weil sie beides machen. Ich muss meinen Job anders einteilen, weil er sei frei ist und manchmal komme ich mir unselbstständig vor gegenüber Menschen, die einen "normalen" Job machen.

"Krone": Als Musiker bist du aber der Inbegriff der Selbstständigkeit.
Munk: Ich bin vielleicht freier, aber ich brauche nur auf einem Feld Disziplin. Ich weiß, wie viel ich vor Gigs trinken kann, ich bin nie zu spät und weiß, wann ich wo sein muss. Diese grundlegenden Dinge eben, die mich bestenfalls zu einem Profimusiker machen. Ich wurstel mich schon durchs Leben, egal was ich mache. Ich hatte aber schon mal den Gedanken, dass ich als Musikfachidiot Kindern gar nicht so viel beibringen kann. Ich habe aber seit ich 14 bin immer gearbeitet, mich nie durchgeschnorrt und durchschnorren lassen. Das lief bei uns nicht, alles war sehr lässig und eigenständig.

"Krone": Dein Vater hat sich von dir und deiner Musik im Laufe der Zeit immer weiter zurückgezogen, mitunter auch, weil er als Journalist arbeitet. Konnte er dir diesbezüglich auch wichtige Ratschläge für die Medienwelt mitgeben?
Munk: Er hat mir da nie reingeredet und ich habe die Interviews meistens alleine gehalten. Er war im Bandkontext oft dabei, war aber nie vorlaut und hat sich als Mitglied gesehen. Er war immer sehr ehrlich, auch wenn ich oftmals schüchtern war, meinte er immer, das gehöre dazu.

"Krone": Danach ging es relativ rasant. Plattenvertrag beim Majorlabel Warner, Auftritt in der Harald-Schmidt-Show, auf Tour mit Eric Burdon & The Animals und das Erfolgsalbum "Claim". Hat dich die Geschwindigkeit des Erfolgs anfangs überrumpelt?
Munk: Eigentlich war das in dem Moment egal. Das klingt blöd, aber ich bin niemand, der schnell gestresst ist. Stress verspüre ich nur, wenn man mich aus fünf Ecken auseinanderreißen will - dann ziehe ich mich jedenfalls schnell zurück. Aber ich habe ja auch keinen Vergleich und für mich ging das einfach normal dahin. Ich hatte diesen Zustand von Beschleunigung für ein halbes Jahr und musste mich daran gewöhnen und damit klarkommen. Zwischendurch muss man auf Pause drücken und reflektieren, damit man nicht überall vorbeirennt. Ich kann nur dankbar dafür sein, dass ich hier meine Kohle verdiene und mit meinen besten Freunden unterwegs bin. Ich mache auch das, was ich liebe und wertschätze.

"Krone": Je größer du und die Band werden, umso professioneller muss alles funktionieren. Schadet das nicht der alten Freundschaft und Lockerheit innerhalb des Bandgefüges?
Munk: Es wird jetzt mehr Aufmerksamkeit auf mich als Person gelegt, anfangs war das noch mehr auf die Band bezogen. Wir haben aber beschlossen, dass das ein Soloprojekt ist. Im Tourbus ist natürlich jeder gleich. Stören tut das in der Band ohnehin niemanden, mein Mitmusiker Clemens ist etwa mit Abstand der beste Musiker von uns allen und er weiß auch, dass ich so denke, aber er lebt nur für die Kunst. Im Rampenlicht stehen würde ihn nur stören.

"Krone": Ist der Ruhm etwas, das dich interessiert?
Munk: Es kommt auf die Art von Aufmerksamkeit an, die man bekommt. Es ist so chronisch-modern, das man als Künstler von der Aufmerksamkeit lebt und das Musikalische quasi nebensächlich ist. Ich finde die Wertigkeiten im heutigen Musikgeschäft komisch aufgeteilt, aber das ist okay so, damit muss man umgehen. Ich mag Aufmerksamkeit, wenn sie darauf gelenkt ist, was ich meine. Dankbar bin ich dafür auch, wenn sie nicht so gemeint ist, einfach nur deshalb, dass sie da ist. Die Menschen, die mir diese Aufmerksamkeit schenken, finanzieren mir ja meinen Lebensunterhalt, mein Essen, meine Getränke und alles andere irgendwie mit. Ich bedanke mich auch bei allen, die meine Konzerte besuchen. Die Art von Aufmerksamkeit, die etwa Justin Bieber erfährt, kann einen aber auch schnell zugrunde richten.

