Eine neue Variante der Blauzungenkrankheit hat die Steiermark fest im Griff – vom Süden bis ins Murtal. Schafe sterben reihenweise weg, Landwirte sind verzweifelt. Eine Kombi-Impfung soll Abhilfe schaffen.
Bis zu 42 Grad Fieber, Lahmheit, Durchfall, Erblindung – und nicht selten eine blau verfärbte Zunge: Die Blauzungenkrankheit bereitet aktuell den Rinder- und Schafbauern der Steiermark schlaflose Nächte. „Ich habe schon knapp 30 Schafe verloren“, berichtet Johann Pusnik von seiner Landwirtschaft in der Südsteiermark nahe Spielfeld.
„Vor drei Wochen ist es losgegangen – so massiv wie noch nie.“ Die Sorge um seine weiteren gut 300 Schafe ist groß, die Rinder auf seinem Hof sind zum Glück noch nicht betroffen. „Aber die Krankheit ist kaum zu stoppen. Für 50 Prozent der Schafe endet sie tödlich“, sagt der Landwirt.
Was Pusniks Tiere qualvoll zu spüren bekommen, ist der sogenannte Serotyp 8. „Er ist in den letzten Wochen über den Balkan, Slowenien und Italien in das Land gekommen“, erklärt Horst Jauschnegg, Leiter der Abteilung Tiere in der Landwirtschaftskammer Steiermark. Die Virusvariante überraschte unser Bundesland gewissermaßen: Sie verbreitet sich rasch und sorgt für schwere Krankheitsverläufe.
Auswirkung des Klimawandels
Überträger ist die Gnitze, eine Mücke, die das Blut von infizierten Tieren aufsaugt und anschließend beim nächsten Stich weitergibt. Von Rind zu Rind oder Schaf zu Schaf ist die Blauzungenkrankheit nicht übertragbar, auch Menschen sind nicht gefährdet. „Das Problem löst sich meistens, wenn es sehr kalt wird“, meint Jauschnegg. Und er sagt: „Solche Seuchen gab es vor 50 Jahren noch nicht – das ist auch eine Auswirkung des Klimawandels.“
Solche Seuchen gab es vor 50 Jahren noch nicht – das ist eine Auswirkung des Klimawandels. Menschen sind nicht gefährdet.
Horst Jauschnegg
Leiter der Abteilung Tiere, Landwirtschaftskammer Steiermark
Bild: Landwirtschaftskammer Steiermark
Vor einem Jahr bekamen die steirischen Landwirte die Seuche erstmals so richtig zu spüren. Von Westeuropa aus kehrte über Vorarlberg der Serotyp 3 in unser Land. Gleichzeitig breitete sich aus dem Süden kommend der Typ 4 in der Steiermark aus – jedoch mit milden Symptomen. In der Folge immunisierte man heuer die Tiere hauptsächlich gegen den Serotyp 3, nicht ahnend, dass eine weitere Variante den Bauern einen Strich durch die Rechnung machen würde.
Eindämmung ist schwierig
Zurück in der Südsteiermark: Damit nicht noch mehr Tiere so wie auf Pusniks Hof verenden, ist Tierarzt Walter Peinhopf-Petz aktuell im Dauereinsatz. „Es kommen täglich Fälle dazu. Ich schätze, dass hier in der Südsteiermark schon mehr als die Hälfte der Betriebe betroffen ist“, sagt er. Eine Kombi-Impfung (Typ 4 und 8) soll helfen – ist die Seuche im Stall ausgebrochen, kann man diese aber nicht mehr verabreichen.
Die beiden Varianten wüten mittlerweile im Süden, in der Weststeiermark, in Murau und Murtal, zeigen Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit. Die Sorge vor dem weiteren Verlauf ist groß: „Gerade bei den Schafen haben wir jetzt schon massive Probleme mit vielen Todesfällen“, sagt der Veterinärmediziner.
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