Hanlo-Haus

Mega-Insolvenz in der Steiermark

Steiermark
05.05.2015 15:50
Wieder ein Konkurs, gibt ja mindestens zehn am Tag, die von den Kreditschützern KSV oder AKV an die Redaktionen gemeldet werden – ist also schon eine Alltagsmeldung. Dienstag aber schrillten die Alarmglocken. Hanlo, einer der großen und bekannten Fertigteilhausproduzenten der Steiermark, ist in die Pleite geschlittert. Die Schadenssumme ist enorm, was aber noch viel schlimmer ist: Für Hunderte ist der Traum von den eigenen vier Wänden jäh geplatzt…

Für Michael K. und seine Familie – Frau, eine Tochter – war es der Lebenstraum. Der Mann, Elektriker, hat gespart, einen Kredit aufgenommen, im Grazer Speckgürtel ein günstiges Grundstück gekauft und sich ein Fertighaus gesucht. 118 Quadratmeter, nichts Spektakuläres, etwas zum Wohlfühlen halt. Und bis zur Vorwoche war die Welt noch in Ordnung. Bodenplatte betoniert, die ersten Teile geliefert, das Häusl nahm langsam Gestalt an.

Und dann: Aus, die Arbeiter kamen nicht mehr, Anfragen wurden abgeblockt. Jetzt hat K. – aus verständlichen Gründen wollte sich der Mann nicht fotografieren lassen – Gewissheit. Die Fertighausteilgesellschaft – sie ist im Eigentum eines britischen Beteiligungsfonds – hat Insolvenz beantragt. „Ein Wahnsinn, das Haus steht halb fertig da, wir haben aber schon 90 Prozent bezahlt. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Fürchterlich…“

So wie dem Elektriker geht es im Moment – das sind allerdings nur Schätzungen – mindestens 50 Steirern, in den Kernmärkten Österreich und Deutschland geht man von 500 aus. Sie alle haben viel Geld in gutem Glauben anbezahlt, jetzt leben sie mit der großen Angst, es wieder zu verlieren.

Denn beim Landesgericht für ZRS, so die Kreditschützer von KSV und AKV, wurde ein Sanierungsverfahren beantragt, in Rahmen dessen eine Mindestquote von vorerst 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten wird. Auf gut Deutsch und simpel heruntergebrochen: Wer 100.000 Euro bezahlt hat, kriegt vielleicht 20.000 zurück. Eine Katastrophe für den viel zitierten „kleinen Häuslbauer“.21,3 Millionen Passiva. In dürren Worten und Zahlen steht dann in den Pressemeldungen: Von der Insolvenz sind 75 Dienstnehmer und 192 Lieferanten betroffen. Die Passiva betragen zu Verkehrswerten 21,3 Millionen Euro. Ein Überblick über die Aktiva ist erst zu schaffen. Zum Verkehrswert sollen diese lediglich 816.00 Euro betragen.

Hanlo ist eines der bekanntesten Fertighausunternehmen im Land, es wurde vor 40 Jahren gegründet. Nach dem Rückzug des Gründers und Pioniers Hanno Loidl, der das Unternehmen übrigens vom Rollstuhl aus zu einer Top-Adresse machte, hat es 2011 eine Green Building Group – die wiederum mehrheitlich im Eigentum der H.I.G. Capital, einer weltweit führenden Beteiligungsgesellschaft, steht – übernommen. Insgesamt wurden in all den Jahren 10.000 Häuser gebaut.

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