Neue Details zum Alpindrama im Tiroler Pitztal: Vermutlich weil sie viel zu spät dran war, traf eine 26-jährige bayrische Alpinistin bei ihrer Tour auf die Hohe Geige (3393 m) eine tödliche Fehlentscheidung. Die Bergrettung musste bei Regen, Nebel und hoher Steinschlaggefahr einen heiklen nächtlichen Sucheinsatz starten.
Gegen 21 Uhr läutete am Dienstag auf der Rüsselsheimer Hütte (2328 m) in St. Leonhard im hinteren Pitztal (Bezirk Imst) das Telefon. Am anderen Ende der Leitung war der verzweifelte Vater einer 26-jährigen Bergsteigerin aus dem Landkreis Dillingen an der Donau.
Die junge Frau war am frühen Morgen in St. Leonhard allein zu einer Tagestour auf die Hohe Geige aufgebrochen, hatte sich aber nicht mehr daheim gemeldet. „Er wollte wissen, ob sie bei uns ist“, schildert Wirtin Tabea Kirschner. Auf der Hütte ist sie am Abend freilich nie angekommen.
Um 15 Uhr immer noch im Aufstieg
„Wir haben sie morgens gegen 7 Uhr noch gesehen“, erinnert sich Kirschner. Da kam sie an der Hütte vorbei und hatte weitere rund 1100 von insgesamt etwa 1800 Höhenmetern zur Hohen Geige vor sich. Den Gipfel hat sie freilich erst am Nachmittag erreicht. „Gäste von uns haben sie gegen 15 Uhr gesehen, da befand sie sich nach wie vor im Aufstieg“, erzählt Kirschner.
Hüttengäste haben die junge Frau gegen 15 Uhr gesehen. Da befand sie sich nach wie vor im Aufstieg. Abends rief dann ihr Vater bei uns an.
Tabea Kirschner, Wirtin Rüsselsheimer Hütte
Zeitdruck – Notabstieg statt Normalweg
Am Gipfel kam sie an, dann geriet sie aber wohl unter Zeitdruck, denn das bis dahin passable Wetter verschlechterte sich. So machte sie einen fatalen Fehler: Statt wieder auf dem Normalweg über den Westgrat abzusteigen, wählte sie den sehr steilen, steinschlaggefährdeten Notabstieg.
Absturz im rutschigen Felsgelände
Dies teilte sie ihren Angehörigen mit, in der Folge brach der Kontakt ab. Im Notabstieg kam sie vom markierten Steig ab, geriet in eine steile Rinne und stürzte im rutschigen Felsgelände ab.
Die Hohe Geige als Tagestour vom Tal aus sind rund 1800 Höhenmeter. Für die meisten ist das zu viel. Man sollte um 14 Uhr schon zurück sein.
Ein Innerpitztaler Bergretter
Nächtliche Suche wurde zu gefährlich
Sofort nach dem Anruf des Vaters wurde die Bergrettung Innerpitztal alarmiert. Die startete mit zehn Mann bei schwierigsten Verhältnissen eine nächtliche Suchaktion. „Es war neblig, regnete stark und es herrschte akute Steinschlaggefahr“, schildert ein Innerpitztaler Bergretter. Rund drei Viertel der Route wurde abgesucht, dann brach man den Einsatz wegen der heiklen Verhältnisse ab.
Helibesatzung entdeckte Leiche
Ab dem frühen Mittwochmorgen suchten Bergrettung, Alpinpolizei und der Polizeihubschrauber Libelle Tirol erneut nach der Vermissten. Gegen 11 Uhr herrschte schließlich traurige Gewissheit. Aus der Luft entdeckte man die Leiche der Frau in 2700 Metern am Fuß des Notabstiegs. Die Libelle barg die Leiche, eine Obduktion wurde angeordnet.
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