Ein Justizwachebeamter hörte zufällig mit, wie sich ein 25-jähriger IS-Sympathisant und Helfer des Wien-Attentäters für Terrorpläne begeistert. Vor Gericht leugnet dieser die Vorwürfe und spricht von einer Fehlinterpretation des Gesprächs.
Vier Tote, zahlreiche Schwerverletzte und ein ganzes Land in Schockstarre: Der Terroranschlag in Wien im November 2020 hat sich in das kollektive Gedächtnis Österreichs eingebrannt. Der Täter wurde damals von der Polizei erschossen.
„Was meint ihr, wäre los, wenn 50 Bewaffnete in der ganzen Stadt loslegen würden? Es gibt mehrere wie mich.“ – Das soll ein 25-jähriger Insasse der Justizanstalt Graz-Karlau in einem Freizeitraum zu Mithäftlingen gesagt haben. Und weitere Fantasien geäußert haben, etwa wie er Bomben in Gebäuden platzieren würde.
IS bestimmt Vorstrafenregister
Der Wiener mit Wurzeln in Ägypten ist mehrfach wegen Verbreitung von IS-Propaganda vorbestraft. Zuletzt fasste er 20 Jahre Haft aus, weil er dabei geholfen haben soll, dem Wien-Attentäter Waffen zu organisieren.
Am Dienstag stand der Mann wegen seiner Äußerungen in der Karlau erneut wegen terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation in Graz vor Gericht. Angesichts seiner Vorgeschichte beantragt die Staatsanwaltschaft auch die Unterbringung in eine Anstalt für gefährliche Rückfallstäter.
Das Vorleben des Angeklagten ist ganz stark vom Islamischen Staat geprägt. Er hat drei in hohem Maß einschlägige Vorstrafen.
Die Staatsanwältin zur Anklage
Ans Tageslicht gekommen sind die gefährlichen Fantasien durch einen Justizwachebeamten, der von einem Nebenraum aus zufällig mitgehört hat. „Er hat erschreckend euphorisch darüber gesprochen. Und ist dann selbstzufrieden aus dem Raum stolziert, ganz anders als sonst“, schildert der Wachbeamte.
„Gespräch wurde falsch verstanden“
Der Angeklagte bekennt sich nicht schuldig. „Wir haben über alles Mögliche geredet, auch über den Wien-Anschlag, aber ich habe nichts verherrlicht. Das Gespräch wurde falsch verstanden.“ Er habe auch nie dem IS die Treue geschworen, sei nur ein konservativer Salafist – „aber nicht radikal.“ Sein Verteidiger bekräftigt, die Aussagen seien komplett aus dem Zusammenhang gerissen: „Subjektive Eindrücke eines Justizwachebeamten wurden dramatisiert.“
Der Mithäftling des 25-Jährigen sagt, man habe schon über Terrorismus gesprochen, „aber ich habe das als schwarzen Humor empfunden.“
Wie der psychiatrische Sachverständige den Angeklagten einschätzt, wird sich bei der nächsten Verhandlung zeigen – Prozess vertagt.
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