Vorzeigebetriebe

Erfolgreiche Landwirtschaft hat viele Facetten

Tirol
06.09.2025 18:00

Einen Bauernhof zu bewirtschaften, ist kein Kinderspiel. Die LK Tirol besuchte bei ihrer heurigen Bezirksrunde Betriebe und erörterte, wie Landwirtschaft 30 Jahre nach dem EU-Beitritt gelingen kann und wie man erfolgreich an die nächste Generation übergibt.

Ihre alljährliche „Bezirksrunde“ führt die Spitze der Landwirtschaftskammer Tirol traditionell in je einen Vorzeigebetrieb pro Bezirk. Im Beisein der regionalen Funktionäre tauscht man sich über Fachthemen aus. Ein Fokus lag heuer auf 30 Jahre EU. Tirols LK-Präsident Josef Hechenberger betonte, wie radikal sich die Landwirtschaftspolitik mit Österreichs EU-Beitritt verändert habe.

Damals wurde das System der Gemeinsamen Agrarpolitik geschaffen. „Mit dem Ziel, leistbare Lebensmittel in ausreichender Qualität und Menge für die Bevölkerung bereit zu stellen“, so Hechenberger. In Österreich goss man die Rahmenbedingungen in das Programm für umweltgerechte Landwirtschaft. Bauern können sich für verschiedene ressourcenschonende Maßnahmen entscheiden und bekommen dafür Leistungsabgeltungen.

Zitat Icon

Wir können besonders nachhaltig Lebensmittel produzieren, daher bringen die Zahlungen für unsere Betriebe auch Vorteile.

Josef Hechenberger

„Preislich können unsere kleinen Strukturen nie mit der internationalen Agrarindustrie mithalten. Aber wir können besonders nachhaltig Lebensmittel produzieren, daher bringen die Zahlungen für unsere Betriebe auch Vorteile.“ 91 Prozent der Tiroler Betriebe würden an den Programmen teilnehmen.

Der Betrieb „Maliker“ in Osttirol besteht aus zwei Höfen, die zusammen geführt werden.
Der Betrieb „Maliker“ in Osttirol besteht aus zwei Höfen, die zusammen geführt werden.(Bild: LK Tirol)

Direktvermarktung und verschiedene Standbeine
Wie vielfältig dessen Umsetzung aussehen kann, zeigte die Bezirksrunde. Von der Rindermast über die Verarbeitung von Kräutern und Heilpflanzen bis hin zur Reittherapie für Kinder – Tirols Höfe sind vielfältig. In Obsteig etwa setzt man auf Direktvermarktung. Die Familie Knapp züchtet und schlachtet am Santlhof Masttiere und -schweine und verkauft die Produkte im eigenen Hofladen. Beliefert werden auch Lokale und eine Spar-Filiale.

Ein Schwerpunkt der Bezirksrunde lag auch auf dem Thema Hofübergabe. Wie es geht, demonstrierte die Familie Bailom in Elbigenalp, wo Betriebsführer Elias 2018 den Betrieb seines Opas wiederbelebte. Mittlerweile gibt es zwei Hühnerställe, einen Freiluftstall für Mastrinder und einen Trakt, in dem eigene, Einsteller- und Trainingspferde gehalten werden.

Urlaub am Bauernhof als Erfolgsmodell
Auf mehrere Standbeine setzt auch Familie Stocker in Assling. Selina und Markus bewirtschaften ihre beiden Höfe im Betriebsverbund. Aktuell werden Kühe und Schafe gehalten, hinzu kommen Grünland, Wald sowie ein Dienstleistungsunternehmen.

Als die Familie Mair vom Edenhauserhof am Natterer See 2023 den neuen Laufstall fertigstellte, wurde auch der Tourismus als Betriebszweig ausgebaut. Heute heißt die Familie in sechs Ferienwohnungen und vier Doppelzimmern Gäste willkommen.

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com, Krone KREATIV)
„Krone“-Kommentar
Schwimmbad statt Feldarbeit

Mit dem Beitritt zur EU im Jahre 1995 hat sich für Österreich vieles geändert. Politische Entscheidungen, die bislang in Wien oder Innsbruck getroffen wurden, mussten plötzlich mit Brüssel und den EU-Staaten abgestimmt werden. Der Transit und seine gesundheitsschädlichen Folgen ist nur ein Thema von vielen.

Besonders hart hat es auch die Landwirtschaft getroffen. Das zeigt sich auch an der Anzahl der Betriebe: Waren es vor dem Beitritt noch um die 20.000, so sind es nun 13.500, davon knapp 3000 im Vollerwerb. Und gäbe es nicht die EU-Förderungen, dann gäbe es vermutlich noch wesentlich weniger Betriebe. Wobei die Förderungen eigentlich ein Ausgleich für die erschwerten Bedingungen in der Berglandwirtschaft sind. Jeder, der selbst einmal mit einem Rechen auf dem Feld oder gar einer Bergwiese gestanden ist, weiß, wie hart und schweißtreibend das ist.

Hinzu kommt der immer größer werdende wirtschaftliche Druck. Stichwort Mercosur-Abkommen – ein Anschlag auf unsere kleinstrukturierten Betriebe. Warum? Auf der einen Seite wird dadurch dem Billigfleisch aus Südamerika Tür und Tor geöffnet, auf der anderen Seite werden aber gleichzeitig die Auflagen für unsere heimischen Landwirte immer strenger. Da müssen unsere Bauern zwangsläufig auf der Strecke bleiben. Man darf hoffen, dass hier ein Umdenken stattfindet. Denn sonst geht die junge Bauern-Generation künftig sicher auch lieber ins Schwimmbad als aufs Feld. Die Folgen für das gesamte Land wären natürlich fatal!

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Tirol
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt