Die Salzburger Landwirtschaftskammer erhebt schwere Anschuldigungen gegen Ex-Direktor Nikolaus Lienbacher. Der Versuch einer Einigung vor Gericht schlug vollkommen fehl – jetzt droht ein jahrelanger Rechtsstreit. Es geht um angebliche Verleumdung, Postenschacher und ein mysteriöses anonymes E-Mail ...
Die Nachricht kam aufs Handy, während der Rückfahrt von einem Schwedenurlaub. „Mich hat es aus allen Wolken gerissen“, sagt Nikolaus Lienbacher. Der langjährige Direktor der Landwirtschaftskammer erfuhr so von seiner fristlosen Entlassung – knapp ein Monat vor seinem geplanten Pensionsantritt. „Ungeheuerlich“, findet er das.
Die Landwirtschaftskammer fährt schwere Geschütze gegen Lienbacher auf. Von „Verleumdung“ ist die Rede, ebenso von „Untreue“. Der Ex-Direktor soll hinter einem anonymen E-Mail stecken, das Postenschacher und die finanzielle Situation der Kammer anprangert. Das von einem „Max Mustermann“ versandte E-Mail ging an mehrere politische Parteien und ausgewählte Medienvertreter.
„Ich habe damit nichts zu tun, was hätte mir das bringen sollen so kurz vor der Pension“, beteuert Lienbacher. Kammer-Präsident Quehenberger erstattete jedenfalls Anzeige, im Beisein des Landespolizeidirektors. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen noch. „Für meinen Mandanten ist das extrem belastend. Er hat dieses Mail nachweislich nicht verfasst“, sagt sein Anwalt Peter Huber.
Mir ist es immer um das Wohl der Kammer gegangen. Als ich von meiner fristlosen Entlassung gehört habe, hat es mich aus allen Wolken gerissen.
Nikolaus Lienbacher, Ex-Kammerdirektor
Und: Die Kammerführung wirft Lienbacher ebenso vor, eine 38.000-Euro-Überweisung an eine leitende Mitarbeiterin getätigt zu haben – und das ohne Zustimmung des Präsidenten. Bei der Zahlung habe es sich um eine rückwirkende Gehaltszahlung gehandelt. Die Betroffene – sie wurde mittlerweile ebenfalls fristlos entlassen – habe zwei Stabstellen geleitet. Das Geld stehe ihr zu, sagt Lienbacher. Er dürfe derartige Zahlungen jedenfalls auch ohne Genehmigung veranlassen. Die Fronten bleiben verhärtet. Am Freitag trafen sich beide Parteien vor Gericht, die erste Tagsatzung verlief ergebnislos.
Vom Propagandadienst in die Kammer
Lienbachers Nachfolger als Kammerdirektor ist kein Unbekannter. Franz Wieser ist ein braver ÖVP-Mann, leitete zuletzt das Landesmedienzentrum. Ob der Ex-Chef des Propagandadienstes des Landes der richtige Mann hierfür ist? Lienbacher: „Meiner Meinung gab es Bewerber, die besser in das Anforderungsprofil passen.“
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