Die Aktionen in und um den Toplitzsee haben Jahrzehnte lang medialen Nervenkitzel geliefert. Und die "Steirerkrone" war stets an vorderster Front dabei. Man könnte es "journalistischen Riecher" nennen oder auch "Suche nach der Wahrheit". So vieles war verworren und mit einer Zeit verbunden, die man gerne weggewischt und vergessen hätte.
Versenkt in den Tiefen des schwarzen Wassers
Es war der Toplitzsee, der die Beweise für eine der intelligentesten, zugleich aber auch teuflischsten Aktionen der Nazi-Strategen geliefert hat. Hier fand man Unmengen von gefälschten Pfund-Noten samt dazugehöriger Druckplatten. Verwischt, verborgen in den letzten Kriegstagen. Versenkt im See.
Adolf Burger lieferte Stoff für "Oscar-Film"
Im Juli 2000 tauchte während einer letztendlich erfolglosen Bergeaktion des US-TV-Giganten CBS plötzlich ein älterer Herr am See auf. Adolf Burger (Bild), damals 83 Jahre alt, heute 90 und durch sein aufrüttelndes Buch "Des Teufels Werkstatt" zum Stoff-Lieferanten für den Oscar-Film geworden. Er kam, weil sich hier, am Toplitzsee, irgendwie ein Lebenskreis für ihn geschlossen hatte.
Burger druckte gefälschte Banknoten
Als gelernten Buchdrucker hatte man ihn, den Juden, gemeinsam mit 143 anderen im Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin gezwungen, unter anderem jene Pfundnoten nachzumachen, mit denen man England inflationär überschwemmen wollte. Es war die größte Geldfälscherei der Geschichte und noch mehr: Es war die einzige, die tatsächlich perfekt funktioniert hatte. Auch die gewieftesten Bank-Experten in der Schweiz konnten die Fälschungen nicht von Originalen unterscheiden.
Nicht nur Pfund- sondern auch Dollarnoten wurden gefälscht
Wie viele der "Perfekt-Falsifikate" tatsächlich von einem kompliziert aufgebauten Verteilernetz weltweit in Umlauf gebracht und in andere Währungen konvertiert wurden, bleibt wohl ewig ein Geheimnis. Fest steht, dass es nicht mehr dazu kam, die Briten in das geplante Finanz-Chaos zu stürzen. Das Kriegsende bewahrte auch die Amerikaner vor einem ähnlichen Schicksal. Denn in Sachsenhausen hatten Burger & Co. auch perfekte Dollar-Fälschungen geschafft.
Es war die deutsche Illustrierte "Stern", die 1959 auf Betreiben ihres Reporters Wolfgang Löhde die erste Bergeaktion im Toplitzsee unternahm. "Geld wie Heu" (so auch der Titel der Illustrierten-Serie) wurde damals an die Oberfläche gebracht. Pfundnoten en masse. Alle gefälscht.
Im See liegen noch immer gefälschte Pfundnoten
1963 startete das Innenministerium eine - wie es hieß - letzte Bergeaktion, die alle Rätsel um den See endgültig klären sollte. Dabei kam weiteres Falschgeld zutage. "Krone"-Reporter waren damals ebenso vor Ort, wie während aller darauf folgender Versuche, dem düsteren See die letzen Geheimnisse zu entreißen.
Viele "Schatzsucher" haben ihr Glück versucht
Da gab es den deutschen Biologen Hans Fricke, der als Erster mit einem U-Boot in den See durfte um - behördlich unbewacht - nach einem geheimnisvollen Wurm zu suchen. Misstrauische Ausseer schwören heute noch, dass sie damals gesehen haben wollen, wie schwer beladene Autos nachts vom See wegrollten. Und da gab es die Mega-Aktion im Jahre 2000 (siehe Infobox). Jene, bei der mit allen technischen Mitteln endgültig Klarheit über das gewonnen werden sollte, was tatsächlich im See ist.
Die Amerikaner vom TV-Sender CBS retteten sich damals vor einer Blamage, indem sie eben jenen Adolf Burger für ein Interview aus seiner Heimatstadt Prag zum See flogen, der jetzt die Story für den Oscar-Film geliefert hat. Außer ein paar Packen schleimiger Falsch-Pfundnoten hatte die Aktion nichts zutage gebracht.
Davon gibt es noch jede Menge in den düsteren Tiefen. "Enthülltes Geheimnis Toplitzsee" hieß eine Serie, die 2000 in der "Kronen Zeitung" erschien. Sie war das Ergebnis akribischer Recherchen, und das danach erschienene "Krone"-Buch gleichen Namens gilt heute noch als eine der umfassendsten Darstellungen jener Geschehnisse, die zum Oscar-Filmstoff wurden.
Werner Kopacka
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