"Krone": Du hast für "Claim" mit berühmten Leuten wie dem Produzenten Mocky, Jon Spencer und Blumentopf-Mitglied Sepalot zusammengearbeitet. Bist auch du in gewisser Hinsicht noch Fanboy und wusstest anfangs nicht so recht, wie du damit umgehen solltest?
Munk: Erst war ich in L.A. und peinlicherweise wusste ich bei Mocky anfangs nicht, dass er Feist produziert hat. Ich kannte nur eine Nummer von ihm, die er mit Jamie Lidell gemacht hat. Für mich war die Produktion genau perfekt für meine souligen Sachen, weil es sehr organisch und dynamisch war. Am Flughafen hat mich mein Dad auf die Feist-Geschichte aufmerksam gemacht und die "Reminder"-Platte hatte ich jahrelang totgehört - umso peinlicher eben mein Unwissen. (lacht) Ich war anfangs schon nervös, aber als ich ankam und mit ihm auf einen Burger war, war alles lässig. Bei Jon Spencer habe ich etwa drei Stunden im New Yorker Appartement gebraucht, um runterzukommen und auch da habe ich schnell gemerkt, dass dieses Fanboytum total schwachsinnig ist. Du schätzt einen Menschen ja dafür, dass er aus etwas Menschlich scheinendem etwas Unmenschliches gemacht hat. Das hat alles nichts mit der Wahrnehmung seiner Welt zu tun.

"Krone": Die Mischung aus dir und Sepalot ist aber auch sehr interessant und ungewöhnlich.
Munk: Wir haben dasselbe Management und ich habe ihn auf einer Fahrt zum Studio kennengelernt. Die alten Blumentopf-Sachen waren auch ein großer Teil meiner Jugend. Er war so nett, sympathisch und empathisch, dass es gar nie zu einem Fanboy-Moment gekommen wäre. Wir verstanden uns auf Anhieb sofort und er hört nie auf, kreativen Output zu haben. So etwas habe ich sonst noch nie gesehen. Wenn ihm eine Idee gerade nicht gefällt, hat er in zwei Sätzen die nächsten acht parat, und alles davon macht Sinn. (lacht) Ein extremer Typ, echt krass.

"Krone": Du gibst ja selbst offen zu, dass du viel rauchst und gerne mal an einer Bar versumpfst. Je bekannter du wirst, umso größer wird dabei aber auch deine Vorbildrolle. Macht dir diese Entwicklung Angst?
Munk: Schmückst du dich damit, oder trägst du es einfach nur mit dir herum? Ist es ein Laster, oder etwas, dass du als dein Lebensziel akzeptiert hast? Es macht keinen Sinn, Kindern oder Jugendlichen vorzugaukeln, dass es im Musikgeschäft nicht die eine oder andere Zigarette oder das eine oder andere Getränk gibt. Sie sehen es ja so auch überall. Auf meinem ersten Album habe ich auf dem Cover geraucht - das Foto gefiel mir einfach so gut, weil wir da genauso zu sehen sind, wie wir halt auch wirklich sind, aber das würde ich jetzt vielleicht nicht mehr so machen. Es macht meiner Meinung nach keinen Sinn herumzuheucheln. Die meisten Dinge werden ja im Unterbewusstsein als cool abgespeichert und man muss sich natürlich Gedanken darüber machen.

"Krone": Darunter kann schnell die Authentizität leiden, denn streng genommen wäre das dann ein Verstellen deiner Persönlichkeit.
Munk: Ich hätte keinen Bock darauf, mich in jedem Gespräch einzuschränken und die Unwahrheit zu erzählen. Das hilft auch niemandem was. Es sollte eher so eine Art Unterricht in der Schule geben, wo dir beigebracht wird, dass öffentliche Personen auch eine Art von Darstellung sind. Ob sie das selber machen oder die Presse, ist scheißegal, aber man muss alles hinterfragen. Es geht nicht um die Coolness dieser Person, sondern um dich selbst.

