Advent im Dom

Wo das Krippenspiel bei Adam und Eva beginnt

Niederösterreich
14.12.2025 11:00

Wer in diesen Adventtagen den ersten Schritt in den Dom der Landeshauptstadt St. Pölten wagt, spürt sofort: Hier wird Weihnachten nicht nur erzählt, hier wird es neu geboren. Und es beginnt – ganz ungewöhnlich, aber zutiefst berührend – mit Adam und Eva. 

Ja, richtig gelesen. Das St. Pöltner Krippenspiel führt seine Besucher nicht sofort zum Stall von Bethlehem, sondern ganz zurück an den Anfang: dorthin, wo das Menschsein stolpert, fällt – und wieder aufstehen darf.

Diözesanbischof erklärt Hintergrund
„Weihnachten ist die Antwort Gottes auf die Zerbrechlichkeit des Menschen“, versichert Diözesanbischof Alois Schwarz, während er liebevoll über eine der Stabpuppen streicht. „Indem unser Krippenspiel mit Adam und Eva beginnt, zeigt es: Das Licht kommt nicht in eine perfekte Welt, sondern in eine, die Erlösung braucht.“ Seit beinahe 100 Jahren waren die kostbaren Figuren nicht mehr in ihrer ganzen Vielfalt vereint. Jetzt stehen sie wieder Seite an Seite – über zwanzig liebevoll gestaltete Stabpuppen, jede mit eigenem Ausdruck, eigenem Charakter, eigenem Witz. Die Szenen – ursprünglich 23 an der Zahl – verbinden das Heilige mit dem Heiteren, die Bibel mit St. Pöltner Lokalkolorit.

Diözesanbischof Alois Schwarz
Diözesanbischof Alois Schwarz(Bild: APA/GERT EGGENBERGER)

Wenn Herodes mit finsterer Miene auftritt, und gleich darauf die Habergeiß – halb Ziege, halb Dämon, eine Figur aus alten Volkserzählungen – mit einem Huf aufstampft, huscht selbst dem ernstesten Betrachter ein Lächeln über die Lippen. „Humor war immer Teil der Weihnachtsbotschaft“, erklärt eine Besucherin: „Es ist ein Trost, der durch die Jahrhunderte trägt.“

Große werden wieder zu Kindern
Besonders für Kinder wird der Dom zur Bühne der Fantasie: Eine Mitmachstation lädt ein, selbst an den Puppenfäden zu ziehen – einmal Maria sprechen, einmal einen Hirten tanzen, einmal den Engel schwingen lassen. Die Augen der Kleinen leuchten, und plötzlich sind auch die Großen wieder Kinder.

Und dann ist da noch die mechanische Krippe aus den 1950er-Jahren: Schafe, die auf kleinen Bahnen trotten, Rehe, die sich wie zum Gruß neigen, Hirten, die im Takt des Motors nicken – eine stille, zärtliche Bewegung, die die Sehnsucht nach Frieden fast fühlbar macht.

. . . sind nach vielen Jahren wieder vereint zu sehen.
. . . sind nach vielen Jahren wieder vereint zu sehen.(Bild: MUSEUM AM DOM)
Die Stabpuppen des St. Pöltner Krippenspiels . . .
Die Stabpuppen des St. Pöltner Krippenspiels . . .(Bild: MUSEUM AM DOM)

Historische Puppen wieder vereint
Zum ersten Mal seit einer kleinen Ewigkeit kann man alle Figuren, die einst auf mehrere Museen verteilt waren, gemeinsam erleben – als lebendige Erzählung, tief verwurzelt in der niederösterreichischen Tradition des Krippenspiels. Wer den Dom wieder verlässt, tut es langsamer, stiller – als hätte er eine alte Melodie gehört, die das Herz schon kannte, aber fast vergessen hätte.

Die Ausstellung ist noch bis 1. Februar 2026 geöffnet. Und wer sie erlebt, versteht vielleicht ein wenig besser, warum Weihnachten immer wieder neu beginnt – ganz am Anfang.

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