Lediglich zwei Monate ist es her, da hatten Heinrich Schmidlechner und Herbert Karner am Rande einer Messe erstmals länger diskutiert: Was passiert, wenn Flüchtlinge über Bad Radkersburg nach Österreich einreisen? 100 pro Tag war eine Zahl, die sie sich Ende August gar nicht vorstellen wollten, erinnern sie sich.
Mittlerweile überqueren pro Tag fast 2000 Flüchtlinge die Murbrücke zwischen Bad Radkersburg und Gornja Radgona. Bürgermeister Schmidlechner und Bezirkspolizeikommandant Karner sind dennoch nicht beunruhigt. Im Kurort hat man derzeit alles im Griff. "In der Stadt und bei den Tourismusbetrieben bekommt man von den Flüchtlingen nichts mit", betont Schmidlechner.
Einsatzkräfte als eingespieltes Team
Donnerstagmittag zum Beispiel: Fast 700 Migranten sind bereits angekommen, beinahe 500 von ihnen mit Bussen weitertransportiert worden. Der Rest ist im letzten von drei Wartezelten (so gibt es ein ständiges Aufrücken und keine Unruhe) angekommen. Die Erwachsenen warten auf Bänken, Kinder spielen, einige der Flüchtlinge stehen draußen im Raucherbereich. Eine Karte zeigt, wie weit es noch nach Deutschland ist. Ein Pfeil zeigt auf Bad Radkersburg: "You are here!"
In der kleinen Zeltstadt im Stadtgraben sind Polizisten, Soldaten, Mitglieder des Roten Kreuzes und freiwillige Helfer längst ein eingespieltes Team. "Wir verteilen täglich gut 1000 Liter Tee, 700 Kilo Bananen und 200 Kilo Äpfel", erzählt beispielsweise Bezirksrettungskommandant Simon Straßgürtl. Notfallsanitäter sind vor Ort, eine syrische Familie dolmetscht, auch die Feuerwehr und Bauhof-Mitarbeiter packen an.
Die Angst vor ausbleibenden Bussen
Um 13 Uhr ist die relative Ruhe vorbei: Der nächste Flüchtlingsschub ist angekündigt. Eine lange Schlange hat sich auf slowenischer Seite gebildet, Kleingruppen werden über ein Schleusensystem hereingelassen. In der Mehrheit sind es Männer, aber auch viele Frauen und Kinder. Alte und Junge, müde und fröhliche Gesichter, dick Vermummte und modisch Gekleidete - alles vertreten. Es gibt kein Gedränge, sondern Ordnung. Ob es so bleibt, hängt davon ab, ob laufend Busse zum Weitertransport kommen. Karner: "Unser Alptraum ist: Unsere Zelte sind voll, und auf der Brücke warten weitere 600 Flüchtlinge…"
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