Das Leben des Tirolers Ludwig Rendl (92) begann mit einer amüsanten Geschichte. Die hat der gelernte Handwerker wie viele andere niedergeschrieben. Auf seine alten Tage wurde der Verfasser zum Buchautor. Donald Trump und Tirols Ex-LH-Stellvertreter Georg Dornauer kommen darin auch vor.
Es ist eine wahrlich launige Geschichte, mit der Ludwig Rendl aus Reith im Alpbachtal ins Leben gestartet ist. Engelbert hätte der Unterländer eigentlich heißen sollen. Doch sein Taufpate verschwitzte auf dem langen Fußweg von Unterbrunn zur Pfarrkirche den Namen. Also wurde aus dem Bub ein Ludwig. Dieser Name geht immer, hat sich der vergessliche Pate wohl gedacht.
Vielleicht war ja dieses Hoppala ein gutes Omen für den Beinahe-Engelbert, der ein ausgezeichnetes Gespür entwickeln sollte für vergnügliche Geschichten, die das Leben schreibt. Doch es dauerte bald 93 Jahre, bis sich der Tiroler damit an die Öffentlichkeit wagte. Auf seine alten Tage ist der „Brunn Lugg“ – wie ihn alle nennen – jetzt unter die Buchautoren gegangen und überrascht damit Bekannte, Freunde und wohl auch so manches Familienmitglied.
... Putin will viel, Trump noch mehr, er schnüffelt in der ganzen Welt umher. Europa will er nicht mehr loben, er treibt die Zölle steil nach oben...
Aus Ludwig Rendls Gedicht über Trump
Über Online-Plattform entstand Buch
„Allerlei Reimerei und Erinnerungen“ lautet der Titel seines Druckwerkes, zu dem ihn Christian Moser, Bruder seiner Schwiegertochter, animiert hat. Moser half dem über 90-Jährigen auch dabei, über die Online-Plattform story.one aus vielen Ideen einen Erzählband entstehen zu lassen. Das hätte sich der „Brunn Lugg“ nie zu träumen gewagt, dass seine Geschichten einmal zwischen zwei Buchdeckeln verewigt sein werden.
Der gelernte Zimmermann und begnadete Herrgottsschnitzer ist ein humoriger Erzähler. „Beim Denken und Reimen den Kopf schief halten hat seinen Zweck, dann fließt das ganze Hirn in ein Eck“, beschreibt Ludwig Rendl seine Herangehensweise mit einem Augenzwinkern. Zum Niederschreiben seiner vielen Geschichten kam der viel beschäftigte Handwerker erst so richtig in seiner Pension. Seither sieht man ihn immer wieder am Küchentisch sitzen und seine Gedanken mit akkurater Handschrift in Reim oder Prosa niederschreiben – den Kopf leicht schief gehalten.
Sinnige Erzählungen und Gedichte aus dem Dorf
Es ist keine Weltliteratur, die der „Brunn Lugg“ da schreibt – schon klar. Aber es sind geistreiche Miniaturen aus einem reichen Leben, das ein besonders geschichtsträchtiges Jahrhundert durchwandert hat. Ludwig Rendl erzählt von den vermeintlich einfachen Menschen im Dorf, die so lange nur als Komparsen der Weltgeschichte wahrgenommen wurden. Menschen, die mit Klugheit, Fleiß und Zusammenhalt das geformt haben, womit der Tourismus heute gerne in Hochglanzbildern wirbt.
Der „Brunn Lugg“ erzählt aber nicht nur von früher. Er ist ein wacher Geist und macht sich so seine Gedanken über Politik und Weltgeschehen. Ein Gedicht über Trump findet sich ebenso in seinen Memoiren wie ein amüsanter Brief an den durch eine Jagdaffäre ordentlich ins Straucheln geratenen ehemaligen LH-Stellvertreter Georg Dornauer.
Schreiben ist Unterhaltung und Entspannung zugleich
So manch weisen Spruch hat Ludwig Rendl für uns parat. So wie diesen: „Sind die Blaubeeren rot, dann sind sie noch grün.“ Mit Respekt erzählt der Autor von dem, was er beobachtet. „Ziemlich verständlich will ich es gestalten, dann können es lesen, die Jungen und Alten“, lautet ein weiteres Credo des literarischen Autodidakten. Das Schreiben ist für ihn Entspannung und Unterhaltung zugleich. Und nicht selten sieht man den Schreiber schmunzeln, wenn er übers Papier geneigt wieder einen Einfall hat.
Ein eigenes Buch hat der „Brunn Lugg“ für sein Lebensglück nicht gebraucht. Doch jetzt freut es ihn doch, dass seine Gedanken in eine so schöne Form gegossen wurden. In seinem Umfeld hat der Autor viel Anerkennung geerntet. Und vielleicht motiviert er andere, ihre Geschichten auch aus der Schublade zu holen. Was uns der „Brunn Lugg“ noch mit auf den Weg gibt: „Viel Spaß beim Lesen, es ist fast alles so gewesen...“
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