Das freie Wort

Staatstragende Verantwortung, was ist das?

Die Koalitionsgespräche sind gescheitert. Für die Politik, insbesondere für die ÖVP, ist das ein Armutszeichen. Man kann nicht mit den Grünen, verständlich, aber man kann auch nicht mit den Roten, auch verständlich, solange die SPÖ geführt wird, wie sie geführt wird, aber man kann auch nicht mit den Blauen, obwohl ihnen die mehr Ministerien angeboten haben, als sie selbst für sich reklamieren. Mit wem kann die ÖVP eigentlich regieren? Sie muss sich aber auch fragen, warum sie katastrophale Umfragewerte hat. Vielleicht deshalb, weil viele Bürger den Transformationsprozess der letzten drei Jahre miterlebt haben: von der Wirtschaftspartei zur Misswirtschaftspartei! Fraglich ist allerdings, ob die Partei das auch so sieht. Sicher ist aber, dass die Sympathiekundgebungen sich in Grenzen halten werden. Für uns Bürger ist es schlichtweg eine Katastrophe, dass sich im 5. Monat nach der Wahl noch immer keine (neue) Regierung abzeichnet. Die mannigfaltigen Probleme lösen sich nicht von selbst. Österreich befindet sich im dritten Jahr in einer Rezession, auch diese verschwindet nicht von selbst, da bedürfte es einer Reihe von konjunkturbelebenden Maßnahmen, die jetzt wohl kaum kommen werden. Das Budgetdefizit löst sich auch nicht von selbst, da bedarf es einer leitenden Hand, die Kosteneinsparungen veranlasst und deren Einhaltung kontrolliert. Wir sitzen auf einem Schuldenberg, der nicht von selbst kleiner wird. Vor wenigen Wochen konnten wir in letzter Minute ein EU-Defizitverfahren abwenden. Die EU wird sich jetzt überlegen, ob das so bleibt. Der Einzige, der für so ein Verfahren Verständnis hat, ist Babler, wohl weil ihm das Verständnis fehlt. Für Österreich ist das keine gute Nachricht, weil sich dadurch das Rating verschlechtern und höhere Zinsen für neue Staatsschulden zur Folge haben wird. Warum sind die Verhandlungen jetzt gescheitert? Kickl hat den Vorschlag unterbreitet, dass jede Partei das machen soll, was sie am besten kann. Und nachdem die ÖVP das Land wirtschaftlich und finanziell an die Wand gefahren hat, war wohl klar, dass man ihr das BMF nicht überantworten kann. Ähnlich verhält es sich mit dem BMI, wo Schwarz gezeigt hat, mit dem Migrationsthema überfordert zu sein: Karner tönte, die Anzahl der Asylanträge sei um 47% zurückgegangen, wohl verschweigend, dass wieder um 53% mehr ins Land kamen, als unsere Strukturen verkraften können. Dennoch beharrte die ÖVP auf dieses Ministerium, wohl weil es seit Jahrzehnten in fester Hand des (NÖ) ÖAAB ist. Wie besser als durch dieses Verhalten hätte Schwarz zeigen können, mehr am Machterhalt interessiert zu sein als am Wohle der Bürger? Wie es jetzt weitergeht, liegt in der Hand des Bundespräsidenten. Er hat drei Optionen, eine Expertenregierung, Neuwahlen oder eine Neuauflage mit jenen Parteien, deren Verhandlungen im Dezember gescheitert sind, vielleicht mit einer Worst-Case-Variante, der Einladung an die Grünen! Ob weitere Koalitionsgespräche sinnvoll wären, ist zu bezweifeln, somit ist die Variante Expertenregierung und anschließende Neuwahlen wohl absehbar. Nicht absehbar ist allerdings, wem diese helfen. Es bleibt spannend, allerdings nur für innenpolitische Masochisten, für uns Bürger ist es schlichtweg eine Katastrophe, weiterhin keine reformwillige Regierung zu haben!

Dr. Erich Gnad, Wien

Erschienen am Do, 13.2.2025

Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Weitere Leserbriefe
Voriger Tag

Di., 18. Mär. 2025

Datum auswählen
Nächster Tag
  • Franz Peer

    Unfaires Preisdiktat

    Jeder Einkauf im Supermarkt ist eine Erfahrung der ganz besonderen Art. Die Preise für Lebensmittel gehen extrem nach oben, selbst Saisongemüse oder ...
  • Franz Moser

    Wo steuern wir hin?

    Zitat des Chefs der EVP, Manfred Weber: „Wir müssen unser Denken in Europa auf Kriegswirtschaft umstellen.“ Kriegsgeheul erster Sahne. Unter die ...
  • Harald Koller

    Kriegsunion

    EVP-Chef Weber will also die EU in eine Kriegswirtschaft verwandeln. Also eine EU, um deren Akzeptanz seit Jahren mit dem Begriff Friedensunion ...
  • Heribert Dierer

    Zitat zum Tag von Manfred Weber

    Das Denken auf Kriegswirtschaft umstellen, das wird nicht genug sein. Man braucht auch mutige Männer, die in den Krieg ziehen wollen und können. Und ...
  • Franz Köfel

