Madani im Interview

„Zwar Angst haben, aber es dann trotzdem tun“

Tirol
06.11.2025 18:00

Die österreichische Schauspielerin Proschat Madani, bekannt aus der Serie „Die Vorstadtweiber“ hat ein Buch geschrieben – darin erklärt sie, was man aus der Schauspielerei für das alltägliche Leben gewinnen kann.

„Krone“: Proschat Madani, Sie sind Schauspielerin, Ihr Buch heißt „Leben spielen“. Was hat es mit dem Spielen auf sich?
Proschat Madani: Mein Beruf besteht darin, dass ich verschiedene Leben, verschiedene Figuren in einer großen Bandbreite darstelle. Ich tu so, als ob – und das möglichst so überzeugend, dass das Publikum glaubt, dass ich dieser Charakter tatsächlich bin. Im Alltag sagt man manchmal „das ist nur gespielt“, das wird in meinem Beruf ab absurdum geführt. Ich möchte so echt spielen, dass man lacht, dass man weint. Die Behauptung, die ich aufstelle, ist, dass man im Spielen viel mehr die Möglichkeit hat, wahrhaftig zu sein als man es im echten Leben oft sein kann.

Worum geht es in Ihrem Buch kurz zusammengefasst?
Es geht um die Verbindung zwischen dem Leben und dem Schauspielen und was das eine mit dem anderen zu tun hat. Es ist ein Plädoyer fürs Spielen, nicht nur auf der Bühne, sondern auch im wirklichen Leben. Weil ich der Ansicht bin, dass es sehr viel gibt, was man ins echte Leben übertragen kann.

Zum Beispiel?
Mein Beruf lebt von Empathie, von Mitgefühl. Wenn ich eine Figur spiele, die ich nicht mag, darf ich sie nicht verurteilen, sonst kann ich sie nicht wirklich spielen. Der böseste Mensch hält sich ja selbst nicht für böse, der ist der Meinung, dass er ein guter Mensch ist. Das ist etwas, was einen extrem in Toleranz übt. Das fehlt uns in unserer heutigen Zeit, Menschen werden zu schnell abgelehnt, wenn sie andere Meinungen haben. Es würde uns helfen, wenn man den anderen einfach mal sein lässt und versucht, nachzufühlen, warum er so fühlt. Ein anderes Thema ist das im Hier und Jetzt sein. Gute Schauspielerei passiert immer aus dem Moment, auch, wenn es ein Drehbuch gibt. Man kann nie wahrhaftig sein, wenn man versucht, etwas abzurufen, was in der Vergangenheit liegt oder wenn man etwas wiederholt.

Mit ihrem Buch tourt die Schauspielerin durch Österreich.
Mit ihrem Buch tourt die Schauspielerin durch Österreich.(Bild: Lisa Kirchmayr)

Kann man das Spielen im Alltag auch als ,Fake it til you make it’ (Tu so als ob, bis es klappt) bezeichnen?
Dieses ,Fakte it til you make it’ hat absolut seine Berechtigung, hat aber mit der Schauspielerei direkt nichts zu tun. Wir Schauspieler beschäftigen uns intensiv mit den Figuren, wir überlegen uns eine Biografie, alle möglichen Dinge, um die Figur zu verstehen, um sie nachempfinden zu können. Im Alltagsleben hat man gar nicht die Zeit, sich so intensiv auseinanderzusetzen und da hilft es schon manchmal, wenn man ins kalte Wasser springt und so tut als ob. Je öfter man das tut, desto wohler fühlt man sich in dieser Situation. Dieses Ausprobieren von anderen Situationen, also einfach mutig sein, ist etwas, was einen erweitertet.

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Gute Schauspielerei passiert immer aus dem Moment.

Proschat Madani

Gibt es bei Ihnen Situationen, in denen „Sie sich erweitern“?
Ich werde nach wie vor permanent erweitert in meinem Beruf, es ist jedes Mal ein über den Schatten springen. Manchmal komm ich an ein Set, da kenn ich niemanden, weder die Regisseurin noch die Kolleginnen, da ist man dann da und muss intime Szenen spielen, das kostet mich schon Überwindung. Die Komfortszene zu verlassen, beweist einem jedes Mal mehr aufs Neue, dass man zu weit mehr fähig ist, als man denkt. Man lernt im Leben auch kaum etwas dazu, wenn man nicht immer wieder mutig ist und Dinge tut, die sich im ersten Moment unangenehmen anfühlen. Angst haben und es trotzdem tun, finde ich eine gute Haltung im Leben.

Was machen Sie lieber, schauspielern oder Bücher schreiben?
Das kann ich so nicht sagen, ob ich lieber schreibe oder lieber spiele. Es sind ähnliche Dinge, weil es beide Ausdrucksformen sind, aber sie unterscheiden sich auch extrem. Das Schreiben verlangt mir sehr viel Einsamkeit ab, ich sitze alleine und gehe in mich, während man bei der Schauspielerei aus sich herausgeht. Beide Modi sind unterschiedlich, aber spannend. Ich glaube, dass alles, was man macht, womit man sich selbst ausdrücken kann, der Seele guttut.

Lesung in Innsbruck: Proschat Madanis Buch „Leben spielen“ wird sie am Montag, dem 17. November 2025, in der Tyrolia Buchhandlung in Innsbruck vorstellen.

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