Unser Bundeskanzler spricht sich weiterhin gegen die Wiederaufnahme des EU-Seenotrettungsdienstes „Sophia“ vor der libyschen Küste aus. Und dies aus gutem Grund. Denn wenn man diverse ideologische Scheuklappen ablegt und die Sache so sieht, wie sie tatsächlich ist, wird man leicht erkennen, dass Seenotrettung im Mittelmeer ein Riesengeschäft ist, an dem verschiedenste Dienstleister ihr Geld verdienen. Zuerst kommen jene chinesischen Unternehmen, die die Schlauchboote herstellen und nach Libyen transportieren lassen – sie verdienen an jeder Person, die so ein Boot besteigt. Dann kommt die libysche Polizei bzw. Küstenwache, die diese Boote gegen Zahlung eines Bakschisches ablegen lässt. Dann kommen die eigentlichen Schlepperorganisationen, welche den Hauptanteil der einkassierten Überfuhrkosten einstreifen, und zu guter Letzt kommen diverse Flüchtlingshilfsorganisationen, welche zwar nicht direkt Geld von den Migranten nehmen, jedoch sehr wohl anhand jeder geborgenen und nach Europa gebrachten Person ihren innerhalb der NGOs bestehenden moralischen „Marktwert“ erhöhen möchten. Mit der illegalen Verbringung von Menschen quer über die ganze Welt wird mittlerweile genauso viel oder sogar mehr Geld verdient als mit dem internationalen Drogenhandel. Dies sollte speziell all jenen bewusst werden, welche nun eine Wiederaufnahme bzw. Intensivierung der Seerettungen aus humanitären Gründen fordern. Uns allen sollte klar sein, dass es sich in Wahrheit um keine klassischen Seenotrettungen handelt, bei denen unschuldig in eine Notlage geratenen Menschen, die sich gegen ihren Willen lebensgefährlich auf diesen Gummibooten befinden, geholfen werden muss. Diese Personen betreten die Schlauchboote freiwillig im Wissen, dass sie damit niemals Hunderte Kilometer in Richtung Europa fahren können, und gehen davon aus, dass sie einige wenige Seemeilen vor der Küste von dort wartenden Rettern aufgefischt und ohne jedwede weitere Vorprüfung nach Europa – dem Ziel ihrer Begierde – gebracht werden. Dafür ist auch jedes dieser Boote von den Schleppern mit einem Sat-Telefon ausgestattet, um vor der Küste befindliche Retter rasch verständigen zu können. Für dieses „All-inclusive-Servicemodell“ wird von den Bootspassagieren dementsprechend viel an die Schlepper bezahlt. Es handelt sich also vielmehr um ein eiskalt praktiziertes Geschäftsmodell, bei dem hier und da eben auch Nichtschwimmer ins Wasser fallen können und ertrinken. Je mehr an Nichtschwimmern man daher ungehindert auf Schlauchbooten in See stechen lässt, desto mehr werden auch ertrinken. Und daher hat Bundeskanzler Kurz natürlich vollkommen recht mit seinem Veto gegen eine Wiederaufnahme von „Sophia“. Wem es wirklich daran gelegen ist, dass Menschen nicht mehr im Mittelmeer ertrinken, der muss gegen eine Ausweitung sowohl staatlicher als auch privater Seenotrettungen auftreten. Nur dadurch kann ein bereits bestehender Pull-Effekt, welcher immer mehr Menschen zum Verlassen des eigenen Landes motiviert, wieder eingedämmt werden.
Martin Krämer, per E-Mail
Erschienen am Mi, 5.2.2020
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