Ausstellung in Graz

Mur und Mensch

Steiermark
28.08.2015 10:25
Das, was in der Landeshymne so poetisch als "Atlasband" bezeichnet wird, war lange Lebensnerv und wichtigster Transportweg der Steiermark. Auch wenn es auf dem Fluss ruhiger geworden ist, als Ressource ist die Mur bis heute umkämpft. Das Museum im Palais in der Grazer Sackstraße ruft den bescheidenen, doch prägenden Fluss in Erinnerung

Für Grazer hat der Fluss eher trennenden Charakter, markiert die Mur doch bis heute eine zumindest in vielen Köpfen noch bestehende Grenze zwischen "bürgerlichem", linkem und "proletarischem", rechtem Ufer. Der Fluss selbst fließt recht unauffällig durch die Landeshauptstadt. Die im Museum im Palais ausgestellten Bilder aus den Zeiten vor den Hochwasserschutz-Maßnahmen zeigen ein ungleich schöneres, beschaulich dahinströmendes Gewässer: Romantisierende Darstellungen des 19. Jahrhundert, just jener Zeit, als die Mur ihre wirtschaftliche Bedeutung einbüßte. Ausstellungsgestalterin Bettina Habsburg-Lothringen: "Die Eisenbahn hat dem Transportweg Mur den Rang abgelaufen. Schon nach der Römerzeit war der Fluss zur wichtigsten Verbindung im Land geworden."

Von der Bedeutung als Wasserstraße, an deren Ufer wirtschaftliche Zentren wie Leoben und Bruck wuchsen, zeugen Exponate: Holzmodelle von Plätten und Fähren, Dokumente aus der Zeit als Handelsweg. Dass das ökonomische Interesse sich verlagert hat, aber immer noch präsent ist, zeigt man anhand der Darstellung der ewigen Diskussion um die Sinnhaftigkeit von Wasserkraftwerken.

Dass der Fluss bis in die 80er eine "Drecksuppn" war, ist zum Glück fast vergessen. Die tiefer greifenden ökologischen Probleme tun sich anderswo auf. Die Begradigung des Flusslaufs im 19. Jahrhundert, bei der die Mur zwischen Graz und Radkersburg um 15 Kilometer verkürzt worden ist, hat das Ökosystem nachhaltig gestört. Heute arbeitet man kosten- und zeitaufwändig an einer Reparatur dieser Zerstörung durch Fortschritt.

Die Ausstellung will letztlich Schlaglichter auf die vielen Facetten des Flusses werfen, darauf hinweisen, wie sehr der Fluss das Leben in der Steiermark geprägt hat, und wie sehr die Menschen den Fluss verändert haben. "Man könnte aus dem Thema eine ganze Reihe von Ausstellungen machen", meint Habsburg-Lothringen, die sich im Museum im Palais künftig vor allem der Kulturgeschichte der Steiermark widmen möchte. Mit der Mur schafft sie einen recht traditionellen, gelungenen Einstieg zu einem durchaus emotionalen Thema. Bis Juli 2016.

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