Die Idee des Nutzfahrzeugherstellers MAN für mehr Fahrten in der Nacht mit E-Lkw auf Tirols Straßen findet beim Transitforum wenig Zustimmung. Obmann Fritz Gurgiser übt Kritik – eine Untersuchung bestärkt ihn dabei.
Vor wenigen Tagen sorgte der Vorschlag von MAN für Aufsehen. Um das Verkehrsproblem vor allem auf den Autobahnen in den Griff zu bekommen, könne man mit E-Lkw das Nachtfahrverbot umgehen und den Transitverkehr leise und schadstofffrei in die Nachtstunden verlagern.
Beispiele aus der Praxis, etwa aus Bayern oder Südtirol, würden dies belegen. „300 E-Trucks in der Nacht bedeuten rund eine Stunde weniger Blockabfertigung“, erklärte MAN-Entwicklungsvorstand Frederik Zohm.
Die schweren 40-Tonner haben mittlerweile Autobahnen, vor allem Brücken, massiv ruiniert. Rund 95 Prozent der Straßenschäden verursacht der Lkw.
Fritz Gurgiser, Transitforum Austria
Bild: Birbaumer Christof
Alte Probleme und weitere Lösungsvorschläge in Tirol
Für einen „Schmäh“ hält dieses Vorgehen hingegen Fritz Gurgiser vom Transitforum Austria. Laut ihm gehe es nur darum, den „Auspuffblick“ nun auch noch in der Nacht aufzufüllen. Ohne Obergrenze gäbe es keine Entzerrung, sondern nur das Anlocken von neuem Umwegtransitverkehr aus der Schweiz. Zusätzlich sieht Gurgiser weitere Problematiken: Neben dem Transit auf der Inntalautobahn komme der Ziel- und Quell-Verkehr hinzu. Obendrein entstehen Schäden an den Straßen. „Die schweren 40-Tonner haben mittlerweile Autobahnen, vor allem Brücken, massiv ruiniert. Rund 95 Prozent der Straßenschäden verursacht der Lkw.“
Das Fraunhofer Institut führte Lärmmessungen durch. Diese haben ergeben, dass dies nur bei einer Fahrt von 20 km/h gelte.
Fritz Gurgiser, Transitforum Austria
Bild: Birbaumer Christof
Eine Entzerrung durch den Nachtverkehr gäbe es laut ihm nicht, das sei keine Lösung, sondern locke nur neuen Umwegverkehr an. Gurgiser sieht auch einen höheren Druck auf den Lkw-Lenkern. Diese hätten so jetzt zumindest die Chance, ihre Lenk- und Ruhezeiten einzuhalten. Auch die Lärmreduzierung eines E-Lkw um die Hälfte halte er für falsch: „Das Fraunhofer Institut führte Lärmmessungen durch. Diese haben ergeben, dass dies nur bei einer Fahrt von 20 km/h gelte.“
Er betont abschließend, dass der Versuch, die Straße auf die Schiene zu verlagern, eine Verlagerung von Steuergeld sei.
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