Nachdem auch der Gemeinderat in Nassereith grünes Licht für den Bau des Fernpassscheitel-Tunnels gegeben hat (die „Krone“ berichtete), will das Land das Projekt (gegen den Willen der Bevölkerung) nun rasch vorantreiben. Das Transitforum warnt indes vor der immer größer werdenden Belastung für die Bevölkerung.
Geht es nach der aktuellen Landesregierung, dann ist der Baustart des 1,4 Kilometer langen und 160 Millionen Euro teuren Tunnels bereits 2029, die Verkehrsfreigabe soll 2029 sein. Doch da dazwischen noch Landtagswahlen sind (regulärer Termin 2027), wollen noch nicht alle an eine Realisierung glauben. Vor allem die betroffene Bevölkerung, die mithilfe des Transitforums/Xunds Leben im Hintergrund versucht, zu retten, was noch zu retten ist.
Fernpass, Timmelsjoch und Reschen als Ausweichrouten
Im Zuge einer mehrteiligen Serie legt Fritz Gurgiser vom Transitforum seit Wochen die Fakten auf den Tisch. Teil 4 beschäftigte sich mit den Belastungen entlang der Fernpassstrecke. Er verweist dabei auf eine Studie des Landes, die besagt, dass an den Stautagen (also de facto jedes Wochenende) nur mehr fünf Prozent mit einem Imster oder Reuttener Kennzeichen über den Fernpass fahren.
Das hängt laut Gurgiser auch damit zusammen, dass der deutsche ADAC wegen der Dauersanierung der Brennerstrecke den Fernpass und in der Folge das Timmelsjoch und den Reschenpass als Ausweichroute in den Süden bewirbt. „Der Verkehr nimmt daher ständig zu und wird zur großen psychischen und physischen Belastung für die dort wohnenden Anrainer“, betont Gurgiser im Gespräch mit der „Krone“.
Hinzu kommt, dass die Bevölkerung auf Fahrten verzichtet bzw. gezwungen wird, an immer mehr Tagen im Jahr die Strecke zu meiden und zu Hause zu bleiben. Das bedeute real eine „immer noch verschwiegene, massive Einschränkung der persönlichen Freiheiten“.
Einschränkung der persönlichen Mobilität
Gurgiser zählt hier konkret die Nutzung privater und betrieblicher Liegenschaften, die persönliche Mobilität (Fahrten zum Arbeitsplatz, Fahrten von Berufstätigen zu Familienbesuchen und Feiern) sowie Besuchen in Krankenhäusern auf. Ganz zu schweigen, dass die Einsatzfähigkeit aller Blaulichtorganisationen behindert wird.
Die ansässige Bevölkerung ist ohnmächtig und chancenlos, ihre unverschuldeten Probleme selbst zu lösen
Fritz Gurgiser, Transitforum/Xunds Leben
Bild: Birbaumer Christof
Einzigartig in der Anti-Transit-Geschichte
„Dass die genannten Belastungen de facto akzeptiert und beibehalten werden sollen und der Tiroler Landtag mit den Stimmen von ÖVP und SPÖ dafür auch noch eine Haftung von 600 Millionen Euro beschlossen hat, ist aus unserer Sicht in der Tiroler Anti-Transit-Geschichte einzigartig, sachlich und fachlich nicht zu respektieren. Es steht im Widerspruch zu allen schriftlichen und verbalen politischen Bekenntnissen, die Verkehrsbelastungen zu reduzieren“, geht Gurgiser mit der Landespolitik hart ins Gericht. Er ist überzeugt, dass der Fernpass-Scheiteltunnel das alles noch mehr verschärft. Die Anrainerschaft werde so noch mehr eingesperrt und isoliert. „Sie ist ohnmächtig und chancenlos, ihre unverschuldeten Probleme selbst zu lösen.“
KI-gesteuerte Dosierung an den Grenzübergängen
Als Alternative zum Tunnel sieht Gurgiser ein Gesamtverkehrskonzept für die Fernpassstraße mit einem KI-gestützten Dosiersystem an allen Grenzeintritten. „Damit kann man sicherstellen, dass die Landes- und Bundesstraßen sicher, leicht und flüssig für alle Verkehrsteilnehmer befahrbar sind“, ist Fritz Gurgiser überzeugt.
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