Nach der Rede des FPÖ-Chefs bezieht Erzbischof Franz Lackner Stellung zu Kirche und Politik. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz wehrt sich gegen politische Zweckentfremdung der Kirche. Er will keine Formulierungen aus dem Glauben als politischen Forderungen...
Liebe, Glaube und Hoffnung den Menschen zurückgeben“ – das will FPÖ-Chef Herbert Kickl und bemühte dafür ein Bibelzitat des Apostel Paulus. Er vereinnahmt damit die Kirche für die Politik. Erzbischof Franz Lackner wehrt sich gegen diese Vorgehensweise.
„Krone“: Immer wieder verwendet die FPÖ religiöse Zitate zu politischen Zwecken. Wie bewerten Sie das?
Erzbischof Franz Lackner: Was dazu zu sagen ist, habe ich bereits gesagt. Grundsätzlich möchte ich festhalten: Der Glaube ist etwas zutiefst Persönliches, ein Akt des Vertrauens. Glaube in seinem eigentlichen und tiefsten Sinn kommt vom Hören, wie Paulus sagt – er braucht einen Impuls von außen, ist wesentlich auf Gemeinschaft angewiesen. Das schließt Verzweckung und Vereinnahmung aus.
Ist eine strikte Trennung von Kirche und Politik überhaupt möglich?
Kirchenrechtlich ist eindeutig geregelt, dass Kleriker keine politischen Ämter übernehmen oder sich in Wahlkämpfe einmischen dürfen, um ein Beispiel zu nennen. Sehr wohl wollen wir als Kirche aber grundsätzlich zu gesellschaftspolitischen oder ethischen Fragen Stellung beziehen. In diesem Sinne bringen wir uns als freie Kirche in einem freien Staat für das Gemeinwohl ein.
Die Anhängerschaft von Kickl fordert ein striktes Raushalten der Kirche aus der Politik. Was veranlasst Sie, politische Reden zu kommentieren?
Ich kommentiere keine politischen Reden und keine Parteipolitik, sondern die Vereinnahmung des Glaubens. Ähnlich lag der Fall, als im letzten Wahlkampf ein Wort Jesu aus dem Vaterunser für ein Plakat als Inspiration herangezogen wurde. Gegen eine solche Vereinnahmung stehen wir auf.
Aus Ihrer Sicht: Instrumentalisiert Kickl die Kirche für seine populistische, politische Agenda?
Zumindest werden Formulierungen aus dem Glauben als politische Forderungen und Botschaften verwendet. Das können wir als Kirche bei keiner Partei gutheißen.
Kickl zitierte bei seiner Rede den Apostel Paulus. Er wolle – wie Paulus – den Menschen Glaube, Hoffnung und Liebe zurückgeben. In derselben Rede spricht er davon, wie Hannibal in den Krieg ziehen zu müssen, Kettenhandschuhe anzuziehen, Schlachten führen zu müssen. Wie ordnen Sie die Mischung aus biblischen Botschaften und Kriegsrhetorik ein?
Die Geschichte bezeugt tragischerweise immer wieder Gewalt mit religiösem Motiv. Aber für mich und für die Kirche heute, die in der Welt immer wieder zum Frieden aufruft, ist klar: Das Evangelium ist Frohbotschaft für alle Menschen – besonders für die Schwachen, die Leidenden und Armen in unserer Gesellschaft, gemäß der Seligpreisungen Jesu. Es ist vor allem eine klare Stimme für den Frieden.
Kickl hat Sie zum Gespräch geladen: Folgen Sie der Einladung?
Zu meinen Aufgaben gehört es, im Sinne des Gemeinwohls immer wieder ohne Ausnahme mit allen Politikern ins Gespräch zu kommen. Zu Herbert Kickl bin ich mit dieser Absicht bereits gegangen, er ist also herzlich eingeladen, nun zu mir zu kommen.
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