Der KSV1870 veröffentlichte am Mittwoch die Insolvenzstatistik vom ersten bis zum dritten Quartal. Die Hochrechnung zeigt für Tirol einen deutlichen Anstieg bei den Firmenpleiten. Trotz der Teuerung sind die Privaten wesentlich besser unterwegs.
„In den ersten neun Monaten des Jahres sind in Tirol 309 Unternehmen insolvent geworden. Das ist ein Zuwachs um 45 Fälle oder 17 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2024“, heißt es vom KSV1870 in einer Aussendung. Getragen werde der Ansteig besonders durch höhere Insolvenzzahlen in den ersten sechs Monaten des Jahres. „Im dritten Quartal 2025 gibt es in Relation zur Vergleichsperiode 2024 sogar einen geringfügigen Rückgang.“
Die gegenwärtige Situation ist für viele Betriebe eine Herkulesaufgabe.
Klaus Schaller, Leiter der Region West
Handel und Bau hauptbetroffen
Zu den Zahlen meint Klaus Schaller, Leiter der Region West: „Die gegenwärtige Situation ist für viele Betriebe eine Herkulesaufgabe – insbesondere im Handel und in der Bauwirtschaft. Gleichzeitig sind aber nicht nur die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen daran schuld, dass es aktuell mehr Insolvenzen gibt. So sind bei den insolventen Betrieben die Gründe teils hausgemacht: Operative Ursachen, wie etwa Absatzschwächen oder eine schlechte Kostenstruktur sind in 30 Prozent aller Fälle, die Hauptursache einer Firmenpleite in Tirol. Es folgen strategische Ursachen (28 Prozent), etwa die zu späte Reaktion auf Marktveränderungen, und klassische Gründerfehler mit 26 Prozent. Bei Letzterem fallen insbesondere fehlendes branchenspezifisches Know-how oder mangelnde betriebswirtschaftliche Erfahrung ins Gewicht.“
Bei Privatpleiten sieht es besser aus
Besser sieht es unterdessen bei den Privaten aus. Die spürbar gestiegenen Kosten für das tägliche Leben schlagen sich in dieser Statistik noch nicht nieder. „Laut aktueller Hochrechnung wurden in den ersten drei Quartalen in Tirol 499 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren gezählt. Das entspricht einem Rückgang um 13 Verfahren oder 2,5 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres“, wird vorgerechnet.
Schaller dazu: „Es ist erstaunlich, wie die Tirolerinnen und Tiroler in kurzer Zeit gelernt haben, mit den multiplen Krisen in der Welt und damit verbundenen gestiegenen Lebenserhaltungskosten umzugehen. Seit dem Ausbruch der Pandemie 2020 hat eine gewisse Sensibilisierung für wirtschaftliche Themen in weiten Kreisen der Bevölkerung stattgefunden.“
Weitere Entwicklung hängt von Regierung ab
Und wie sieht die Prognose für die kommenden Monate aus? „Wie sich die Situation tatsächlich entwickeln wird, wird auch davon abhängen, welche Maßnahmen die Bundesregierung setzt, um für finanzielle Entlastung in den Budgets zu sorgen. Die Anfang September angekündigten Maßnahmen, wie etwa die Verdoppelung des Investitionsfreibetrages auf 20 Prozent oder die Unterstützung energieintensiver Betriebe sind begrüßenswert, können jedoch nur der Beginn einer langfristig angelegten Entlastungsoffensive sein“, meint Schaller zu den Firmenpleiten.
Bei den Privaten erwartet er „keine wesentliche Änderung der Situation. Es ist davon auszugehen, dass in Tirol im gesamten Jahresverlauf über etwa 680 Privatpersonen ein Schuldenregulierungsverfahren eröffnet wird“.
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