"Krone": Viele Menschen sind der felsenfesten Überzeugungen, den Blues könne man nur mit ausreichend Lebenserfahrung und Geschichten im Rücken spielen. Was entgegnest du ihnen?
Munk: Es gibt auch im jungen Alter Dinge, die einen dazu treiben, ein Ventil zu suchen. Man kann sich dem auch mit Respekt nähern und sich daraus bedienen. Wenn ich keine Erfahrungen machen, wie soll ich dann wachsen? Das macht ja alles keinen Sinn. Vielleicht werden die Geschichten mit zunehmendem Alter auch spannender, das liegt dann am Anspruch der Zuhörer. Ich erzähle ja nur immer.

"Krone": Was ist für dich die Essenz des Blues? Die Geschichten? Der Sound? Die Emotion, die getragen wird?
Munk: Es ging immer gleichermaßen um Musik, die Geschichten und was der Mensch mit seinem eigenen Organ ausdrückte. Egal, ob er jetzt geredet, geschrien oder tonal eindrucksvoll gesungen hat. Das Schöne ist ja, das alles um die Essenz herum superflexibel, breit und scheinbar endlos ist. Es gibt nicht wirklich den einen Kern. Für mich ist es nur der tabulose Ausdruck.

"Krone": Du hast auch mehrmals betont, dass du dich nicht zwingend in der Blues-Nische festzurren lassen möchtest.
Munk: Ich changiere ja immer zwischen Blues, Soul und Punk. Also Punk - da gibt es wahrscheinlich Punks da draußen, die mir diesen Begriff absprechen würden, weil ich keine politische Message habe. Es geht aber eher um die Attitüde, wie man ein Gefühl ausdrücken kann. Punk ist für mich eine sehr zielgerichtete Musikrichtung. Ich bin da Ping-Pong-mäßig herumgesprungen, zwischen all den Stühlen und glaube auch nicht, dass sich das erst mal binden wird. Ich habe keine Berührungsängste mit anderen Genres. Wenn man sich etwa wunderschöner, elektronischer Musik verschließt, weil man das per se nicht mag, dann hat man wahrscheinlich nicht kapiert, was Ehrlichkeit ist. Das ist falscher Purismus.

"Krone": Aus Imagegründen limitieren sich Künstler aber sehr oft künstlich selbst.
Munk: Das mit Sicherheit. Ich war früher einmal viel sturer. Wir waren wirklich total intolerant gegenüber moderner Musik, weil wir das nicht genossen haben und fanden, dass alles aus dem falschen Kern entstand. Du kennst aber natürlich nicht all die Geschichten der Menschen hinter dieser Musik. Das ist schon auch unreif, aber so ist man mit 16 auch. Es gibt eine Richtung und alles andere ist scheiße, irgendwann einmal checkt man später, dass es gar nicht so sein kann.

"Krone": Du arbeitest höchstwahrscheinlich regelmäßig an neuen Liedern, wie sieht es gegenwärtig aus?
Munk: Ich habe nicht vor, jetzt aufzuhören. (lacht) Ich sammle Ideen, Songs, Sounds und Worte und schaue einfach mal, was daraus passiert. Einiges davon ist sicher für das dritte Album, andere Ideen sind wohl nicht so weit, eventuell kommen die auf das vierte. Es gibt ja den Spruch: "Du hast ein Leben lang Zeit für dein erstes Album und genau ein Jahr für das zweite."

"Krone": Mittlerweile sind daraus ohnehin zwei bis drei Jahre geworden.
Munk: Genau, aber für mich wird das Schreiben immer interessanter. Ich genieße es, mich fortzubilden und mir Input von anderen Künstlern zu holen. Würde dieser Teil von mir stagnieren, könnte ich ihn nicht mehr wertschätzen. Meine Persönlichkeit muss sich weiterentwickeln und darauf freue ich mich auch.

Jesper Munk live gibt es in diesem Jahr noch zweimal in Österreich. Am 24. November im Grazer ppc und tags darauf im Conrad Sohm in Dornbirn. Tickets für die Shows erhalten Sie unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.

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