Für den Staatsanwalt stand beim Prozess am Mittwoch in Salzburg außer Frage: „Hier wurde der Terroranschlag eines IS-Schläfers verhindert.“ Konkrete Pläne habe der angeklagte Afghane (22) gehabt und Ziele ausgesucht: Christkindlmarkt, Festung Hohensalzburg und Hauptbahnhof. „Das waren nur Gedanken“, meinte der Terror-Verdächtige.
Im September 2021 flüchtete der Angeklagte vor den Taliban aus Afghanistan. Sein eigentliches Ziel war Deutschland. Doch an der Grenze wurde er angehalten, stellte später einen Asylantrag und erhielt hierzulande den Asylstatus als subsidiär Schutzberechtigter.
Bis zum 1. Dezember 2024. An dem Tag wurde er in Deutschland festgenommen und später den österreichischen Behörden übergeben. Ermittler hatten ihn schon längst im Visier. Dank eines „lebensrettenden Hinweises der US-Geheimdienste“, wie der Staatsanwalt zu Beginn des Prozesses ausführte.
Beim ersten Verhör legte der 22-Jährige dann „schonungslos“ seine radikale Denkweise offen: Koran, Sharia, Märtyrer-Tod. Offen habe der 22-Jährige darüber geredet, mit einem Attentat seinen eigenen Tod und den von vielen Österreichern in Kauf zu nehmen, betonte der Staatsanwalt: „Der IS solle den Europäern Angst machen. Egal, wer stirbt. Das war das Ziel.“
Und der Ankläger zitierte auch die ersten Worte, die der Angeklagte nach der Festnahme aussprach: „I am a Member of the Islamic State“ (übersetzt: Ich bin ein Mitglied des Islamischen Staates.)
Der 22-Jährige chattete mit mehreren IS-Mitgliedern, fragte nach Waffen und Aufträgen und teilte seine Ziele für einen Anschlag mit: den Christkindlmarkt, den Hauptbahnhof und auch die Festung – das Wahrzeichen Salzburgs. Einer Freundin, die er offenbar heiraten wollte, schickte er ein Foto von der Festung. Mit dem Satz: Hier werde er die IS-Flagge hissen.
Laut Anklage soll er diese Frau, gegen die selbst ein Terror-Verfahren in Belgien läuft, zu einem Selbstmordanschlag im Iran bestimmt haben. Der Staatsanwalt sprach dabei von einem „konkreten Bestimmungsversuch“. Und: Jetzt spreche diese Freundin von einer Gehirnwäsche durch den 22-Jährigen.
Terror-Verdächtiger meinte: „Waren nur Gedanken“
Während der Verteidiger ein Geständnis zu fast allen Anklagepunkten ankündigte und von einem Flucht-Trauma sprach, klang es beim Angeklagten weniger nach Einsicht: „Ich hatte Gedanken, aber es war nicht ernst.“ Und zum Vorwurf, dass er seine Freundin zu einem Anschlag bestimmt haben soll, sagte er: „Da bin ich zu 100 Prozent unschuldig.“ Er habe sie nicht angestiftet, sondern beschützt, meinte er sogar.
Radikalisiert habe er sich, wie er erzählt, erst in den Flüchtlingsquartieren: Da sei er Einzelgänger gewesen, habe sich nur mit dem Handy beschäftigt und die Propaganda-Videos der Islamisten gesehen. Den Treueschwur habe er geleistet, gab er zu, sprach aber auch immer wieder von „Fantasien“. Die Vorsitzende hingegen befand, dass es „deutlich mehr als Gedanken waren“. Daraufhin entgegnete er: „Ich war jung und dumm.“
Der Prozess wird morgen, Donnerstag, fortgesetzt. Bei einer Verurteilung drohen zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft.
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