Renaturierung

Wo der Eisvogel in Zukunft wieder fliegen darf

Niederösterreich
10.11.2025 15:00

„Krone“-Lokalaugenschein im Fluss der Ewigkeit - wie die Pielach in ihr altes Bett zurückfindet!

Es riecht nach feuchtem Holz, nach Leben und nach einer Zukunft, die sich aus dem Gestern zurückholt, was einst verloren ging. Wer an diesem kühlen Herbstmorgen am Ufer der Pielach steht, spürt: Hier wird etwas gutgemacht. Etwas, das 90 Jahre lang im Korsett aus Steinen, Beton und falscher Vernunft gezwängt war, darf wieder atmen.

Zwischen glitzernden Kiesbänken und den ersten Nebeln des Morgens zeigt sich ein Schauspiel, das man beinahe schon vergessen hatte - Eisvögel, blitzblaue Pfeile am Himmel, kehren zurück. Bachforellen, einst verdrängt, werden bald wieder ihre Laichplätze finden. Und mittendrin stehen jene, die dies möglich machen: alteingesessene Familien, moderne Idealisten - und ein Graf mit Herz für die Natur.

Rückkehr des lebendigen Wassers
Graf Ludovico Tacoli zu Fridau, dessen Vorfahren seit Jahrhunderten dieses Stück Land hüten, hat gemeinsam mit anderen Grundeigentümern den Mut gefasst, der Pielach ihre Freiheit zurückzugeben. Mit im Boot: die engagierten Ortschefs Rainer Handlfinger (Obergrafendorf) und Michael Strasser (Weinburg). „Wir alle tragen Verantwortung für das, was bleibt, wenn wir längst gegangen sind“, sagt der Graf, während er beim Krone-Lokalaugenschein über die Auen blickt. 50 Hektar neuen Naturparadieses sollen es werden – ein Mosaik aus Wasser, Weiden und Weidenrückzug, aus Geduld und neuer Wildnis.

Umweltlandesrat Stephan Pernkopf nennt es ein „Jahrhundertprojekt des Miteinanders“. Denn was hier geschieht, ist nicht nur Technik, sondern auch Poesie: Ein begradigter Alpenfluss, der sich einst tief ins Gestein grub und sein eigenes Leben verlor, darf nun wieder mäandern, spielen, sich irren und heilen, aber auch Fluten abfedern.

Ökopioniere an der Pielach: Ortschefs Handlfinger (li.) und Strasser (re.), „Krone“-Redakteur ...
Ökopioniere an der Pielach: Ortschefs Handlfinger (li.) und Strasser (re.), „Krone“-Redakteur Perry und Graf Tacoli (2. v. re.)(Bild: Mark Perry)

Ein Versprechen namens IRIS
Das Projekt LIFE IRIS Austria, gefördert von der EU, ist mehr als ein Umweltprogramm. Es ist ein Symbol: für einen neuen Umgang mit dem, was wir „unsere“ Natur nennen. Die Maßnahmen lesen sich wie ein Handbuch der Hoffnung: Buhnen und Totholzpakete sollen neue Lebensräume schaffen, alte Uferbefestigungen weichen, Wanderhindernisse fallen. Die Pielach soll wieder durchgängig werden – für Fische, für Strömung, für das Leben selbst. 4,2 Millionen Euro fließen in dieses Werk, getragen von Gemeinden, Land und Wasserverband. Doch das Wertvollste daran lässt sich nicht in Zahlen fassen: Es ist das Wissen, dass Natur und Mensch nicht Gegensätze sein müssen, sondern Partner.

Die Seele der Region
Wer in den Dörfern entlang der Pielach lebt, weiß, dass dieser Fluss mehr ist als Wasser. Er ist Gedächtnis, Erzählung, Herzschlag. Nach dem verheerenden Hochwasser 2024 verstand man endgültig, dass Natur sich nicht bezwingen lässt – nur begleiten. Nun wird aus der Wunde ein Wunder für Eisvogel und Bachforelle! Spaziergänger, Kinder, Fischer – sie alle werden bald Zeugen eines Landschaftswandels, der mit Demut beginnt. Die Pielach fließt wieder – nicht nur durch das Tal, sondern durch das Bewusstsein einer Region.

Der Klang der Zukunft
Wenn am Abend die Sonne die Auen in goldenes Licht taucht, sieht man im klaren Wasser Schatten tanzen. Sie gehören jenen Fischen, Vögeln, Pflanzen – und Menschen -, die wieder einen Platz gefunden haben. Und vielleicht, ganz leise, hört man zwischen dem Rauschen und Glucksen des Flusses ein uraltes Wort: Danke.

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