    Fairness-Büro

    Oft fragen sich Konsumenten und Konsumentinnen, wie manche zum Teil horrende Lebensmittelpreise zustande kommen, obwohl Medien oft berichten, dass ...
  • Friedrich Leisser

    Kriegsende

    Putin will kein Kriegsende – no na. Außerdem, nachdem Trump seinen Mund so voll genommen hatte („als Präsident mache ich in einer Woche Schluss mit ...
  • Karlheinz Kellner

    Wieder ein Euro für die Ukraine

    Sieben Millionen Euro hat Österreichs Außenministerin der Ukraine übergeben. Das macht weniger als einen Euro pro Österreicher. Während einige ...
  • Ing. Dieter Seidel

    500 Milliarden Euro Sondervermögen?

    Deutsche „Spitzenpolitiker“ bezeichnen 500 Milliarden Euro zusätzliche Schulden als Sondervermögen. Das wird viele Menschen mit einem hohen ...
  • Peter Krennmair

    Jetzt jammern sie

    Es sind doch vorwiegend die Pensionisten, die das Kreuzerl immer an derselben Stelle machen und „den Kickl“ schimpfen: „Den kann man nicht wählen.“ ...
  • Dagmar Langmaier

    Unsere neue Außenministerin

    Warum muss unsere neue Ministerin sofort beim Präsidenten Zelenskij vorstellig werden? Natürlich mit viel Geld im Gepäck. Und schon jetzt Zusagen für ...
  • Rudolf Kolba

    Danke, Herr Babler, danke, SPÖ!

    Das geht zu euren Lasten, das habt ihr den Pensionisten eingebrockt. Und aus dieser Nummer kommt ihr nicht mehr raus.
  • Mag. Klaus Goldmann

    J. D. Vance über Deutschland

    US-Vizepräsident J. D. Vance über Deutschland: „Wenn ein Land wie Deutschland noch ein paar Millionen Einwanderer aus Ländern bekommt, die kulturell ...
  • Helmut Zatsch

    Gespart wird bei jenen, die sich nicht wehren können

    Frau Minister Schumann ist nicht glücklich über die Anhebung der KV-Beiträge bei den Pensionisten! Und unser Zweimal-180-Grad-Wendehals-Kanzler will ...
  • Gerhard Forgatsch

    Klima-Öko-Wahnsinn

    Der Bericht in der „Krone“ – Rodung für UNO-Klimagipfel, macht sprachlos. Eine vierspurige (!) Autobahn direkt durch den Regenwald. Wenn man die ...
  • Dipl.-Päd. Günther Kraftschik

    „Pressestunde“ wird zur Lehrstunde

    Die klugen und sehr weisen Antworten von Christoph Badelt auf schwierige Fragen boten wertvolle Erkenntnisse – auch für Politiker. Als unabhängiger ...
  • Helmut Ehold

    Budgetsanierung – sparen ja, aber.

    Der Chef des Fiskalrats, Prof. Christoph Badelt, warnte am Sonntag in der „Pressestunde“ vor der demografischen Bombe. Weiters meinte er, dass die ...
  • Christian Stafflinger

    Bürokratiebremse

    Erste wichtige Schritte: Die Regierung hat eine Bürokratiebremse vorgestellt, mit der endlich die Zwei- und Dreigleisigkeiten der Vergangenheit ...
  • Franz Umgeher

    Karikatur zum Sonntag

    Der Bruno zeigt wieder einmal Karikatur-mäßig auf – alle Achtung! Die drei Affen, nix sehen, hören, sprechen, verwandeln sich derzeit in die ...
  • Rudolf Danninger

    UNO und OSZE im Abseits

    Im „Krone“-Interview erklärt Brigadier Sandtner von der Landesverteidigungsakademie, dass die in Wien angesiedelte Organisation für Sicherheit und ...
  • Ing. Anton Kern

    Österreichs Skifahrer

    In der Weltcup-Geschichte hat es für Österreich immer ein Auf und Ab gegeben. Jedoch solch schwache, desaströse Leistungen wie heuer (Ausnahme die ...
  • Helle Knöbl

    Kein Orchester mehr

    Leider spielt bei „Dancing Stars“ kein Orchester mehr. Das ist für Österreich keine schöne Visitenkarte. Ich mag da nicht mehr zuschauen.
  • Karin Moser

    Ausartende Jugendbanden

    Um unser Land wieder zu einem sicheren und lebenswerten Staat zu machen, würde ich mir in Zukunft bezüglich des Polizei- und Strafwesens zum Erhalt ...
  • Doris Welleditsch

    Aufrüsten in Europa

    Unfassbar traurig, aber zugleich sehr bezeichnend für unsere heutige Gesellschaft – einige Stunden nach Trumps Absage an die Ukraine einigt man sich ...
  • Evelyn Plot

    „Dancing Stars“

    Es ist zwar erfreulich, dass es eine Fortsetzung von „Dancing Stars“ gibt. Es stellt sich allerdings die Frage, warum man das wieder gleichzeitig mit ...
  • Bernhard Zoubek

    Die EU, nur ein Traum!

    Der gute Gedanke an ein gemeinsames Europa wird leider durch die Niederträchtigkeit der nach Macht strebenden Menschen in Brüssel zunichtegemacht! ...
Voriger Tag

Di., 18. Mär. 2025

Datum auswählen
Nächster Tag



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt