Kurzsichtige Planung

„Urlaubsopfer“: Wahre Katzenflut in den Tierheimen

Steiermark
11.08.2025 08:00

Zur Sommerzeit herrscht wieder Hochsaison in den Tierheimen, so auch in der Steiermark. Viele Tiere, die eigentlich Familienmitglieder sein sollten, werden unter fadenscheinigen Gründen einfach abgeschoben. Fürs Aussetzen von Tieren drohen übrigens bis zu 7500 Euro Geldstrafe.

„Als wir die Tiere gekauft haben, hat uns niemand gesagt, dass wir sie nicht ein paar Wochen alleine lassen können.“ – Mit diesen Worten gaben Steirer jüngst ihre Kaninchen beim engagierten Tierschutzverein „Purzel & Vicky“ in Vasoldsberg bei Graz ab. „Über so etwas kann man echt nur den Kopf schütteln“, sagt das Betreiber-Ehepaar Ingrid und Michael Stracke. Und auch über den Mangel an Empathie: „Die Familie hatte die Tiere samt ihrer Koffer im Auto, gaben sie ungerührt auf ihrem Weg zum Flughafen ab. Wo sie zum Urlaub abhoben. . .“

Die Strackes haben schon alles gesehen und gehört, kennen auch den „wundersamen“ Andrang ausgerechnet zur Ferienzeit. „Wenngleich die wenigsten sagen, dass sie ihr Tier wegen der Ferien abgeben. Es will ja keiner schlecht dastehen. Da kommen dann so Sachen wie plötzliche Allergie oder das Tier sei zugelaufen.“

Michael Stracke mit Katzenbaby
Michael Stracke mit Katzenbaby(Bild: Purzel und Vicky)
Und mit einem langohrigen Urlaubsopfer
Und mit einem langohrigen Urlaubsopfer(Bild: Purzel und Vicky)

Relativ unverblümt bekommt Susanne Bräuer vom Landestierheim in Graz öfters Tiere in die Hand gedrückt: „Meist von Leuten, die länger ins Ausland fahren, die dann sagen: Ich kann den Hund einfach nicht mehr brauchen.“ Die Heimleiterin kann so etwas nicht verstehen, „man muss sich doch bitte überlegen, bevor man sich ein Tier anschafft, wie die Versorgung im Urlaub ausschaut. Das sagt einem doch der Hausverstand. Und die Empathie.“ Beides ist vielen offenbar jedoch gänzlich abhanden gekommen.

Diese beiden sind keine Urlaubsopfer, liegen der engagierten Leiterin des Landestierheims ...
Diese beiden sind keine Urlaubsopfer, liegen der engagierten Leiterin des Landestierheims Susanne Bräuer aber extrem am Herzen: „Milo“ und „Nora“ suchen ein gemeinsames Lebensplatzerl.(Bild: Jauschowetz Christian)

Es herrscht bei uns Kastrationspflicht
Susanne Bräuer sieht sich mit einem weiteren Problem konfrontiert: „Mit Babykatzen. Einige davon sind sogar Flaschenkinder, um deren Leben man wirklich kämpfen muss, die alle paar Stunden, auch nachts, per Hand gefüttert werden müssen. Und oft in erbärmlichem Zustand sind.“ Eine weitere Unverantwortlichkeit vieler Menschen: „Es wird weniger kastriert. Die Leute müssen wieder dringend daran erinnert werden, dass bei uns Kastrationspflicht bei allen Freigängern vorgeschrieben ist! Steirische Tierschützer haben mit einer regelrechten Flut an Katzen und Katzenbabys zu kämpfen.“

Antonia Schöllauf, die mit viel Herzblut den Adamhof in Leibnitz führt, hofft so sehr auf einen ...
Antonia Schöllauf, die mit viel Herzblut den Adamhof in Leibnitz führt, hofft so sehr auf einen Platz für Beaglemix Sebastian(Bild: z.V.g.)

Der großen Tierfreundin liegen alle ihre Schützlinge sehr am Herzen – zwei, die ins Heim gekommen sind, weil ihre liebevolle Besitzerin selbst ins Pflegeheim musste, sind der schon älterer Rüde „Milo“ (10) und seine kleine Gefährtin „Nora“ (9), die die Welt nicht mehr verstehen. Sie brauchen dringend ein gemeinsames Zuhause. Alle Infos unter: 0 316/68 42 12.

Liza wartet in der Arche Noah
Liza wartet in der Arche Noah(Bild: Aktiver Tierschutz)

Wahre Gründe werden selten genannt
Auf ein solches hofft auch „Liza“, die prächtige Rottweilerhündin, die in die „Arche Noah“ musste, weil das dreijährige Tier seiner Senioren-Besitzerin zu stark wurde. Hier wurden heuer bereits 83 Hunde (jetzt schon um 13 mehr als im Vorjahr!) abgegeben. „Fast keiner sagt, dass es aufgrund eines Urlaubs ist“, weiß Sprecherin Katharina Gründl. Als Hauptgründe werden bei Katzen Allergien oder aggressives Verhalten gegenüber den Kindern genannt. „Bei Hunden ist es oft die falsche Rasse oder Überforderung.“ (Infos zu „Liza“ und allen anderen Tieren: 0 316/42 19 42.)

Katharina Gründl
Katharina Gründl(Bild: Arche Noah)

Das sieht auch Antonia Schöllauf vom Tierheim Adamhof in Leibnitz so, der derzeit mit „14 Hunden absolut am Limit ist“. Explizit wegen Urlaubs würde kaum ein Tier abgegeben, „aber wegen Überforderung. Und die fällt oft mit den Ferien zusammen.“ Leidtragende sind immer unüberlegt angeschaffte Lebewesen.

Bitte beachten: Wer sein Familienmitglied auf vier Pfoten im Tierheim abgibt – warum auch immer – sollte dies nie anonym tun oder behaupten, es wäre ein Fundtier: Es ist für die Betreiber und spätere Vermittlung so wichtig, möglichst viele Infos über das Tier zu haben! Und: Fürs Aussetzen von Tieren drohen übrigens Geldstrafen bis 7500 Euro.

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