Das Konzert war fast ein kleines Festival, denn Metallicas "Sick Of The Studio '07"-Tour trägt den kleinen Zusatz "and friends". Für Wien bedeutete das drei Stunden Vorprogramm von 17.30 Uhr bis halb neun. Die angekündigten "Bullet For My Valentine" wurden zwar etwas sang- und klanglos durch "Oomph!" ersetzt, was dem Programm an sich aber nicht wirklich schadete.
Vor den Metalgöttern aus San Francisco werkte mit "Heaven and Hell" ein Altmännerverein des Ur-Heavy-Metal, der zum Großteil aus Ex- oder aktuellen Mitgliedern der Kultband "Black Sabbath" besteht. Die beiden Band-Masterminds, Gitarrero Tony Iommi (virtuos!) und Sänger Ronnie James Dio, boten mit den im heutigen Metal etwas seltener traktierten, typisch langgezogenen Gitarrenriffs der frühen Achtziger und troubadouresken Gesangsmelodien fast eine Art "Retrospektive".
Kurz vor neun enterten dann Metallica nach der üblichen AC/DC-Western-Aufwärmrunde die Bühne, die bis auf eine monströse LED-Wand und einem mit Grafitti besprühten Podest keinerlei Schnickschnack zierte. "Kill 'Em All", "Welcome Home (Sanatarium)" und "Ride The Lightning" kamen in der ersten Stunde, in der sie für ihre Maßstäbe traditionelles Material spielten, was bei den Fans gut ankam.
"Are you having fun tonight?" Lautstarkes "Jaaa!". "Are you planning to have more fun tonight?" Wieder ein lautstarkes Ja. Und so ging es dahin. Kirk Hammett (Interview siehe Infobox) hatte schon Recht als er sagte, dass die europäischen Fans wesentlich mehr von der Band selbst wissen und auch an den Personen hinter der Musik und ihrer Geschichte interessiert sind. Unter den 35.000 Fans am Rotundenplatz waren mit Sicherheit mehr als drei Viertel absolute Kenner, die nicht nur 99,9% der Songs mitsingen konnten, sondern auch emotional darin aufgingen. So gesehen ist die Metal-Community eine der musikalischsten Fangemeinden überhaupt.
Natürlich durfte auch die Metallica-Hymne "Nothing Else Matters", deren charakteristische Anfangsakkorde angeblich während eines Telefonats mit einer Verflossenen James Hetfields entstanden sein sollen, bei dem der Frontmann nur eine Hand zum Spielen frei hatte, nicht fehlen. Der Song, mit dem sich die Band Achtung und Respekt bei so ziemlich allen Musikliebhabern unterschiedlichster Genres und zugleich die übliche "Ihr werdet kommerziell"-Kritik von den Fan-Hardlinern holte, wurde in Wien zum Massenglaubensbekenntnis, das laut und energisch aus allen 35.000 Kehlen plus denen von Kellnern und Würstelstandbesitzern gen Himmel drang.
Beschlossen wurde der Gig mit Feuerwerk, meterhohen Flammen und dem fast schon obligatorischen Songpaket aus "One", "Enter Sandman" und "Seek And Destroy". Danach gab's eine schnelle Zugabe, ein "Good Night" in vier Sprachen von James Hetfield und ein paar Plektren und Drumsticks für die Menge. Vorbei an Lilliputbahn und Zuckerwatteständen ging es dann für 35.000 zufriedene Fans in einer schier endlosen Menschenschlange nach Hause.
Christoph Andert
Fotos: Andreas Graf
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