Das Bundesdenkmalamt hat entschieden, dass das Areal des ehemaligen Frauenlagers in Leobersdorf (NÖ) nicht schutzwürdig ist. Die Lokalinitiative NS-Zwangsarbeit Leobersdorf hätte sich hier eine würdige Gedenkstätte gewünscht. Jetzt wird es wohl nur ein Gedenkweg am Areal werden.
Schauplatz „Am Weinberg“ in Leobersdorf, Bezirk Baden. Am Donnerstag rückten die ersten Bagger an, um mit dem Bau der Gewerbehallen zu beginnen, die am umstrittenen Gelände des ehemaligen NS-Zwangsarbeiterlagers für Frauen entstehen sollen.
Kurz zur Vorgeschichte: In Kritik geriet Leobersdorfs Bürgermeister Andreas Ramharter dabei wegen dieser Grundstücksverkäufe. Mit seiner eigenen Firma verdiente er damals 15 Millionen Euro, plus 1,34 Millionen Euro für Umwidmungen. „Eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft wegen Amtsmissbrauchs wurde jedoch schon in der Ermittlungsphase wieder eingestellt“, äußert sich Ramharter zu den Vorwürfen. „Und auch das Bundesdenkmalamt ist nicht der Meinung, dass das Areal schutzwürdig ist.“
Bundesdenkmalamt sieht keinen Grund für „Schutz“
Massive Kritik daran übt Günter Lessig von der Lokalinitiative NS-Zwangsarbeit Leobersdorf, vor allem auch am Bundesdenkmalamt (BDA). Denn dieses habe keine weiteren Einwände gegen die Pläne erhoben. „Aus derzeitiger Sicht sind diese Reste – auch im Vergleich mit anderen ehemaligen, archäologisch feststellbaren Lagern, nicht ausreichend, um sie unter Denkmalschutz zu stellen“, heißt es von Seiten des BDA. „Die Errichtung der großvolumigen Gewerbehallen soll lediglich archäologisch begleitet werden“, klagt Lessig.
Er und auch viele Bürger hätten sich ein umfangreiches Dokumentationszentrum auf dem Areal gewünscht. „Denn in ganz Österreich gibt es keine einzige Gedenkstätte für Zwangsarbeiter“, beklagt er. „Die letzten hier im Boden erhaltenen Fundamentreste sind die einzigen materiellen Zeugnisse dieses Leidensortes.“
Was jetzt noch geplant sei, ist ein Gedenkweg am Rand des Areals, der vom Grundstückseigentümer zur Verfügung gestellt wird. Und ein weiterer Gedenkweg in Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden.
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