Verleihung in Graz

Retzhofer Dramapreis 2025 geht an lynn t musiol

Preisträger: Stefan Wipplinger, lynn t musiol, Fabienne Dür(Bild: Wolfgang Rappel)

Der Retzhofer Dramapreis 2025 geht an lynn t musiol für das Stück „Lecken 3000“. In der Kategorie für junges Publikum dürfen sich Fabienne Dür und  Stefan Wipplinger freuen. Die Verleihung fand am Sonntagmittag im Grazer Heimatsaal statt.

180 Bewerbungen, aus denen 25 Autorinnen und Autoren ein dreiviertel Jahr lang an ihrem Stück arbeiten, um dann von zwei Jurys anonym bewertet zu werden: lynn t musiols „Lecken 3000“ konnte beim Retzhofer Dramapreis 2025 überzeugen. Damit reiht sich musiol in eine Reihe an bekannten Preisträgern wie Christian Winkler, Ferdinand Schmalz oder Gerhild Steinbuch ein. Der seit 2003 alle zwei Jahre im Rahmen des Dramatiker:innenfestivals Graz vergebene Preis ist mit 7000 Euro dotiert, zudem wird das ausgezeichnete Stück am Wiener Burgtheater uraufgeführt.

Machtmissbrauch zwischen Lehrerin und Schülerin
musiol wuchs im „post-industriellen Rheinland“ – so die eigene Angabe – in Deutschland auf und verwendet das Pronomen „dey“. musiols Stücke liefen schon am Schauspielhaus Hamburg und am Theater Magdeburg und Hamburg. „Lecken 3000“ ist ein queeres Coming-of-Age-Drama über die Beziehung zwischen einer Schülerin und einer Lehrerin, das das Thema Machtmissbrauch aufgreift.

Die Jury begründet ihre Entscheidung in musiols Mut, diese Themen aufzugreifen sowie „gedanklicher und handwerklicher Brillanz“: „Hier ist ein Theatertext in einer unverkennbaren, sich am Zeitgeist orientierenden Kunstsprache entstanden, der uns ein Figurenarsenal von größter Unverkennbarkeit, Direktheit und Unverfrorenheit zumutet. (...) Das ist sinnlich, witzig, jenseits von gedanklicher Zensur oder mittelmäßigem Kompromiss.“

Zwei Preise für junges Publikum
2021 wurde erstmals auch ein Preis in der Kategorie für junges Publikum vergeben. Er geht heuer an Fabienne Dür für „Löwenschwester“ und an Stefan Wipplinger für „Kri“. 

Dür lebt in Berlin. Ihr Debütstück „Gelbes Gold“ wurde 2021 zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen und am Staatstheater Kassel uraufgeführt. In „Löwenschwester“ erzählt die Protagonistin vom Zusammenleben mit ihrer Schwester, die eine Behinderung hat. Die Jury lobt „seinem bemerkenswerten Umgang mit Sprache und Bildern – schlicht, klar, poetisch, ruhig und voller Details und Eigenheiten“. 

In Wipplingers Stück „Kri“ zieht ein Mädchen in ein Wartehäuschen ein – und hinterfragt damit Vorstellungen des Zusammenlebens. „Stefan Wipplinger tut all das mit einer zarten, rhythmischen, genauen und tastenden Sprache, die nach Worten und Antworten sucht, die um Gewissheiten ringt, die von den Vorurteilen, den Befindlichkeiten und dem Wunsch nach einfachen Antworten innerhalb einer Dorfgemeinschaft erzählt, von Aufbruch und Anderssein“, begründet die Jury die Auszeichnung für den gebürtigen Oberösterreicher, der 2010 nach Berlin zog und seit 2023 in Wien lebt.

„Lecken3000“ wird am 13. Dezember im Vestibül des Burgtheaters uraufgeführt. Ein Siegerstück für junges Publikum wird als Koproduktion mit dem TaO! im Next Liberty am 24. Jänner 2026 stattfinden. Die weiteren Spieltermine erfolgen dann im TaO!