Das freie Wort

Politisch zu korrekt

In Kanada stehen Parlamentswahlen an, und just zum jetzigen Zeitpunkt kommt Premierminister Trudeau unter Druck. Es wurde – sicherlich „ganz zufällig“ – im Wahlkampf (kommt einem das nicht bekannt vor?) ein fast 20 Jahre altes Foto veröffentlicht, das Trudeau auf einem Kostümball mit dem Thema „Arabische Nächte“ zeigt. Orientalisch gekleidet und schwarz geschminkt. Für einen Außenstehenden wäre übrigens der Schwarzgeschminkte nicht als junger Trudeau erkennbar. Und jetzt ist, wie man in solchen Fällen zu sagen pflegt, ein „Shitstorm“ gegen den Premier losgebrochen. Ich bin nicht unbedingt ein Anhänger des kanadischen Schönlings, aber bei dem, was jetzt abläuft, kann ich nicht sagen: „Recht geschieht ihm.“ Wenn nämlich seine politisch korrekten Gegner jetzt geifernd und mit Schaum vor dem Mund über ihn herfallen und ihm üblen Rassismus vorwerfen, kann man nur ungläubig den Kopf schütteln über diese kranken Zeitgeister. Das Bild ist fast 20 Jahre alt! Wer ging vor 20 Jahren nicht auch auf einen Kostümball? So war eben die Zeit, und das sollen die Korrektheitsfanatiker berücksichtigen und akzeptieren, und nicht die heute zum Teil übertriebenen, ja schon kranken Maßstäbe und Vorgaben der politischen Korrektheit und des gesellschaftlichen Miteinanders um 20 oder 50 Jahre oder noch weiter zurück anlegen und Urteile fällen. Allerdings verdient in diesem Fall auch Trudeau eine Portion Kritik. Nach der Veröffentlichung des Bildes entschuldigte er sich in einer Art und Weise, die eigentlich schon peinlich wirkt. Er sagte z. B.: „.Ich hätte das nicht tun sollen. Ich hätte es besser wissen sollen. Es tut mir wirklich leid.Es war etwas, von dem ich damals nicht dachte, dass es rassistisch wäre, aber jetzt erkenne ich, dass es etwas Rassistisches war.“ Er hätte aber den selbst ernannten Moralaposteln sagen sollen: „Was wollt ihr? Denkt scharf nach, was ihr vor 20 Jahren gemacht habt, und nehmt euch selbst bei der Nase. Und wenn ihr zu jung seid, um so weit zurückdenken zu können, dann schweigt und schämt euch!“ So etwas in der Art hätte er sagen müssen, statt einen peinlichen Kniefall zu machen.

Josef Höller, per E-Mail

Erschienen am Mi, 25.9.2019

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