Steiermark Schau

Vom ehrgeizigen Aufsteiger zur tragischen Fürstin

Steiermark
15.06.2025 14:00

„Ambition & Illusion“: Um Aufstieg und Fall der Eggenberger geht es in der vom Universalmuseum Joanneum ausgerichteten Steiermark Schau im Grazer Schloss Eggenberg. Die Gestalter werfen aber auch einen Blick auf die Frauenschicksale am Hof. 

Das Gleichgewicht der Geschlechter scheint Hans Ulrich von Eggenberg ein Anliegen gewesen sein, hat er doch die Prunkräume im Schloss Eggenberg gerecht aufgeteilt. Zwölf auf der einen Seite waren ihm zugedacht, zwölf auf der anderen der Fürstin und ihrem Hofstaat. Ob das der großen Liebe zu seiner Frau Sidonia Maria geschuldet war?

Eines muss man dazu freilich wissen: Die fürstlichen Räume waren keine privaten Gemächer. Vielmehr handelte es sich um eine große Bühne , auf der sich der Regent selbst inszenierte, seine Familie und seinen Hof. Ob hinter dem vielen Schein auch immer viel Sein zu finden war, darf bezweifelt werden.

Ein Aufsteiger, wie er im Buche steht
Dabei ging es den Eggenbergern zu Beginn ihrer Herrschaft prächtig. Hans Ulrich war ein Aufsteiger, wie er im Buche steht. An der Seite des jungen Kaisers Ferdinand II. wurde er zum einflussreichsten Staatsmann und genoss dessen Vertrauen. Ferdinand übertrug ihm die Herrschaft Krumau, erhob ihn in den Reichsfürstenstand und machte ihn zum Gubernator von Innerösterreich. Sein Einfluss, auch sein Stand als „Neufürst“, sorgten am Wiener Hof für Neid und Naserümpfen.

Nach seinem Tod folgte sein einziger Sohn Johann Anton, dem Kaiser Ferdinand III. gleich eine beachtliche Aufgabe aufbürdete. Es galt, die Zustimmung von Papst Urban VIII zur Kaiserkrönung zu erlangen, was dem Eggenberger dank eines megateuren Festzugs durch Rom mitsamt der goldenen Kutsche, die Glanzstück der Ausstellung ist, auch gelang.

Die Kavalierstour der ungezogenen jungen Fürsten als Comic.
Die Kavalierstour der ungezogenen jungen Fürsten als Comic.(Bild: J. Luttikhuis/OPERA Amsterdam)

Seine Söhne, deren Kavalierstour durch Italien im unterhaltsamen Comic-Format ein weiterer Höhepunkt der Schau ist, begingen den Fehler, den Besitz aufzuteilen. Johann Christian wählte das reiche Krumau, während Johann Seyfried die wenig rentablen innerösterreichischen Güter bekam. Die Fertigstellung der Residenz in Graz überstieg seine Mittel gewaltig, und er verschuldete sich so sehr, dass der Kaiser eingreifen musste. Weder sein Sohn, noch der früh verstorbene Enkel konnten den alten Glanz wieder herstellen.

Frauenschicksale in der Männerwelt
Das Eggenberger Jahrhundert war eine Männerwelt, doch „Schlossherr“ Paul Schuster und sein Team widmen den Frauen viel Raum. Der allerdings deutlich zeigt, dass die Fürstinnen, auch wenn sie noch so klug und tatkräftig waren, immer eine untergeordnete, ja dienende Rolle einnahmen. So wie Seyfrieds Frau Eleonora, seine Schwester Maria Elisabeth und deren Tochter Erdmunda Theresia im exklusiven Orden „Sklavinnen der Tugend“, der sich bedingungslosem Glauben und selbstlosem Dienst verschrieben hatte. Doch nicht nur die Fürstinnen, auch der weibliche Hofstaat wird untersucht. Freuden und Tragödien finden sich hier, und Schicksale werden aus der Vergessenheit geholt.

Die fürstlichen „Sklavinnen der Tugend“.
Die fürstlichen „Sklavinnen der Tugend“.(Bild: J. Luttikhuis, OPERA Amsterdam)

Eggenberger Fürsten gibt es nur knapp ein Jahrhundert
Nach dem Tod des letzten Fürsten 1717 bleibt nicht viel vom Glanz der Eggenberger. Bezeugen muss dies die letzte Fürstin Maria Eleonora. An ihren dritten Mann, Leopold Graf Herberstein, fällt schließlich das Schloss Eggenberg als Erbe.

Es sind knapp 100 Jahre, in denen die Eggenberger vor den Vorhang der Geschichte treten, die Steiermark Schau zeigt diese Jahre voller Dramatik und Liebe, Religion und Wissen, Glanz und Verschwendung – das sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen.

Sonderschau
Der Münzschatz der Eggenberger

Mit wenigen, aber umso wertvolleren Exponaten leistet auch die hervorragend ausgestattete Münzsammlung im Schloss Eggenberg einen Beitrag zur diesjährigen Steiermark Schau. Die Sonderschau „Die Eggenberger und das Geld“ erzählt vom nicht gerade üblichen Münzrecht für den Neufürsten Hans Ulrich, der nicht nur Geld, sondern auch Gedenkmedaillen prägen ließ. Davon zeugt jene mit seiner Frau Sidonia Maria, die ihre Verbundenheit auch nach dem Tod beschwört. Eine echte Rarität ist zudem der zehnfache Golddukat mit dem Porträt des Fürsten von 1629.

Der zehnfache Dukat mit dem Porträt des Fürsten Hans Ulrich von Eggenberg.
Der zehnfache Dukat mit dem Porträt des Fürsten Hans Ulrich von Eggenberg.(Bild: UMJ/N. Lackner)

Auch Prägungen seiner Erben sind zu bestaunen, die nicht zuletzt von der Verbundenheit der Eggenberger zum Kaiserhaus erzählen. Und man erfährt in der von Karl Peitler und Marc Philipp Wahl gestalteten Ausstellung auch viel über die unsicheren Zeiten, in denen die Eggenberger regierten. Der 30-jährige Krieg etwa drückte den Münzen seinen eigenen Stempel auf.

Eine umfangreiche Publikation ergänzt diese Ausstellung in der Münzsammlung im Schloss Eggenberg.

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